Sonntag, 28. August 2011

Es geht auch ohne Waffel: Gegrillte Wassermelone mit Sauerrahm-Orangen-Eis

Neulich ist mir mal aufgefallen, dass ich schon seit Jahren keine Eis-Waffelhörnchen mehr gegessen habe. Zumindest nicht komplett. Früher als Kind konnte ich davon gar nicht genug bekommen und das Eis wurde ruckzuck weggewuppt, nur damit ich möglichst schnell an die Waffel kam. Die Krönung waren diese frisch gebackenen Riesenwaffeln vom Mövenpick-Stand im Freiburger Bursengang, die wir uns für ein paar Pfennig so ganz ohne Eis gekauft haben. Wir hatten sogar einen eigenen Schlachtruf, den wir nach erfolgreicher Beutesicherung zum Besten gaben: Die Zeigefinger rechts und links in die Mundwinkel stecken, weeeiiiit auseinander ziehen, je weiter man zieht desto größer ist nämlich der schockierte-Passantenblicke-Effekt über die verkommenen Zehnjährigen, und dreimal hintereinander so laut es geht "Mö-ven-pick!" brüllen (ihr könnt es gerne ausprobieren, ich wette das "p" bekommt keiner hin). Dann kurz die Rüge von den Erziehungsberechtigten einkassieren, kichern und verschwörerische Blicke mit dem Kumpanen austauschen und dann weiter an der Waffel knuspern. Jedenfalls wurden im Laufe der Jahre die Eiswaffeln an den Verkaufsständen immer schlechter und mein Appetit darauf versiegte schließlich gänzlich. Feine, knusprige, selbstgemachte Waffeln, wie zum Beispiel die von Chef Hansen, würde ich gerne einmal wieder essen, aber so lange ich keine Hörnchenmaschine habe (oder keinen persönlichen Hörnchen-Lieferanten), gibt´s die Eisrezepte eben weiterhin ohne Knusperzulage, dafür diesmal mit Obst.


Hier kommt das Rezept für zwei Portionen: 
Für das Eis: 
1 Blatt Gelatine 
2 kleine Eigelb 
80 g Zucker 
2 TL Vanillezucker 
2 unbehandelte Orangen 
Saft von ½ Zitrone 
2 EL Weißwein 
65 ml Sahne 
65 g saure Sahne 

Außerdem: 
¼ Wassermelone 
Minze für die Garnitur 

Für das Eis die Gelatine ca. 10 Minuten in kaltem Wasser einweichen. Die Eigelbe mit Zucker und Vanillezucker zu einer Schaummasse aufschlagen. Die abgeriebene Schale einer halben Orange, den ausgepressten Saft aller Orangen, den Zitronensaft und den Weißwein unterrühren. Das Gemisch in einen Topf geben und unter Rühren bei mäßiger Hitze schlagen, bis die Masse sämig wird, aber nicht kochen! Die Masse vom Herd nehmen und kurz weiterschlagen, damit sie nicht gerinnt. Die eingeweichte Gelatine gut ausdrücken und unter die warme Masse rühren. Unter häufigem Durchschlagen die Masse abkühlen lassen, dann kalt stellen. Die Sahne steif schlagen und mit der sauren Sahne unter die gut abgekühlte Creme ziehen. In einem Gefäß im Gefrierfach fest werden lassen, dabei alle 30 Minuten umrühren bzw. am besten gleich in der Eismaschine zubereiten (so habe ich es gemacht). Das Melonenviertel in knapp 1 cm dicke Scheiben schneiden und den grünen Rand entfernen. In einer Grillpfanne die Melonenscheiben beidseitig goldbraun anbraten und auf die Teller verteilen. Das Eis drauf geben und mit Minze garniert servieren. 


Das Rezept stammt aus dem Buch "Lust auf Land Sommerküche". Die Kombination mit der warmen Melone fand ich zuerst ein bisschen verwunderlich, da Melone im Sommer mein liebstes Durstlöscher-Obst ist, und ich sie am liebsten eiskalt aus dem Kühlschrank esse. Aber dieser warme austretende Melonensaft, der sich dann mit dem fruchtigen Eis vermischt hat, das ... ja, das war schon gut. 


Wir haben übrigens jahrelang ohne Zitruspresse gelebt und ich habe die paar mal "Saft von einer Zitrone", die in Rezepten gefordert wurden, immer bekommen, indem ich erst sämtliche Finger ins Fruchtfleisch gekrallt und die Zitrone (oder was auch immer) dann rabiat in der Faust zerquetscht habe. Vor ein paar Monaten haben wir aber quasi prominente Unterstützung geschenkt bekommen. Die Dame wollte bei ihrem Orangensaftbad jedoch gerne inkognito bleiben, ich bitte um Verständnis. 

Dienstag, 23. August 2011

Dip Dip Hurra: Hähnchen im Fladenbrot mit Avocadodip

Nachdem ich ein traumhaft sonniges Wochenende in Freiburg mit vielen Freunden und langen Nächten und den Tag gestern unter knallblauem Himmel auf der Wiese mit einem Stapel Bücher verbracht habe (mit dabei: Marina von C. R. Zafón, Schoßgebete von Madame Roche, Jamie Oliver unterwegs; das erste ist unreal aber schön kurzweilig, über das zweite kann ich noch nicht viel sagen, aber Fast Forward fand ich immer cool, und das dritte hat mir eingeflüstert, was ich am Abend kochen sollte), glaube auch ich so langsam, dass der Sommer doch noch ein bisschen zurück kommt. Schön! Also komme ich ohne Umschweife zur Sache, denn dieses Hähnchen hat´s mir beim Durchblättern des Kochbuchs gleich angetan, mit fluffigem Fladenbrot und einem frischen, kühlen Avocadodip...


Hier kommt das Rezept für 2 Personen: 
300 g Hähnchenfleisch, in mundgerechte Stücke geschnitten (Jamie nimmt Brüste, ich hatte ausgelöste Keulen, das ging auch gut) 
2 Fladenbrote 
1 Zitrone zum Servieren 

Für die Marinade: 
1 Stück Ingwer (ca. 2 cm), geschält und gerieben 
½ EL Paprikapulver rosenscharf 
½ TL Kurkuma, gemahlen 
½ TL Koriander, gemahlen 
1 ½ EL Olivenöl 
Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer 

Für den Avocadodip: 
1 reife Avocado
½ TL Kreuzkümmel, gemahlen 
1 Knoblauchzehe, geschält und fein gehackt 
ein paar Stängel Koriandergrün, fein gehackt 
1 EL bestes Olivenöl 
Saft von ½ Zitrone 

Die Zutaten für die Marinade in einer Schüssel mischen und kräftig mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Fleischstücke darin wenden, bis sie vollständig mit der Marinade überzogen sind. Die Schüssel abdecken und mindestens 30 Minuten kalt stellen. 
Für den Avocadodip die Avocado halbieren und den Stein entfernen. Das Fruchtfleisch mit einem Löffel herausschaben und mit den übrigen Zutaten sowie je einer (ordentlichen!) Prise Salz und Pfeffer in einer Schüssel mit einer Gabel zerdrücken. Wer möchte, kann die Masse auch pürieren, ich habe lieber ein paar kleine Stückchen drin. Eine Grillpfanne erhitzen und die Fleischstücke 5-7 Minuten unter gelegentlichem Wenden goldbraun braten. In einer zweiten heißen Pfanne die Fladenbrote hintereinander auf jeder Seite etwa 30 Sekunden erwärmen. Fladen halbieren und mit dem Messer eine Tasche hineinschneiden. Mit je einem großen Löffel Avocadodip und ein paar Fleischstücken füllen und mit Zitronenspalten servieren.




Wer möchte, kann gekauftes Fladenbrot nehmen, es geht aber auch ganz einfach selbst zu machen, dafür gibt es unzählig viele Rezepte im Netz. Meines war supereinfach: 250 g Mehl mit 1 TL Salz in einer Schüssel vermengen. 1/2 TL Zucker und 1/4 Würfel Hefe in 150 ml lauwarmem Wasser auflösen und 10 Minuten stehen lassen. Dann die Flüssigkeit zum Mehlgemisch geben und alles zu einem glatten Teig verkneten. Abgedeckt 30 Minuten ruhen lassen. Dann den Teig in zwei Stücke teilen und diese jeweils auf einem Backblech ca. 1,5 cm dick ausrollen. Mit einem Tuch abdecken und erneut 15 Minuten gehen lassen. Dabei den Backofen auf 180°C vorheizen. Wer möchte kann ein paar Sesamsamen auf den Broten verteilen. Die Fladenbrote ca. 15 Minuten backen, bis sie leicht Farbe annehmen. Herausnehmen, kurz abkühlen lassen und befüllen. (Oder, falls man sie vollständig auskühlen lässt und erst später verwendet, wie im Rezept oben beschrieben in der Pfanne erhitzen).

Quelle für das Hähnchen mit dem Avocadodip: Jamie unterwegs ... /Jamie Oliver

Mittwoch, 17. August 2011

Test one, two ... : Chinesische Nudelsuppe mit Pak Choi-Koriander-Hackbällchen

Zur Zeit befinde ich mich in einer Koriander-Testphase. Schon immer mochte ich das gemahlene Gewürz gerne, das Kraut bescherte mir allerdings Alpträume. Schrecklich metallischer Geschmack und dieser Geruch, uuaaahhh!! Not nice. Weil ich die asiatische Küche aber ganz gerne mag, beinhaltet ein ziemlich großer Teil der Rezepte, die ich irgendwann einmal noch ausprobieren möchte, frisches Korianderkraut als Zutat. Das habe ich bisher immer ohne mit der Wimper zu zucken mit dem ersetzt, was gerade an anderen Kräutern da war. Nun verleiht aber der Zusatz "mit Petersilie und Schnittlauch" einem balinesischen Meeresfrüchtecurry oder einer thailändischen Tom Yam Kum irgendwie einen Touch gutbürgerlich deutscher Küche und ich habe immer ein bisschen Bedenken, ob nicht doch gerade das Korianderkraut einem solchen Gericht den letzten Schliff gibt. Begründet, ich weiß. Und dazu habe ich bei mir auch schon bemerkt, dass mir manche Sachen nach ein paar Mal essen dann doch ganz gut schmecken, oder ich sie zumindest "so seltsam" finde, dass ich sie dauernd essen muss, weil deren Geschmack auf einmal so faszinierend-komisch ist. So ist das zum Beispiel mit Lakritz, einerseits verziehe ich das Gesicht und die Augen treten aus den Höhlen, andererseits schmeckt es irgendwie lecker und abgefahren. Äh, ja. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Korianderkraut bekommt noch eine Chance, hier mit einem Rezept, bei dem es in Fleischbällchen verpackt ist und sich geschmacklich nicht zu sehr in den Vordergrund drängen kann. 


Hier kommt das Rezept für 2 Personen:
1 EL Erdnussöl
3 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 daumengroßes Stück Ingwer, fein gerieben
150 g Pak Choi, in feine Streifen geschnitten
300 g Hackfleisch (vom Schwein oder gemischt)
1 Eiweiß
1 TL Speisestärke
1/4 TL weißer Pfeffer, gemahlen
4 EL Sojasauce
2 EL chinesischer Reiswein
3 Frühlingszwiebeln
2 Stengel Koriandergrün
1 l kräftige Hühnerbrühe
150 g Mie-Nudeln

Erdnussöl in einem Wok (oder einem Topf) erhitzen. Knoblauch, die Hälfte des Ingwers und den Pak Choi 3 Minuten braten. Beiseite stellen und kurz abkühlen lassen. Inhalt des Woks in eine Schüssel geben und mit Hackfleisch, dem Eiweiß, der Stärke, dem Pfeffer, 2 EL Sojasauce, 1 EL Reiswein, und je der Hälfte der Frühlingszwiebeln und des Korianders mischen. Die Masse 30 Minuten kalt stellen. Dann aus der Masse mit den Händen kleine Bällchen formen (ca. 3 cm Durchmesser).
Die Brühe in den Wok geben und aufkochen, Hitze reduzieren und leise köcheln lassen. Restlichen Ingwer, Sojasauce und Reiswein dazugeben und weitere 5 Minuten kochen lassen. Die Bällchen dazugeben und ca. 10 Minuten kochen, bis sie gar sind und nach oben steigen.
Währenddessen die Nudeln in kochendem Salzwasser 2 Minuten kochen, bis sie sich voneinander trennen lassen. Abgießen und mit kaltem Wasser abschrecken. Die Nudeln in Schalen verteilen und die Suppe mit den Hackbällchen darüber schöpfen. Mit den restlichen Frühlingszwiebeln und dem Koriander dekorieren und servieren.


Fazit: Test bestanden, die Suppe war lecker und ich bin bereit für eine Dosiserhöhung, was das Kraut betrifft. Ach, und ich habe diesmal sogar Korianderkraut mit Wurzeln bekommen, was ich mit denen anstelle, muss ich mir noch überlegen ...

Freitag, 12. August 2011

Kleine Entschädigung: Pilzragout mit Laugen-Serviettenknödel

Im Nachhinein betrachtet hätte ich beim letzte Posting, in dem es um das Tischchen meiner Omi ging, ja nicht gerade ein Rezept mit Garnelen einstellen dürfen. Meine Oma kann man mit Garnelen nämlich meilenweit jagen, weil sie sich vor deren Aussehen ekelt. Als wir ihr irgendwann mal ein paar rohe Exemplare gezeigt haben, kam nur der entsetzte Ausruf: "Oh jechet, ihr esst ja Engerling'!" (Übersetzung: Ach du lieber Gott im Himmel, ihr esst ja Maikäfer-Larven!) Als kleine Wiedergutmachung für mein Gewissen und weil ich ihr altes Küchentischlein auf Ewigkeiten mit einem Garnelengericht verbunden habe, kommt heute ein schön deftiger Teller, der ganz und gar dem Geschmack meiner Oma entsprechen dürfte. Denn sie gehört definitiv zur Semmelknödel-Fraktion unserer Familie und mit Laugengebäck anstelle von Semmeln schmecken die Knödel noch einmal extra-lecker. Die Kombination mit dem Pilzragout wollte ich schon lange einmal nachkochen, denn obwohl diese offensichtlich recht geläufig ist, bin ich darauf erst gekommen, als ich sie in einem Restaurant als vegetarische Alternative bei akuter Fleischesunlust gegessen habe. Mein erster Serviettenknödel, den ich vor ungefähr drei Jahren mal ausprobiert habe, war leider ein einziges matschiges, ungewürztes und missratenes Fiasko, es war also sowieso an der Zeit für einen neuen Versuch. Und siehe da, diesmal kam der Knödel sanft und locker aus dem Küchentuch geflutscht. 


Hier kommt das Rezept für zwei Portionen:
Für die Laugen-Serviettenknödel:
2 altbackene Laugenteile (Brezeln, Brötchen, ... , insges. 175 g)
3 Stiele Petersilie
1 Schalotte
15 g Butter
100 ml Milch
1 kleines Ei
Salz, Pfeffer
1 1/2 EL Butterschmalz

Für das Pilz-Ragout: 
600 g Champignons (oder Pilze nach Wahl), 
1 EL Butter
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
50 ml Weißwein
2 EL Noilly Prat
50 ml Gemüsebrühe
100 ml Sahne
2 EL Crème fraîche
1/2 Bund Petersilie, gehackt
Salz, Pfeffer


Das Laugengebäck in dünne Scheiben schneiden und in eine flache Schale legen. Petersilienblätter abzupfen und hacken, Schalotten fein würfeln. Butter in einer Pfanne erhitzen und die Schalotten darin glasig dünsten, Petersilie kurz mitdünsten. Pfanne vom Herd ziehen, Milch und Ei verquirlen und mit den Schalotten mischen. Salzen und pfeffern und die Masse über die Laugenteile geben. Mit den Händen zu einer gleichmäßigen Masse verkneten und 10 Minuten ruhen lassen. 
Ein sauberes, angefeuchtetes Geschirrtuch quer auf die Arbeitsfläche legen. Laugenteig von der langen Seite her zu einer ca. 15-20 cm langen Rolle formen. Nicht zu fest in das Tuch rollen, die Enden bonbonartig mit Küchengarn zusammenbinden. In einem länglichen Bräter Wasser aufkochen und kräftig salzen, den Knödel einlegen und bei milder Hitze zugedeckt 30 Minuten ziehen lassen. Nach der Hälfte der Zeit wenden. Serviettenknödel herausheben und abkühlen lassen. 
Währenddessen das Pilzragout vorbereiten. Die Champignons putzen, größere Exemplare halbieren oder in Scheiben schneiden. Butter in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebel darin anbraten. Champignons dazu geben und scharf mitbraten. Mit Weißwein und Noilly Prat ablöschen und ein paar Minuten einkochen lassen. Gemüsebrühe und Sahne angießen und ein paar Minuten weiterkochen lassen. Die Crème fraîche unterrühren und das Ragout mit Salz und Pfeffer abschmecken. Sollte die Sauce noch zu flüssig sein, noch weitere 5 Minuten einkochen lassen. Zum Schluss die Petersilie unterrühren. 
Die Serviettenknödel aus dem Tuch wickeln und in 1-2 cm dicke Scheiben schneiden. In einer Pfanne im heißen Butterschmalz auf beiden Seiten goldbraun braten und zusammen mit dem Pilzragout servieren.


Es hat wahnsinnig gut geschmeckt und mit den Laugen-Serviettenknödeln bekommen unsere Crêpes mit Pilz-Ragout, die wir sonst so gerne essen, eine harte Konkurrenz. Das Rezept für die Serviettenknödel stammt aus der Zeitschrift Essen & Trinken 10/10. Die Rezeptmenge habe ich hier einfach halbiert. Aber Achtung, auch für 4 Personen ist nur 1 Ei vorgesehen, dann eben ein etwas größeres. 

Dienstag, 9. August 2011

Eine kleine Geschichte und ein schnelles Garnelen-Curry mit Chili

Jetzt wollte ich euch doch eigentlich mal den frisch renovierten Balkon vorführen und zeigen, wie dieses bisher verwitterte Stück Haus mit ein bisschen weißer Farbe und neuem Boden aussieht, aber weil das Wetter gerade einen auf dicke Hose macht, konnten die Handwerker das Gerüst immer noch nicht abbauen - zu gefährlich. Und deswegen sitzen wir nach wie vor wie in einem Hochsicherheitstrakt zwischen Stahlbalken und Drähten und es ist nicht besonders chic. Aber: Das für mich schönste Teil auf unserem Balkon ist ein kleiner Holztisch, den ich zusammen mit meiner Cousine restauriert habe. Bevor es heute etwas zu essen gibt, erzähle ich euch anstelle der Balkonfotos die kleine Tisch-Entstehungsgeschichte ...

Schon als Kind habe ich es geliebt im Haus meiner Oma auf dem Speicher, im Süßigkeitenschrank oder im Keller herum zu stöbern. "Stöwwern", wie sie sagt. Allerlei schöne Dinge kamen da zum Vorschein, alte vergilbte Fotos, die ersten Schulhefte meiner Mutter und manchmal auch eine vergessene Schnapspraline. Ganz besonders stöber-geeignet war und ist der Dachboden im kleinen Garagenhäuschen, das dazu auch noch einen Werkraum und einen Raum für Gartenutensilien umfasst. Vom Werkraum führt eine alte, steile Holztreppe auf den Dachboden, der voll mit alten Möbeln, Kartons und Krimskrams ist. Dazwischen lag auch der alte rosafarbene Esstisch meiner Oma und fristete nach Jahren als Familienversammlungsmittelpunkt ein trauriges Dasein. Als Kind interessierte ich mich aber nicht sonderlich für sperrige Einrichtungsgegenstände, sondern eher für geheime Poesiealben oder Spielzeug. Also geriet er wieder in Vergessenheit, bis ich eines Tages mit meiner Cousine wieder eine kleine Stöbertour auf dem Dachboden machte und das alte Tischchen quasi wieder entdeckte. Wir beschlossen dann, mit dem Einverständnis meiner Oma, ihm eine zweite Blütezeit zu verschaffen.


Los geht´s: Hilfe hatte ich also von meiner jüngsten Cousine (die mit dem Hackstyle), die nicht nur den Schwingschleifer im Schlaf bedienen kann, sondern nebenbei noch den Hund entertaint und uns, damit wir auch wie ECHTE Handwerker rüberkommen, ein kleines Tischchen mit zwei Dosen Bier bereit gestellt hat. Die coole Socke! Das Bier hat sie irgendwo im Keller zwischen alten Kartoffelsäcken und Apfelweinfässern gefunden, es gehörte noch unserem leider schon vor Jahren verstorbenen Opa und war seit 2004 abgelaufen. Macht ja nix, das Gefühl zählt. Ach, und ein Schwingschleifer ist übrigens ein nettes Accessoire, das ich (neben der Bohrmaschine) nicht mehr missen möchte. Man bräuchte ein extra-Abteil in einem begehbaren Kleiderschrank für Accessoires der besonderen ... ach, lassen wir das, ich schweife ab. Wir haben zuerst die Plastikfolie entfernt, die meine Oma auf der Tischplatte hat anbringen lassen, um sie vor Abnutzung zu schützen. Das war unser Glück, denn so war das schöne Holz bis auf ein paar Holzwurmlöcher gut erhalten. Dann haben wir den ganzen Tisch abgeschliffen, jedes Fitzelchen der alten Farbe entfernt, das Holz behandelt und versiegelt und das Gestell neu gestrichen. Mit diesem Ergebnis:


Die ganze Familie hat sich gefreut, dass das alte Tischchen in neuem Glanz erstrahlt ist, und wir waren zufrieden, dass sich die drei Stunden Mühe mit vor Schweiß triefenden Stirnen und blitzenden Handwerker-Dekolletés (und einer Menge Spaß!) gelohnt haben. Ein Geheimnis gilt es noch zu lüften: Wo ist die Schublade? Wir haben gesucht und gesucht und nichts gefunden. Oma behauptet aber steif und fest, dass sie irgendwo sein muss. Das Familienoberhaupt hat gesprochen, howgh, wir werden also weiterstöbern und hoffen, dass wir sie eines Tages finden. Weil ich jetzt schon so viel geredet habe, gibt es heute ein Blitz-Garnelen-Curry, das wir gestern gegessen haben. Einfach, schnell, scharf - und gut!


Hier kommt das Rezept für zwei Personen:
1 EL Ghee (geklärte Butter, ersatzweise neutrales Öl)
1/2 Zwiebel, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
1 zwei cm dickes Stück Ingwer, fein gerieben
je eine rote und grüne Chilschote, entkernt und in feine Ringe geschnitten
1/2 TL Cayennepfeffer
1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
1 TL Garam Masala
1/2 TL Kurkuma, gemahlen
250 g Garnelen (ohne Schale, gewaschen und entdarmt)
1 Dose stückige Tomaten (400 g)
1 Dose Kokosmilch (400 ml)
1/2 TL Salz
ein paar Stengel Petersilie, gehackt (oder Koriander)

Ghee in einer hohen Pfanne erhitzen. Zwiebel, Knoblauch, Ingwer und Chili darin andünsten. Cayennepfeffer, Kreuzkümmel, Garam Masala und Kurkuma dazugeben und mit der Zwiebelmasse verrühren. Garnelen dazugeben, kurz anbraten, dann Tomaten einrühren und die Garnelen in den Tomaten garen lassen. Kokosmilch einrühren und noch einmal 5 Minuten kochen lassen. Zum Schluss das Salz unterrühren. Mit gehackter Petersilie bestreut servieren. 


Mit zwei Chilischoten kann das Gericht je nach dem, welche Sorte ihr erwischt, schon ein ziemlicher Burner sein, wer es lieber etwas milder mag, nimmt einfach weniger oder lässt sie ganz weg. Wir hatten Reis als Beilage, ich mag es nämlich so gerne, wenn er sich mit der Currysauce vollsaugt. 

Freitag, 5. August 2011

Winke, winke: Chatschapuri

Gestern morgen im Badezimmer wurde mir schlagartig bewusst, dass es mal wieder an der Zeit ist, einen ordentlichen Teig zu kneten. Ich habe nämlich den "Quarktaschentest" gemacht. Für alle, die nicht jetzt schon wissend nicken, kommt hier die Anleitung: Ich stelle mich vor den Spiegel und winke mir selbst zu. Je nach dem ob und vor allem wie lange die Quarktaschen an der Rückseite der Oberarme zurückwinken, besteht Handlungsbedarf. Ähm... also zurück zum Teig: Bei Chatschapuri wird der Teig insgesamt dreimal durchgeknetet, man ist also beschäftigt. Dazwischen muss man den Teig immer wieder gehen lassen. Nun gehöre ich ja nicht gerade zu den geduldigsten Teigherstellern, aber abgesehen von der Wartezeit ist das wirklich ein einfaches Rezept mit einem extrem leckeren Ergebnis. Chatschapuri ist eine Art Käsebrot, das es in Georgien an jeder Ecke zu kaufen gibt und das dort zu jeder Tages- und Nachtzeit verspeist wird. Dementsprechend gibt es davon auch ungefähr 12738 verschiedene Rezepte, immer ein bisschen abgewandelt, die einen mit Blätter- statt Hefeteig, die anderen nur mit Schafskäse, manche ohne Kräuter, manche mit dem halben Garten in gehackter Form intus. Auch die Formen reichen von pideartigen Schiffchen über flache Fladen bis hin zu eher kuchenförmigen Gebilden wie in meiner Version. Ich habe mir aus verschiedenen Anleitungen ein Rezept zusammengewürfelt, das hauptsächlich daran orientiert ist, was noch an Käse und Milchprodukten in meinem Kühlschrank vorhanden war. Und es war ein Treffer, juhu! Wir haben das Chatschapuri frisch aus dem Ofen noch warm mit einem kleinen Salat gegessen, ich kann es mir aber auch sehr gut ausgekühlt auf einem Buffet vorstellen. 


Hier kommt das Rezept für eine kleine Kuchenform mit 15 cm Durchmesser (diese Menge sollte locker für 3 Personen genügen, für uns zu zweit war es definitiv zu viel - dafür freue ich mich heute über den kalten Rest :-)): 

Für den Teig:
250 g Mehl
1/2 TL Salz
1/2 Würfel Hefe
1/2 TL Zucker
125 ml Milch
65 g Butter


Für die Käsefüllung:
60 g milder Ziegenhartkäse
80 g Fetakäse
125 g Quark (Magerstufe)
3 EL Creme Fraîche
1 Ei
1 kleine Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer
eine kleine Handvoll Petersilie
ein paar Stängel Oregano

Außerdem: Etwas Öl für die Form, Mehl für die Arbeitsfläche, 1 Eigelb und etwas Milch zum Bestreichen


Mehl und Salz in eine Schüssel geben und eine Mulde hineindrücken. Milch kurz erwärmen und die Hefe und den Zucker darin auflösen. Die Hefemilch in die Mulde zur Mehlmischung geben und etwas Mehl vom Rand einarbeiten. Dann mit einem Handtuch abdecken und 15 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen. Währenddessen die Butter in einem kleinen Topf schmelzen und etwas abkühlen lassen. Zum Teig geben und alles gut miteinander verkneten. Zudecken und erneut 30 Minuten gehen lassen. Und jetzt nochmal mit wenig Mehl durchkneten, zu einer Kugel formen und abgedeckt weitere 30 Minuten gehen lassen.
Inzwischen die Käsefüllung vorbereiten: Ziegenhartkäse fein reiben, Fetakäse in kleine Stücke schneiden und beides mit dem Quark, der Creme Fraîche und dem Ei verrühren. Die Knoblauchzehe fein hacken und unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Petersilie und Oregano fein hacken und ebenfalls unterrühren.
Den Backofen auf 190 Grad vorheizen und die Form mit etwas Öl einfetten. Den Teig ein letztes Mal durchkneten (wir denken an unsere Quarktaschen) und auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einem Kreis mit einem Durchmesser von 40-50 cm ausrollen und vorsichtig in die Form heben. Die Ränder sollen dabei deutlich überlappen und der Boden in der Form nicht zu dünn sein. Die Füllung auf den Teigboden geben und verteilen. Nun vom Rand aus den Teig überlappend über die Käsemasse legen, es soll danach im Idealfall fächerförmig aussehen (das war ... äh, etwas kompliziert, deswegen ist bei mir eine Hälfte etwas höher als die andere geworden und die Oberfläche sieht bei mir eher wulstartig aus, im Zweifelsfall könnt ihr den Teig also einfach ganz normal über die Masse klappen - das erspart filigranes Gefitzel). In der Mitte den Teig zu einem kleinen Knoten zusammendrücken, es soll in jedem Fall keine Füllung mehr sichtbar und alles gut abgedeckt sein. Eigelb mit etwas Milch verrühren und das Chatschapuri damit bestreichen. Im vorgeheizten Ofen bei 190 Grad ca. 60 Min. backen. Nach dem Backen evtl. kurz abkühlen lassen, dann aus der Form lösen und servieren.



Die FAZ hat geschrieben: "Wann immer man in Georgien Präsidenten stürzte, Systeme veränderte, Kriege führte oder das Auseinanderbrechen des Territoriums beklagte, es geschah mit einem Mundvoll Chatschapuri und den Resten von Käsefäden am Kinn." Ein mächtiges Brot also, das so einiges kann. Sehr fein schmecken tut es in jedem Fall und ob es auch etwas gegen Quarktaschen ausrichtet, wird sich zeigen, falls überhaupt ein Muskelkater vom Teigkneten einsetzt. ;-)

Montag, 1. August 2011

Gegensätze ziehen sich an: Milcheis mit Salzbutter-Karamell

Oh Gott ... Eis. Wenn es irgendetwas gibt, das ich immer essen kann, ist es Eis. Sogar wenn ich eigentlich pappsatt bin kann ich nur schwer widerstehen, wenn jemand mit einem kleinen eisigen Nachtisch auffährt. Ich habe dabei nichts gegen ein frisches Sorbet im Sommer, aber so richtig wild schlägt mein Herz doch für crémiges Sahne- oder Milcheis. Und das am allerliebsten so pur wie möglich, dafür mit einem netten "Gimmick" als Geschmackszulage. So wie zum Beispiel das Softeis mit Krokant, das es früher in der Freiburger Innenstadt zu kaufen gab (hier habe ich die Geschichte dazu schon einmal erzählt) oder die Standart-Cream-Base von Ben & Jerry´s, die ich je nach Gelüsten mit gehackten Keksen, gerösteten Nüssen oder anderen kleinen Schweinereien bestücke. Gestern habe ich es mir (wegen Unpässlichkeit ob des gestörten Wetters) mit vielen Kochbüchern auf dem Sofa bequem gemacht und bin bei Lea Linster auf ein Rezept gestoßen, das mich sofort zum Nachmachen animiert hat: Zartes Milcheis mit einem süßen und gleichzeitig salzigen Karamelltopping. 


Hier kommt das Rezept für 4 Portionen:

Milcheis: 
2 l Vollmilch (Es klappt nicht mit fettarmer Milch - sagt Lea Linster, ich glaube ihr.)
50 g Zucker

Salzbutter-Karamell:
1 Vanilleschote
15 g weiche Butter
1/2 TL Meersalz
150 g Zucker
375 g Sahne

Dekoration: 
evtl. ein paar Mini-Pralinen (habe ich weggelassen)

Die Vollmilch mit dem Zucker in einem möglichst weiten Topf aufkochen. Der Topf sollte beschichtet sein, damit nichts anbrennt (ich habe keinen beschichteten Topf und habe eine sehr  große beschichtete Bratpfanne genommen, das klappt auch). Die Temperatur drosseln und die Milch bis auf einen halben Liter einkochen lassen, das dauert ca. 45 Minuten. Die eingekochte Milch durch ein feines Sieb gießen und kalt stellen. Wenn die Masse erkaltet ist, in die Eismaschine geben und ca. 30 Minuten gefrieren lassen. 
Für das Karamell die Vanilleschote mit einem spitzen Messer aufschneiden und das Mark herauskratzen. Das Mark mit der weichen Butter und dem Salz verrühren. 
Den Zucker in einer Pfanne unter Rühren karamellisieren lassen, die ausgekratzte Vanilleschote und die Sahne hineingeben und immer weiter rühren, dabei noch 5 Minuten kochen lassen. Die Masse abkühlen lassen und zum Schluss die Vanillebutter einrühren. 
Das Eis in Schälchen verteilen und mit dem Karamell beträufeln. Wer möchte, kann noch ein paar Mini-Pralinen zur Deko darauf verteilen. 

Das Rezept stammt aus Lea Linsters Buch "Einfach fantastisch". Das Salzbutter-Karamell ist `ne Wucht, ich konnte schon vor dem Servieren nicht widerstehen und habe immer wieder mit dem Löffelchen probiert. Man muss aber wirklich ständig rühren und aufpassen, dass nichts anbrennt, sonst ist die ganze Mühe futsch. Außerdem empfiehlt es sich darauf zu achten, dass man kein zu grob gemahlenes Meersalz verwendet, denn wenn sich zu große Kristalle nicht auflösen, könnte das ein oder andere Löffelchen Karamell vielleicht doch zu salzig schmecken. Die Salznote soll nur ganz leicht wahrzunehmen sein. Was das Eis betrifft, so weiß ich leider nicht, ob es auch ohne Eismaschine funktioniert. Versuch macht kluch, wenn es jemand ausprobiert, berichtet mal. Aaaber: Sonst macht doch einfach nur das Karamell und verteilt es großzügig auf dem Eis eurer Wahl - das schmeckt so oder so großartig! ;-) 
Die Reste vom Karamell lassen sich übrigens abgedeckt eine Woche lang im Kühlschrank aufbewahren. Ich habe auch noch ein bisschen übrig und werde es in den nächsten Tagen dem lieben Mann vielleicht mal zu ein paar Crêpes servieren, das stelle ich mir auch gut vor. Die können wir dann, wenn das Wetter hoffentlich mitspielt, mal wieder auf dem "neuen" Balkon essen. Euch einen schönen Wochenstart!