Neulich ist mir mal aufgefallen, dass ich schon seit Jahren keine Eis-Waffelhörnchen mehr gegessen habe. Zumindest nicht komplett. Früher als Kind konnte ich davon gar nicht genug bekommen und das Eis wurde ruckzuck weggewuppt, nur damit ich möglichst schnell an die Waffel kam. Die Krönung waren diese frisch gebackenen Riesenwaffeln vom Mövenpick-Stand im Freiburger Bursengang, die wir uns für ein paar Pfennig so ganz ohne Eis gekauft haben. Wir hatten sogar einen eigenen Schlachtruf, den wir nach erfolgreicher Beutesicherung zum Besten gaben: Die Zeigefinger rechts und links in die Mundwinkel stecken, weeeiiiit auseinander ziehen, je weiter man zieht desto größer ist nämlich der schockierte-Passantenblicke-Effekt über die verkommenen Zehnjährigen, und dreimal hintereinander so laut es geht "Mö-ven-pick!" brüllen (ihr könnt es gerne ausprobieren, ich wette das "p" bekommt keiner hin). Dann kurz die Rüge von den Erziehungsberechtigten einkassieren, kichern und verschwörerische Blicke mit dem Kumpanen austauschen und dann weiter an der Waffel knuspern. Jedenfalls wurden im Laufe der Jahre die Eiswaffeln an den Verkaufsständen immer schlechter und mein Appetit darauf versiegte schließlich gänzlich. Feine, knusprige, selbstgemachte Waffeln, wie zum Beispiel die von Chef Hansen, würde ich gerne einmal wieder essen, aber so lange ich keine Hörnchenmaschine habe (oder keinen persönlichen Hörnchen-Lieferanten), gibt´s die Eisrezepte eben weiterhin ohne Knusperzulage, dafür diesmal mit Obst.
Hier kommt das Rezept für zwei Portionen:
Für das Eis:
1 Blatt Gelatine
2 kleine Eigelb
80 g Zucker
2 TL Vanillezucker
2 unbehandelte Orangen
Saft von ½ Zitrone
2 EL Weißwein
65 ml Sahne
65 g saure Sahne
Außerdem:
¼ Wassermelone
Minze für die Garnitur
Für das Eis die Gelatine ca. 10 Minuten in kaltem Wasser einweichen. Die Eigelbe mit Zucker und Vanillezucker zu einer Schaummasse aufschlagen. Die abgeriebene Schale einer halben Orange, den ausgepressten Saft aller Orangen, den Zitronensaft und den Weißwein unterrühren. Das Gemisch in einen Topf geben und unter Rühren bei mäßiger Hitze schlagen, bis die Masse sämig wird, aber nicht kochen! Die Masse vom Herd nehmen und kurz weiterschlagen, damit sie nicht gerinnt. Die eingeweichte Gelatine gut ausdrücken und unter die warme Masse rühren. Unter häufigem Durchschlagen die Masse abkühlen lassen, dann kalt stellen. Die Sahne steif schlagen und mit der sauren Sahne unter die gut abgekühlte Creme ziehen. In einem Gefäß im Gefrierfach fest werden lassen, dabei alle 30 Minuten umrühren bzw. am besten gleich in der Eismaschine zubereiten (so habe ich es gemacht). Das Melonenviertel in knapp 1 cm dicke Scheiben schneiden und den grünen Rand entfernen. In einer Grillpfanne die Melonenscheiben beidseitig goldbraun anbraten und auf die Teller verteilen. Das Eis drauf geben und mit Minze garniert servieren.
Das Rezept stammt aus dem Buch "Lust auf Land Sommerküche". Die Kombination mit der warmen Melone fand ich zuerst ein bisschen verwunderlich, da Melone im Sommer mein liebstes Durstlöscher-Obst ist, und ich sie am liebsten eiskalt aus dem Kühlschrank esse. Aber dieser warme austretende Melonensaft, der sich dann mit dem fruchtigen Eis vermischt hat, das ... ja, das war schon gut.
Wir haben übrigens jahrelang ohne Zitruspresse gelebt und ich habe die paar mal "Saft von einer Zitrone", die in Rezepten gefordert wurden, immer bekommen, indem ich erst sämtliche Finger ins Fruchtfleisch gekrallt und die Zitrone (oder was auch immer) dann rabiat in der Faust zerquetscht habe. Vor ein paar Monaten haben wir aber quasi prominente Unterstützung geschenkt bekommen. Die Dame wollte bei ihrem Orangensaftbad jedoch gerne inkognito bleiben, ich bitte um Verständnis.