Ach herrje, jetzt wollte ich eigentlich einen ganzen Beitrag einem traditionsbeladenen Plätzchenrezept widmen, und dann entpuppt es sich als größter Schuss in den Ofen der diesjährigen Plätzchensaison. Dabei hat sich der Odenwälder Dreispitz so toll angehört und das mit den Kartoffeln im Plätzchenteig wollte ich unbedingt ausprobieren. Der Odenwälder Dreispitz ist übrigens der hiesige Trachtenhut und, ehrlich, er sieht wirklich fast genau so aus, wie diese Plätzchen. Nur schwarz und ohne Streusel. Die geschichtsträchtigen Dreispitze dienten außerdem als Vorlage für das Lied "Mein Hut der hat drei Ecken". Das fand ich aber früher ziemlich langweilig und musste offenkundig gähnen, wenn mein Gegenüber pantomimisch jedes einzelne Wort dargestellt hat, wie es bei diesem Singspiel Usus ist. "Wer braucht schon so einen komischen Hut", rief ich dann und warf die Speckärmchen in die Luft. Das sollte wohl bezeichnend für meine Beziehung zum Dreispitz bleiben, denn leider liegen die Plätzchen geschmacklich eher im hinteren Mittelfeld und vor allem die Konsistenz ist leider nicht das, was ich mir erhofft hatte. Trocken und lätschig zugleich, bereits nach 5 Tagen "oll" und zäh. Hier kommt trotzdem das Rezept, vielleicht hat ja jemand einen Tipp, wie man es besser machen könnte, denn ich habe zuvor nur Gutes über die Plätzchen gehört und finde die Idee auch wirklich schön. Weiter unten kommen dann die Entschädigungen. ;-)
Rezept für Odenwälder Dreispitz (ca. 40 Stück):
130 g gekochte, geschälte Kartoffeln (mehlig kochend)
65 g Butter
60 g Zucker
1 Ei
250 g Mehl
1 TL Backpulver
1 Prise Salz
Mark von 1/2 Vanilleschote
1 TL abgeriebene Zitronenschale
ca. 130 g Pflaumenmus
1 Eigelb
etwas Milch
Hagelzucker zum Bestreuen
Die kalten Kartoffeln fein reiben und mit Butter, Zucker, Ei, Mehl, Backpulver, Salz, Vanillemark und Zitronenschale zu einem glatten Teig verkneten. Im Kühlschrank eine halbe Stunde ruhen lassen. Ofen auf 175 Grad vorheizen. Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche ca. 3 mm dick ausrollen und Kreise mit einem Durchmesser von ca. 6 cm ausstechen. Auf jeden Kreis einen kleinen Klecks Pflaumenmus aufstreichen, dabei darauf achten, dass am Rand ca. 1 cm frei bleibt. Die Kreise an drei Seiten hochklappen und oben fest zusammendrücken. Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen. Eigelb mit Milch verrühren, Plätzchen damit bepinseln und in der Mitte mit Hagelzucker bestreuen. Im vorgeheizten Ofen 15-20 Minuten goldgelb backen.
Zum Glück war der gemeine Dreispitz ja nicht das einzige Rezept, das ich gebacken habe. Was bei uns nie, nie, niemals fehlen darf, sind feine Butterplätzchen in allen möglichen Formen. Weil ich eher der "-chen" als der "-le"-Typ bin, heißen sie bei mir auch Ausstecherchen, die werte Mama sagt Ausstecherle. Früher habe ich sie gerne mit allen möglichen Streuselvariationen verziert oder sie glasiert und bemalt, heute werden sie nur mit Eigelb bestrichen. Obwohl es die einfachsten Plätzchen sind, die man sich vorstellen kann, versetzen sie mich am meisten in Weihnachtsstimmung und ich bekomme immer schon ein bisschen Gänsehaut, wenn ich die Kiste mit den Ausstechförmchen öffne ...
Rezept für Butterplätzchen (ca. 60 Stück):
250 g Mehl
125 g Butter
125 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
4 Eigelb
1 Eigelb
etwas Milch
Backofen auf 200 Grad vorheizen. Mehl, Butter, Zucker, Vanillezucker und 4 Eigelb zu einem glatten Teig verkneten und eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Danach den Teig auf bemehlter Arbeitsfläche ca. 0,5 mm dick ausrollen und Motive ausstechen. Die Plätzchen auf ein mit Backpapier belegtes Blech setzen. Eigelb mit etwas Milch verrühren und damit die Plätzchen bestreichen. Wer möchte, kann sie auch noch mit Zuckerstreuseln dekorieren. Im vorgeheizten Ofen ca. 10 Minuten goldgelb backen.
... hmmm, irgendetwas stimmt bei dem Bild oben nicht, da hat sich doch glatt wieder jemand äußerst ungetarnt hineingeschlichen. Egal, es gibt nämlich auch noch meine heiß geliebten Zimtsterne! Vor guten Zimtsternen habe ich Respekt, denn mein erster Versuch hat fast für kollektiven Zahnersatz in der ganzen Familie gesorgt. Der zweite Versuch verlief auch eher frustrierend, weil der Teig so klebrig war, dass die Zimtsterne dann überall in der Küche und auf mir verteilt waren, nur nicht auf dem Blech, wo sie eigentlich hin sollten. Der dritte Versuch hat dann geklappt und seitdem mache ich die Sterne meist nach diesem Rezept. Mir gefällt ein Hauch von Zitrone, dieses Mal habe ich auch noch geriebene Zitronenschale in den Teig gegeben, was mir dann aber wiederum etwas zu zitronig geschmeckt hat, deswegen habe ich es beim Niederschreiben des Rezepts bei dem Zitronensaft in der Glasur belassen.
Rezept für Zimtsterne (ca. 60 Stück):
4 Eiweiß
1 TL Zitronensaft
1 Prise Salz
300 g Puderzucker
1 EL Zimt
350 g gemahlene Mandeln
Mehl und Zucker zum Ausrollen
Eiweiß mit dem Zitronensaft und einer Prise Salz steif schlagen, den Puderzucker nach und nach einsieben, bis eine schnittfeste, glänzende Masse entsteht. Von der Masse ca. eine halbe Tasse abnehmen, um die Sterne später damit zu bestreichen. Unter die übrige Masse den Zimt und die Mandeln mischen. Backofen auf 140 Grad vorheizen. Eine Arbeitsfläche mit Mehl und Zucker bestreuen, den Teig in kleinen Portionen ca. 1 cm dick darauf ausrollen. Er klebt fürchterlich! Aber mit genügend Zucker als Unterlage wird es funktionieren, sollte er dann am Nudelholz festkleben, könnt ihr auch ein Stück Backpapier dazwischen legen. Sterne ausstechen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech setzen. Mit der übrigen Schaummasse bestreichen. Die Sterne im vorgeheizten Ofen ca. 45 Minuten backen, dabei die Backofentür einen Spalt offen lassen (zur Not einen Kochlöffel dazwischenklemmen). Die Glasur soll weiß bleiben, je nach Ofen empfiehlt es sich, die Temperatur noch ein wenig zu drosseln und das Blech auf die untere Schiene zu legen. Die Zimtsterne sollen innen noch weich sein, wenn sie aus dem Ofen kommen. Nach dem Erkalten werden sie etwas fester und sollten dann von der Konsistenz perfekt sein.
Mein Lieblingsrezept für heute kommt zum Schluss! Honigkipferl mit Tonkabohne, das sind definitiv solche "Hilfe-ich-kann-nicht-aufhören-zu-essen-Plätzchen". Sie werden zusätzlich noch mit einem Schuss Amaretto aromatisiert, zusammen mit dem flüssigen Honig und der Tonkabohne schmeckt das ganz wunderbar. Andere Kipferl mit Tonkabohne, nämlich feine, perfekt geformte Vanillekipferl, gab es jüngst auch bei Rock the Kitchen zu bestaunen - köstlich!
Ich für meinen Teil habe noch einige Rezepte, die gebacken werden wollen, dieses Jahr gehen nämlich wieder viele Plätzchenpakete auf die Reise. Und ihr? Schon fertig mit allem?
Rezept für Honigkipferl mit Tonkabohne (ca. 80 Stück):
Achtung, Teig sollte mindestens 3 Stunden ruhen!
400 g Mehl
280 g Butter
80 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
80 flüssiger Honig
150 g gemahlene Mandeln
1 EL Amaretto
1 Tonkabohne, fein gerieben
1 Ei
150 g brauner Zucker zum Wälzen
Mehl mit Butter, Zucker, Vanillezucker, 50 g Honig, Mandeln, Amaretto, Tonkabohne und Ei verkneten. Den Teig mindestens 3 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen. Ofen auf 180 Grad vorheizen. Den Teig in 8 Stücke schneiden. Jedes Stück zu einem 1 1/2 cm langen Strang ausrollen, diesen jeweils in ca. 7 cm lange Stücke schneiden. Die einzelnen Stücke zu Kipferl formen und mit einem Abstand von etwa 3 cm auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Die Kipferl im Ofen etwa 15 Minuten backen, dann noch heiß mit dem übrigen Honig bestreichen und im braunen Zucker wälzen.