Donnerstag, 31. März 2011

Nostalgie in der Küche

Heute gibt es nichts zu essen, ich möchte euch aber ein paar kleine Helferlein vorstellen, die ich wirklich sehr liebe. Auch wenn sie nicht mehr in Gebrauch sind, sondern nur noch zu Dekorationszwecken dienen. Alles begann mit einem Flohmarktbesuch. Ich bummele gerne zwischen den Ständen herum und schaue mir entzückende alte Sammeltässchen und angelaufenes, schweres Silberbesteck an. Obgleich ich den Gedanken mag, dass die Dinge ihre ganz eigene Geschichte erzählen, kaufe ich jedoch in den seltensten Fällen etwas. Nun hatte jedoch eine ältere Dame gleich ein ganzes Sammelsurium an Trödel, und neben vergilbten Tupperdosen und deformierten Barbiepuppen sah ich einen hübschen, alten Bohnenschneider in einem zarten pastellblau auf einer Decke am Boden liegen. Peng! Das war Amors  Pfeil, oder eher: sein Maschinengewehr! Denn ich habe mich an Ort und Stelle verliebt. Nun hat so ein gut erhaltenes Relikt aus älteren Tagen bestimmt seinen Preis, dachte ich zumindest. Auf meine Frage, was denn das gute Stück koste, sagte die Frau: „`n Euro...“  „WAS?!“ Ich glaube mir traten die Augen aus den Höhlen! Ich konnte mich ja nur verhört haben. Die Dame daraufhin: „Na gut, dann halt 50 Cent.“ „WIE BITTE???!!!“ „Nein, also noch weiter gehe ich nicht runter, überlegen Sie sich´s!“ So schnell kann das gehen. Hier ist das gute Stück: 


Ich war also glücklich über mein Schnäppchen und eine Leidenschaft war geboren. An dieser Stelle kommt wieder meine Oma ins Spiel. Denn meine Oma wäre nicht meine Oma, hätten sie -und ihre Freundinnen- nicht noch ein paar Überraschungen parat gehabt, die ganz und gar in mein Beuteschema passten. So habe ich nach und nach aus verschiedenen alten, dunklen Kellern, Schränken, Dachböden und Scheunen weitere hübsche Küchenhelfer geschenkt bekommen – jeder einzelne mit vielen Erinnerungen an unzählige Stunden in der Küche ihrer Besitzer behaftet. Hier ist eine kleine Auswahl: 

Im Bild oben ist mein schönstes und wohl auch ältestes Stück zu sehen, ein massiver Schneider, der kaum größer ist als meine Hand und trotzdem fast ein ganzes Kilogramm wiegt. Schaut euch die hübschen Details an, die Verzierung an der Schraube und die Ornamente am Gewinde und an der Einfüllöffnung. Ich bin ganz begeistert von ihm!



Viele mögen die kleinen Mühlen, Reiben und Schneider als Ramsch bezeichnen, mich versetzen sie in Nostalgie und sie führen mir immer wieder vor Augen, wie einfach wir es doch heute haben, mit unseren Pürierstäben, Küchenmaschinen, elektrischen Schneebesen, Brotbackautomaten, Eismaschinen, Dampfgarern und ... ach, die Liste ist endlos. Ich bin dennoch froh, dass ich heute mit den gegebenen Mitteln so kochen kann, wie ich es tue, aber eins steht für mich fest: So entzückend wie damals sieht heute kein Bohnenschneider mehr aus.

Sonntag, 27. März 2011

Urlaubsgefühle: Gefüllte Tintenfischtuben mit Zucchini und Ricotta

Es gibt vieles, das ich mit Urlauben im Süden verbinde, und ganz weit vorne dabei sind Tintenfische. Ob in Ringe geschnitten in der Paella oder frittiert mit ein paar Spritzern Zitrone, mariniert, gegrillt, gefüllt, ich mag sie in jeder Form. Bei so schönem Wetter, wie wir es zur Zeit haben, hole ich mir auch zuhause ein bisschen Urlaubsgefühl auf den Teller und packe eine meiner liebsten Cannelloni-Füllungen einfach in zwei feine Tintenfischtuben. Dank der Zeitumstellung kann man die Sonne ab diesem Wochenende ja auch eine Stunde länger genießen... irgendwie muss man sich das frühere Aufstehen am Montagmorgen ja schönreden, oder?


Hier kommt das Rezept für 2 Personen:
2 Tintenfischtuben, ausgenommen 
3 EL Olivenöl
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
2 Knoblauchzehen
1 Zucchini 
200 g Ricotta
1 kleine Handvoll Pinienkerne, grob gehackt
Salz, Pfeffer
1 rote Chilischote, in feine Ringe geschnitten
2 EL gehackte Petersilie

Die Tintenfischtuben waschen und trockentupfen. In einer Pfanne 2 EL Olivenöl erhitzen und Zwiebel darin anbraten. 1 Knoblauchzehe fein hacken, Zucchini waschen, Enden entfernen und ebenfalls in feine Stücke hacken. Beides zu den Zwiebeln in die Pfanne geben und ca. 5-8 Minuten braten, bis die Zucchini glasig werden. Kurz abkühlen lassen. Ricotta in eine Schüssel geben, gebratene Zucchini dazugeben und reichlich mit Salz und Pfeffer würzen. Pinienkerne kurz in einer Pfanne anrösten und dann unter die Masse heben. Dabei einen TL für die Deko aufbewahren. Mit Hilfe eines Teelöffels oder, wenn die Öffnungen der Tuben sehr eng sind, mit einer Spritztülle die Masse in die Tintenfischtuben füllen. Die Enden mit Zahnstochern oder Rouladennadeln verschließen. Gefüllte Tuben salzen und Pfeffern.
In einer Pfanne das restliche Öl erhitzen, die verbleibende Knoblauchzehe in feine Scheiben schneiden und zusammen mit den Chiliringen in die Pfanne geben. Gefüllte Tintenfischtuben dazugeben und von allen Seiten anbraten, bis sie Farbe annehmen. Das sollte schnell geschehen und die Pfanne muss sehr heiß sein, denn sonst wird euer Tintenfisch zum Gummifisch!
Auf vorgwärmten Tellern anrichten und mit den restlichen Pinienkernen, Petersilie und frisch gehobeltem Parmesankäse bestreuen. Wer mag kann etwaige Reste der Füllung dazu geben, in jedem Fall würde ich empfehlen das Bratöl darüberzugießen, denn das hat durch Knoblauch und Chili einen herrlich würzigen Geschmack bekommen. 


Bei uns gab´s die Tuben zwar im Alleingang, als Beilage würde meine Wahl jedoch auf frisches Weißbrot fallen. Damit lassen sich das Bratöl und die Füllung bestimmt schön aufditschen! ;-) 

Sonntag, 20. März 2011

Ab ins Freie: Frühlingshafte Röllchen

Wie bei den meisten anderen auch, steht und fällt das Leben auf unserem Balkon mit dem Schönwettergrad. Über den gesamten Winter betrete ich ihn höchstens, um das Mini-Vögelhäuschen mit Kürbiskernen zu bestücken (die hessischen Vögel sind wählerisch, denen braucht man gar nicht erst mit Meisenknödeln zu kommen) oder um den "Kältecheck" zu machen. Der entscheidet dann darüber, ob es tatsächlich wieder nötig ist, im Michelin-Männchen-Look auf die Straße zu gehen oder ob endlich eine etwas schlankere Jackenvariante genügt. Sobald dann aber die erste Schönwetterperiode kommt, wird der Balkon auf Vordermann gebracht: An so einem sonnigen Wochenende wie diesem wird der alte Holztisch gesäubert und eingeölt, widerstandsfähige Kräuter wie Rosmarin und Lavendel wandern von ihrem Winterquartier nach draußen und die ersten Frühlingsblüher werden in kleinen Töpfchen auf dem Regal drapiert. Außerdem kann ich endlich wieder draußen fotografieren, ohne dass meine Hand am Objektiv festfriert! Nur zum Essen ist es auf dem Balkon meist noch ein bisschen zu frisch, zumindest sobald die Sonne hinter dem Nachbarhaus verschwindet. Da diese etwas anderen Frühlingsröllchen aber so handlich sind, dass man sie quasi auch im Laufen essen kann, war der Umzug ins Haus kein großes Problem. Ich freue mich schon auf die warmen Monate, in denen der Balkon dann endlich wieder zu unserem fünften Zimmer wird und es am Wochenende ausgedehnte Frühstücksorgien in der Sonne gibt!


Hier kommt das Rezept für 2 Rollen:
10-12 große Blätter Kopfsalat
1 kl. Bund Radieschen (ca. 10 Stück)
1 Handvoll Rote Rettichsprossen
200 g Frischkäse
evtl. etwas Milch
Salz, Pfeffer

Die Salatblätter putzen und waschen und mit einem scharfen Messer vorsichtig den Strunk (d.h. die dicke Blattrippe in der Mitte) rausschneiden. Radieschen putzen, waschen und in feine Stückchen schneiden. Rote Rettichsprossen kurz abbrausen und gut ausschütteln. Frischkäse mit Radieschen und Rettichsprossen verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Sollte die Masse noch deutlich zu fest sein, einen kleinen Schuss Milch unterrühren. Aber hiervor sei gewarnt, die Masse darf auf keinen Fall zu flüssig werden, sonst lässt sie sich nachher nicht mehr gut rollen. 
Nun für eine Rolle jeweils 5-6 Salatblätter in zwei Schichten übereinanderlappend auslegen. Als Unterlage und zur späteren Rollhilfe empfiehlt sich eine Bambusmatte, wie man sie zum Rollen von Sushi verwendet (s. Fotos), es klappt aber auch mit einem Stück Frischhaltefolie. Nun auf der unteren Hälfte der Salatblätter jeweils die Hälfte der Frischkäsemasse verteilen. Mit Hilfe der Bambusmatte oder Frischhaltefolie das Ganze zu einer festen Rolle aufrollen. Mit einem scharfen Messer vorsichtig in ca. 2 cm breite Stückchen schneiden und mit Zahnstochern versehen servieren. 


Die Röllchen eignen sich gut für ein frühlingshaftes Buffet oder als kleiner, frischer Zwischensnack. 

Donnerstag, 17. März 2011

Begriffsstutzigkeit auf dem Teller: Lasagnette von Räucherlachs und gegrilltem Gemüse mit Schnittlauchsahne

Manchmal überlege ich mir, dass es doch viel einfacher wäre, Rezeptbezeichnungen nicht zu hinterfragen, findet ihr nicht auch? In der Zeitschrift LandGenuss habe ich ein sehr verlockend klingendes Rezept gelesen: "Lasagnette von zweierlei Fisch", bei dem Steinbutt- und Lachsfilet abwechselnd mit einer Farce aus Sahne und Weißfisch zu kunstvollen Türmchen geschichtet und mit Olivenöl beträufelt werden. Klingt köstlich, aber Momentchen mal, Lasagnette? Äh... Pasta? Ja, wo waren se denn, die Nudeln?? Bei dieser Rezeptbezeichnung habe ich doch fest mit einem dünnen Nudelblatt zwischen den Fischfilets gerechnet! Ein Fall für Tante Google, die hier aber eher zu noch größerer Verwirrung geführt hat. Dort habe ich nämlich herausgefunden, dass Lasagnette etwas breitere Bandnudeln mit gewellten Rändern sind und die Lasagne selbst eigentlich ein Nachttopf ist (griechisch: lasanon). Praktischerweise haben die Römer den Nachttopf dann in einen Kochtopf umgewandelt (TOLLE IDEE, Jungs und Mädels *Daumenhoch*!!). Jedenfalls wurde die Lasagne dann im Laufe der Zeit zu einer Sammelbezeichnung für Aufläufe. Ich schließe nun daraus, dass Lasagne nicht unbedingt Pasta enthalten muss, rein etymologisch leuchtet das auch ein. Trotzdem hält sich eine Restverwirrung: Was wäre dann genau der Unterschied zwischen Lasagne und Pasticcio? Und bezeichnen Lasagnette demzufolge nicht nur gewellte Bandnudeln, sondern auch Mini-Aufläufe? Wird zur Lasagne/Lasagnette nur, was einen Ofen von Innen gesehen hat und quasi überbacken ist? Gibt es in Italien regionale Unterschiede, was die Bezeichnungen betrifft, bzw. enthalten Lasagne/Lasagnette dort immer Pasta? Ich würde mich sehr freuen, wenn mir das jemand von euch erklären könnte! Ich esse so gerne italienisch und ein ganz kleines bisschen kommt hier auch meine Sprachwissenschaftler-Ader zutage. :-)
Aber zurück zum Rezept: Herausgekommen ist wieder einmal was total anderes, nämlich das, was der Kühlschrank hergegeben hat. Und das war diesmal nur Lachs und Gemüse. There you go...


Hier kommt das Rezept für 2 Personen als Vorspeise:
1 kleine Zucchini
1 kleine Aubergine
50 ml Olivenöl
Meersalz, Pfeffer
100 g mild geräucherter Lachs in Scheiben
100 ml Sahne
ein paar Stängel Schnittlauch
Sonstiges: 2 Servierringe mit ca. 10 cm Durchmesser

Backofen auf 220 °C vorheizen. Zucchini und Aubergine waschen, Enden entfernen und längs in ca. 5mm breite Scheiben schneiden. In eine große Schüssel geben, mit Olivenöl und Meersalz bestreuen und mit den Händen vorsichtig vermengen, damit alles mit Öl benetzt ist. Die Scheiben nebeneinander auf einen Grillrost legen, mit frisch gemahlenem Pfeffer bestreuen und im vorgeheizten Backofen ca. 30 Minuten garen. Herausnehmen und abkühlen lassen. 
Auf einem Brett die abgekühlten Gemüsescheiben dicht nebeneinander legen und mit dem Servierring pro Gemüsesorte 4-6 Kreise ausstechen (so breit ist selten eine Zucchini, da muss man ein bisschen tricksen und zwei Scheiben auf einmal nehmen). Aus den Lachsscheiben ebenfalls 4-6 Kreise ausstechen. Nun die Servierringe jeweils auf einen Teller setzen und dann abwechselnd eine Scheibe Zucchini, Aubergine und Lachs einschichten, mit Lachs abschließen. Die Sahne mit etwas Salz und ein paar Stängeln Schnittlauch pürieren, sie soll wirklich nur einen Hauch nach Schnittlauch schmecken, sonst wird sie zu scharf und überdeckt alles. 
Die Servierringe vorsichtig entfernen und die Lasagnette (oder was auch immer!) mit der Schnittlauchsahne beträufeln und ggf. mit ein paar Schnittlauchröllchen garnieren.


Ob man das Gericht nun Lasagnette nennen kann, weiß ich wirklich nicht. Zumindest aber klingt es schön und, die Hauptsache, es schmeckt fein. Die Schnittlauchsahne kann man auch gut durch ein paar Tropfen Olivenöl ersetzen, das man über die Lasagnette träufelt. Ach und übrigens, bei der Lasagnette-Recherche bin ich auf ein köstlich klingendes Rezept von lamiacucina gestoßen, das ich euch nicht vorenthalten möchte. So würde ich mir tatsächlich auch Lasagnette vorstellen. Mit Pasta eben. 

Sonntag, 13. März 2011

Nächste Runde: Kopfsalatsuppe

In einem Anfall von Schundblatt-Lesewut habe ich mich letztes Wochenende in der Bahnhofsbuchhandlung mit Zeitschriften im Wert eines hübschen Paars Schuhe eingedeckt, das es leider nicht mehr in meiner Größe gab. In einer Landleben-Zeitschrift, die ich mir eigentlich nur wegen der Beilage (ein wirklich gutes Best of-Bookazine vom Feinschmecker) gekauft habe, war dann aber prompt ein ganzes Rezepte-Special über Schuhbecks grüne Suppen. Nein sowas, und da war doch tatsächlich schon wieder eine Salat-Suppe dabei! Nachdem ich vor ein paar Wochen schon diese Feldsalatsuppe als äußerst wohlschmeckend auserkoren habe, ist es heute an der Zeit für ein weiteres Experiment: Es rollen Köpfe! 


Hier kommt das Rezept für 4 Portionen:
3 große dunkelgrüne äußere Kopfsalatblätter
2-3 festere innere Salatblätter
1 EL Öl
1/2 Zwiebel, fein gehackt
1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
800 ml Gemüsebrühe
300 g aufgetaute TK-Erbsen
200 g Sahne
Salz
Cayennepfeffer
evtl. Petersilie zum Garnieren

Die Salatblätter waschen und abtropfen lassen. Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebel und Knoblauch darin andünsten. Mit Brühe ablöschen. Ein paar Erbsen zum Anrichten beiseite legen, den Rest in die Brühe geben und 3-5 Minuten ziehen lassen. Die grünen Salatblätter mit der Sahne in die Suppe geben und alles mit dem Mixstab fein pürieren. Mit Salz und Cayennepfeffer abschmecken. Die hellen Kopfsalatinnenblätter in feine Streifen schneiden. Streifen auf warme Teller oder Schälchen verteilen, Suppe nochmal kurz aufmixen, die Deko-Erbsen zufügen und kurz erwärmen. Dann die Suppe verteilen und mit Petersilie garnieren. Ich habe noch gebratene Garnelen als Einlage dazugegeben (auch eine Empfehlung von Schuhbeck, ebenso pochierte Geflügelbrustwürfel, wer das lieber möchte). 


Das Süppchen ist schnell gemacht und schmeckt toll, aber, ganz ehrlich: Vom Kopfsalat schmeckt man nicht wirklich was, ich zumindest nicht. Trotzdem macht es hübsch was her und ist als Potage für ein feines Frühlingsmenü bestens geeignet. Das Rezept stammt aus der Zeitschrift "Country", Ausgabe März/April '11. Schuhbeck gibt noch eine Prise Zucker und Muskatnuss an die Suppe, sowie Chilipulver statt Cayenne-Pfeffer. Außerdem lässt er Knoblauch und Zwiebeln weg und nimmt Minze statt Petersilie. Aber ihr wisst ja, kleine Abweichungen von ausgetretenen Pfaden machen das Leben spannender! ;-) 

Donnerstag, 10. März 2011

Superrenner: Deftige Kartoffeln mit Chorizo und Tomatensugo

Buffets an Festivitäten sind ja für mich ein Highlight! Da brauche ich unbedingt die Pole Position, was die Aussichtsposition betrifft. Nichts ist so spannend wie: Wer bringt was mit? Was sieht gut aus? Was ist schon auf 3 Meter Entfernung der tödliche Supergau? Und vor allem: Was ist der absolute Renner? Beim Geburtstag einer lieben Freundin im vergangenen Jahr gab es vor der Party neben einer Weinprobe noch ein großes jeder-bringt-was-mit Buffet (äußerst pässlich, denn die Weinprobe war ohne ausspucken, dafür mit einem unermüdlichen Nachschenker und -die Hauptsache- mit geliebtem badischen Wein!). Da wir erst kurz vor knapp angereist sind, gab es diesmal von mir weder Blätterteigschneckchen noch Couscous-Salat, die eigentlich neben den Lachsröllchen zum Who is Who meines Party-Mitbringsel-Repertoires gehören (letztere habe ich dafür neulich auf dieser tollen Party gemacht). Aber gut, so konnte ich mich zumindest ausgiebig auf all die anderen Schüsseln und Platten konzentrieren. Es dauerte gar nicht lange, da kam die Schlange am Buffet ins Stocken. Das bedeutet entweder es gibt keine Gabeln mehr oder "Volltreffer". Und jetzt ratet mal, was hier der Fall war... Mit meinen buffeterprobten Adleraugen habe ich natürlich sofort die Lage gecheckt und mich dann vorgeschlängelt. Das klappt übrigens äußerst gut, wenn man jemanden weit vorne in der Schlange anspricht mit "du, bevor ich´s nachher vergesse... oh, was ist DAS denn, das sieht ja lecker aus, Sekunde, ich nehm´ mir da grad mal `n Löffelchen... ach so, ja, was ich sagen wollte... obwohl, hier ist grad soviel Gedränge, da quatschen wir doch lieber später nochmal, gell!" Und dann tschüss und ab mit der Beute! 

Zum Glück findet man auf solchen Parties immer schnell heraus, wer was mitgebracht hat. Dann muss man nur noch hoffen, dass sich derjenige das Rezept abluchsen lässt. In meinem Fall hat das gut geklappt und es ist nebenbei auch mal wieder ein Beweis, dass Männer mit guten Kochkünsten die Frauen reihenweise entzücken können! Vielen Dank für das schöne Rezept, lieber Kilian!


Hier kommt das Rezept für 2 Personen:
500 g Kartoffeln
3 EL Olivenöl
100 g Chorizo (am besten am Stück, ich hatte nur noch bereits dünn aufgeschnittene Scheiben)
1 rote Zwiebel
1 rote Chilischote
1 kleine Dose gestückelte Tomaten
1/4 Bund Petersilie
Salz, Pfeffer

Kartoffeln abkochen, am besten bereits am Vortag, jedoch zumindest 1,5 Stunden auskühlen lassen. Bei guter Qualität kann man die Schale dranlassen, ansonsten pellen und größere Exemplare halbieren oder vierteln. In 2 EL heißem Olivenöl rundherum anbraten bis sie leicht bräunen. Aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen. Zwiebeln in Streifen und Chili in feine Ringe schneiden (ich lasse die Kerne oft drin, wer sie nicht mag kann sie vorher entfernen). Chorizo der Länge nach halbieren und in ca. 0,5 cm dicke Streifen schneiden. Restliches Olivenöl in der Pfanne erhitzen und Zwiebeln mit Chili darin ca. 5 Minuten bei mittlerer Hitze andünsten. Hitze maximieren, Chorizo dazugeben und ein paar Minuten anbraten, dabei oft umrühren. Hitze wieder reduzieren und Tomaten dazu geben. Unter Rühren leicht einkochen lassen. Petersilie hacken und mit den Kartoffeln wieder dazu geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und warm oder kalt servieren.

Die deftigen Kartoffeln eignen sich nicht nur perfekt als Mitbringsel für´s kalte Buffet, wir haben sie warm als schnelles Abendessen gegessen. Ich habe die Rezeptmengen ein bisschen verändert und auf zwei Esser angepasst.

Montag, 7. März 2011

Ab auf´s Land: Zarte Frühlingsgefühle und feine Quarkküchlein mit Zimt und Apfelmus

War das nicht ein traumhaft sonniges Wochenende? Da ich fasnachtsmäßig nicht besonders ambitioniert bin, habe ich die Zeit genutzt, um meiner Familie auf dem Land mal wieder einen kleinen Besuch abzustatten. Schon auf der Hinfahrt entlang des Mains, vorbei an kleinen Weindörfchen und großen Gutshöfen, kam Frühlingsstimmung auf, und die Klimaanlage blieb zum ersten Mal in diesem Jahr aus. Sogar die Sonnenbrille habe ich wieder aus dem Handschuhfach geangelt, das war dann wegen der winterlichen Blässe zwar eher Michael Jackson-Style, aber egal, das Gefühl zählt!


Auch im Garten meiner Oma sind die ersten Frühlingsboten zu sehen. Kleine Schneeglöckchen kommen an den sonnigen Stellen zum Vorschein, die Rosen wachsen, die Zaubernuss blüht schon länger, hier treiben bald noch die Blätter aus. Der Johannisbeer-Strauch ist bis auf ein paar kleine Knospen noch im Winterschlaf. Hoffen wir, dass es wieder so eine gute Ernte gibt wie im letzten Jahr, dieser Kuchen verfolgt mich ja bis jetzt noch in meinen Träumen! Ich freue mich so sehr auf die warme Jahreszeit, wenn man endlich wieder draußen essen kann! Aber noch sind die Nächte frostig und es ist so kalt, dass auch die Meerschweinchen teilweise noch in ihrem Winterdomizil im Haus residieren müssen. In der Küche wird immernoch der Holzofen kräftig geschürt und durch eine über Jahrzehnte antrainierte Technik entfacht meine Oma innerhalb von Sekunden ein wahres Höllenfeuer! Hell, yeah! Später dann simmert das Feuerchen vor sich hin und hält die Küche den Tag und den Abend über gemütlich warm.  


Am Samstag wurden übrigens die "Fasnachter" unserer Familie bereits morgens um 11 Uhr mit Schweinerollbraten und Nudeln abgefüttert, damit sie gewappnet waren für die ausufernde Flüssigkeitsaufnahme, die solche Fasnachtsparties in der Regel mit sich bringen. Wenn das mal keine gute Vorsorge ist! Wir anderen machten einen Spaziergang durchs Dorf und die angrenzenden Felder, vorbei an einer Schafherde, in deren Mitte ein kleines Winterlamm weidete, das doch tatsächlich als einziges bei klirrender Kälte geboren wurde und seitdem noch nie einen Stall von innen gesehen hat. So hatten alle Mitleid mit ihm und es wurde bisweilen zum Dorfgespräch, weil es bei Wind und Wetter zitternd auf der Weide stehen musste. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich das süße Lämmchen am liebsten mitgenommen und gegessen hätte!




Wie es leider immer so ist, auch dieses Wochenende ging viel zu schnell herum. Ich bin gespannt und freue mich darauf, wie alles aussieht, wenn ich das nächste Mal um die Osterzeit komme. Soviel sei schon verraten: Da haben wir es höchstwahrscheinlich mit ein paar waschechten Osterlämmern zu tun! 

Wieder zuhause hatte ich Lust auf etwas rustikales Süßes und nach einem kurzen Kühlschrank-Check und wegen den sich türmenden Äpfeln in der Obstschale fiel die Wahl auf fein ausgebacke Quarktäschchen mit frisch gemachtem Apfelmus.


Hier kommt das Rezept für 4 Portionen:
Für das Apfelmus:
8 Äpfel
1 EL Zitronensaft
Zucker nach Belieben

Für die Quarktaschen:
3 Eier, getrennt
75 g Zucker
1 EL Vanillezucker
500 g Quark, gut abgetropft
1 Prise Salz
150 g Grieß

60 g Butterschmalz zum Backen
Zimt und Zucker zum bestreuen

Äpfel schälen, entkernen und in Stücke schneiden. In einem Topf ca. 50 ml Wasser erhitzen, die Äpfel und Zitronensaft zugeben und mit Deckel bei geringer Hitze ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis sie gar sind. Topf vom Herd nehmen und Äpfel mit einem Pürierstab pürieren (ich mache das nur sehr grob, da ich kleine Stückchen nicht schlimm finde) und beiseite stellen.
Die Eigelbe mit dem Zucker und Vanillezucker schaumig rühren. Quark, Salz und Grieß darunter rühren. 20 Minuten ruhen lassen. Die Eiweiße steif schlagen und unterziehen. Da Butterschmalz in einer Stilpfanne erhitzen. Mit dem Löffel kleine Küchlein von der Quarkmasse abstechen, auf beiden Seiten langsam goldbraun backen. Anrichten, mit Zimt und Zucker bestreuen und mit dem Apfelmus servieren.


Das Rezept für die Quarkküchlein stammt aus "Ich helf dir kochen" von Hedwig Maria Stuber, ich habe nur die Rosinen weggelassen.

Donnerstag, 3. März 2011

Klebrige Angelegenheit: Schwarzwurzelcremesuppe mit selbstgemachtem Knäckebrot

Man soll Warnungen ernst nehmen, sich genau informieren und keine Experimente machen! Jetzt habe ich über die gemeine Schwarzwurzel ja schon einiges gelesen, aber scheinbar nur oberflächlich: Winterspargel und UNBEDINGT Handschuhe anziehen, so die Kernaussagen. Aha. Spargelig schmecken tun sie, finde ich, kaum, eher nussig, aber durchaus fein. Und bezüglich der Handschuhe war ich zunächst auf dem falschen Dampfer, denn ich dachte, die schwarze Schale färbt einfach ab. Das tat sie nun gar nicht und ich habe schon gedacht, ich hätte nichtfärbende Deluxe-Schwarzwurzeln erwischt, die den Gebrauch von engen Latexhandschuhen gänzlich überflüssig machen (wer trägt sowas schon gerne in der Küche!). Na klar, und jetzt kommt, was viele von euch sicher schon wussten: Die Biester kleben wie verrückt! Und damit nicht genug, der Schwarzwurzel-Pattex verfärbt sich nach ein paar Minuten auch noch so richtig schön braun und frisst sich förmlich in die Haut ein. Das ist ihre Waffe! Damit treiben sie einen zur Weißglut und ruinieren die frische Maniküre und deswegen soll man auch HANDSCHUHE ANZIEHEN!! Für die Zukunft weiß ich Bescheid, und während die Suppe köchelt sitze ich da, pule kleine, klebende, braune Schwarzwurzel-Würstchen von meinen Fingern und zücke den Nagellackentferner - denn der entfernt nicht nur die ruinierte Maniküre sondern auch hartnäckige braune Schwarzwurzelflecken!


Hier kommt das Rezept für 3-4 Portionen:

Für die Schwarzwurzelcremesuppe:
500 g Schwarzwurzeln
1 EL Öl
1 Schalotte, fein gehackt
1 kleiner Schuss Weißwein
1 l Gemüsebrühe
100 ml Sahne
Salz, Pfeffer
1 EL Leinsamen
evtl. ein Stängelchen Petersilie zum Anrichten (oder, wie ich mittlerweile sage: für´s Aug´, gell!)

Für das Knäckebrot:
100 g Vollkornmehl (ich habe Roggenvollkornmehl genommen)
1 gestr. EL Leinsamen
1 gestr. EL Sesam
1 Msp. Backpulver
1 gestr. TL Salz
80 ml Milch
15 ml Öl
1 TL Öl extra
1 TL Leinsamen

Schwarzwurzeln schälen (am besten mit Einmalhandschuhen, wir erinnern uns...), in ca. 3 cm lange Stücke schneiden und bis zur weiteren Verwendung in leicht gesalzenes oder mit einem Spritzer Zitrone versehenes Wasser legen, so werden sie nicht so braun. Öl in einem Topf erhitzen und die Schalotten darin andünsten. Schwarzwurzeln abgießen, gut abtropfen lassen und zu den Schalotten geben. Ein paar Minuten mit andünsten, dann mit einem Schuss Weißwein ablöschen und mit Gemüsebrühe auffüllen. Knapp 30 Min. leise köcheln lassen.
Währenddessen alle Zutaten für das Knäckebrot gut miteinander verkneten, der Teig ist erstmal auch sehr klebrig, sollte er zu nass sein, etwas Mehl zugeben. Ein mit Backpapier ausgelegtes Blech mit 1 TL Öl ausstreichen und den Teig darauf dünn ausrollen. Mit 1 TL Leinsamen bestreuen und noch einmal gut andrücken, das ist wichtig, bei mir sind nach dem Backen nämlich fast alle Leinsamen wieder heruntergefallen. Das Knäckebrot noch vor dem Backen mit einem scharfen Messer oder Pizzaroller in Stücke schneiden, mit einer Gabel ein paar Mal einstechen und im vorgeheizten Backofen bei 220°C ca. 20 Minuten backen. Nach Ende der Backzeit herausnehmen und noch heiß die Stücke voneinander trennen. Etwas abkühlen lassen.
Die Suppe mit einem Pürierstab fein pürieren, Sahne schlagen und unterrühren, dabei einen kleinen Rest zum servieren aufbewahren. Suppe auf vorgewärmten Tellern verteilen und mit einem Klacks Sahne, evtl. Petersilie, ein paar Leinsamen garniert und dem Knäckebrot servieren.


Das Rezept für die Suppe und das Knäckebrot ist aus mehreren Internetportalen zusammengewürfelt, vornehmlich von E&T und CK. Das, was bei den Schwarzwurzeln so klebt, ist übrigens der austretende Milchsaft - und der gilt als Anti-Stressmittel. Gibt´s den auch in Flaschen? Das wäre doch mal ne Marktlücke!