Warum ich bei meiner wilden Leidenschaft für grünen Spargel jahrelang nur ausschließlich weißen Spargel gegessen habe, weiß ich bis heute nicht. Fakt ist jedoch: Meine Großmama war eine ausgesprochene Verfechterin des Spargelschlürfens. Die wunderschönen weißen Stangen wurden korrekt mit den Spitzen nach links auf dem Teller platziert und ebenfalls mit der Spitze zuerst in den Mund geschoben, um dann mit gespitzten Lippen eingeschlürft zu werden. Keinesfalls geschnitten. Für mich als damals bezahnspangte Halbwüchsige mit Prinz-Eisenherz-Gedenk-Frisur war das natürlich die schönste Sauerei, die man sich wünschen konnte, und ich gebärdete mich vor lauter Freude bei jeden Spargelessen wie eine Verrückte. Wo durfte man denn sonst beim Essen so ungeniert schlürfen (abgesehen von Austern, die ich damals als „schleimigen Schleimerschleim“ bezeichnete und heute wenn schon dann mit einem großen Schluck Schaumwein hinunterspüle)! Vielleicht habe ich ja deswegen weißen Spargel so lange bevorzugt, weil man ihn so schön schlürfen kann? Mit dem grünen Pendant kann man das nämlich nicht – zumindest nicht, wenn man grünen Spargel wie ich schön knackig und nur kurz gegart am liebsten mag. Jedenfalls ganz egal ob grün oder weiß, ich freue mich schon sehr auf die Spargel-Saison und habe am letzten Wochenende beim Zeitschriften durchblättern in der neuen E&T ein Rezept entdeckt, das ich gleich ausprobieren musste und bei dem mich vor allem die Ingwer-Teriyaki-Mischung sehr begeistert hat. Man muss dazu sagen: Im Rezept wird „Wok-Sauce“ verlangt. Da es diese im örtlichen Lädelchen aber nicht gab und ich mir darunter auch sonst nichts vorstellen konnte, habe ich sie einfach durch Teriyaki-Sauce ersetzt, was tippitoppi geschmeckt hat.
Hier kommt das Rezept "Grüner Spargel mit Rumpsteak-Streifen aus dem Wok" für 2 Portionen:
1 TL Sesamsaat, (+ 1/2 TL Kalonji-Samen, weil ich die zur Zeit so gerne mag)
30 g Frühlingszwiebeln
25 g frischer Ingwer
1-2 Knoblauchzehen
½ rote Chilischote
5 EL Teriyaki-Sauce (oder Wok-Sauce laut E&T; Teriyakisauce gibt es fast überall fertig zu kaufen oder aber auch viele Rezepte zum Selbermachen im Netz)
2 EL Sojasauce
1 EL Sesamöl aus gerösteten Sesamsamen
2 EL Zucker
1 EL Limettensaft
½ TL Speisestärke
etwa 300 g Rumpsteak
500 g Spargel
500 g Spargel
3 EL Öl
Salz
15 g Butter
(wer mag, ein paar Stängel Koriandergrün, hab ich vergessen)
Sesam in einer beschichteten Pfanne ohne Fett goldbraun anrösten, in einem Schälchen beiseite Stellen. Kalonji-Samen ebenfalls kurz anrösten und zum Sesam ins Schälchen geben. Frühlingszwiebeln putzen und in feine schräge Ringe schneiden. Etwa 20 Minuten in kaltes Wasser legen und dann gut abtropfen lassen.
Ingwer und Knoblauch schälen und in feine Würfel schneiden. Chilischote mit Kernen in Ringe schneiden. Ingwer, Knoblauch, Chili mit Teriyaki-Sauce, Sojasauce, 25 ml Wasser, Sesamöl, Zucker und Limettensaft verrühren. Die Stärke in eine kleine Schüssel geben und mit der Ingwer-Teriyaki-Mischung glatt rühren.
Das Fleisch in etwa 1 cm breite Streifen schneiden, Spargel im unteren Drittel schälen und die holzigen Enden abschneiden. Die Spargelstangen schräg in 3 Stücke schneiden. 1 ½ EL Öl in einem großen Wok erhitzen und Spargel bei starker Hitze unter Wenden etwa eine Minute kräftig anbraten. Dann insgesamt 35 ml Wasser in kleinen Portionen zugeben (Achtung, das liest sich so niedlich, es zischt und dampft aber wie im Chemielabor eines verrückten Professors, also vorsichtshalber ein bisschen in Deckung gehen ;-)). Dabei jeweils warten, bis das Wasser vollständig verdampft ist. Spargel in ca. 3 Minuten knackig garen und dann vom Herd nehmen.
Fleisch leicht salzen. Eine große Pfanne (falls ihr eine größere Menge macht, besser auf zwei Pfannen verteilen) stark erhitzen, das restliche Öl und die Butter zugeben und sobald die Butter geschmolzen ist, das Fleisch hinzugeben und bei starker Hitze 1 Minute kräftig anbraten. Dann drei Minuten durchschwenken und zum Spargel in den Wok geben. Ingwer-Teriyaki-Mischung dazugeben und alles 1-2 Minuten glasieren. Frühlingszwiebeln, Sesamsaat und Kalonjisamen darüberstreuen (und gehackten Koriander, falls ihr habt) und dann sofort servieren.
Das Fleisch war bei uns ein bisschen zu fest bzw. zu durch, ich würde es das nächste Mal nach dem Anbraten nur eine Minute durchschwenken und dann zum Spargel geben. Als Beilage passt Reis, wir haben es allerdings ohne gegessen, ich habe die Mengen beim Fleisch und beim Spargel ein bisschen angepasst. Das Rezept stammt aus der Zeitschrift Essen & Trinken 5/2013.
... ach, und was mich noch zum Thema Spargel schlürfen interessieren würde: Wie esst ihr Spargel? Wer schlürft denn von euch (weißen) Spargel noch? Nehmt ihr ihn vielleicht sogar in die Hand (was ja durchaus erlaubt ist)? Jedenfalls: Happy Schlürfing! ;-)