Sonntag, 30. Mai 2010

Spontanentscheidung: Orangen-Tiramisu

Heute Vormittag hat mir eine liebe Freundin einen Link zu einem Artikel über eine meiner Lieblings-Dessert-Sünden geschickt: Tiramisu. Doch was muss ich da lesen, Tiramisu sei gar kein Dessert? Zu gehaltvoll um nach einem gelungenen Hauptgang noch Platz zu haben, sagt einer, der´s wissen muss, nämlich Luigi aus Italien. Da gäbe es das nur bei den ganz großen Familienfesten wie Hochzeiten oder Beerdigungen, die sich ewig hinziehen und bei denen sich am Abend alle hungrig auf die Mascarpone-Bombe stürzen. Mein Weltbild wurde wieder einmal gründlich durchgerüttelt! Aber irgendwie hat er ja Recht, ich selbst finde es auch schöner, wenn ich nach einem köstlichen Menüabschluss nicht das Gefühl haben muss, dass meine Tischnachbarn und ich gleich in Fetzen durch die Luft fliegen. Hach, aber so ein feines Tiramisu, jetzt, so... Huh, was war denn das? Hab ich da Stimmen aus dem Kühlschrank gehört? Ich könnte schwören gerade hat jemand gerufen: "Hey, na mach schon, hol mich hier raus! Ich bin´s, die Mascarpone, und ich habe nur noch wenige Tage zu leben, also bereite mir gefälligst einen schönen Lebensabend!" Herrje, die hatte ich ja ganz vergessen. Gut, jetzt habe ich sowieso große Lust auf Tiramisu, und die Mascarpone soll ja auch nicht leiden wie ein armer Hund. Aber ich habe keine Löffelbiscuits im Haus! "Hhhnnnghh", ächzt es leise aus der Nähe der Kaffeemaschine. Ja Mensch, die Cantuccini! Sie sind wohl auch schon etwas älter, dann nehme ich doch die. Dennoch schade, die letzten Erdbeeren habe ich ins Frühstücksmüsli gerührt, also kann ich das im Link angegebene Rezept nicht ausprobieren. "Hey, wir sind auch noch da!" Mein Blick schießt auf die Obstschale. Oh, Hallo. Aber ihr seid alte, schrumpelige Saftorangen, die ich in einem Anfall von außersaisonalen Gelüsten gekauft habe. Wenn Orangenblicke töten könnten... 


Hier kommt das Rezept für 4-6 Portionen:

250 g Mascarpone
250 g Magerquark
120 g Puderzucker, fein gesiebt
1 Orange
5 EL Grand Marnier
50 ml Orangensaft
200 g Cantuccini
Je nach Geschmack: Weißes Kakaopulver zum Bestäuben


Die Mascarpone mit dem Magerquark verrühren, dabei den Puderzucker einrieseln lassen und gut unterrühren. Die Orange filetieren und in schmale Scheiben schneiden. Grand Marnier und Orangensaft mischen. Die Cantuccini mit dem Grand Marnier-Gemisch tränken, aber Achtung, ich hatte das Gefühl sie zerfallen viel schneller als Löffelbiscuits. Den Boden einer Form mit den getränkten Cantuccini auslegen. Dann eine Schicht Mascarpone-Crème darüber verteilen und mit den Orangenscheiben belegen. Es folgen je eine weitere Schicht Crème, Cantuccini und zum Abschluss noch einmal eine Crèmeschicht. Im Kühlschrank mindestens 3 Stunden durchziehen lassen und vor dem Servieren gegebenenfalls mit weißem Kakaopulver bestreuen.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Für angenehmen Filmgenuss: Linsenconfit mit Paratha-Brot

Manchmal ist so ein kleiner Fernsehabend doch etwas Nettes. Bezüglich des Verhaltens dabei gibt es jedoch je nach Programm beträchtliche Unterschiede. Wenn beim Mädelsabend die Akronym-Shows über den Bildschirm flimmern, ist es eher nebensächlich, was dort passiert. Würde man sowieso nicht verstehen, wir sind viel zu sehr mit quatschen beschäftigt. Wenn man jedoch mit weniger Leuten einen spannenden Film anschaut, ist man eher still und verfolgt das Geschehen aufmerksam, um nicht ein wichtiges Detail zu verpassen. So ist das bei den meisten Menschen zumindest. Nicht so bei einer alten Freundin aus Ponyhof-Zeiten. Sie fiebert nämlich immer besonders mit. Sie schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn einer das Auto gegen die Wand fährt. Sie beißt sich in die Faust und reißt die Augen auf, wenn ein Psychopath ums Haus schleicht. Sie lacht, liebt und leidet mit dem Protagonisten und unterstützt ihn mit verbaler Präzision: "Nicht diese Tür! NICHT DIESE TÜR, NEIIIIN!!! ... Verdammt, ich hab´s dir doch gesagt, du Vollpfosten!" Ansatzweise genervter Seitenblick meinerseits. "Pass auf, er hat ne Knarre! Da! Dadadaaaaaa!!!" Ich erkläre: "Du, der Film ist fertig abgedreht im Kasten, da kannste Kopfstand machen und trotzdem nichts ändern, Schätzchen." Fünf Sekunden Stille. "Oh nein, da ist er schon wieder, auf die Zwölf, Junge! Hau rein! Yeeaah!!" Dabei schwingt sie bedrohlich die Faust über dem Kopf. Ich seufze und zücke meine einzige Waffe: Essen. "Da, iss." ... und halt die Klappe! Den letzten Teil natürlich nur gedacht.


Hier kommt das Rezept für 4 Portionen:


Für die Paratha:
125 g Weizenmehl
125 g Vollkornmehl
1 TL Salz, 2 EL Öl
3 EL Ghee (ersatzweise Butterschmalz)
Mehl zum Arbeiten


Für das Püree:
3 Schalotten, geschält und fein gehackt
100 ml Rotweinessig
50 ml Wasser
1 gestr. EL Zucker
250 g schwarze Berglinsen
100 g rote Linsen
1 EL Kreuzkümmel
3 EL Sesampaste (Tahina)
4 EL Sesamöl
1 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer


Für die Paratha die beiden Mehlsorten und Salz mischen. Öl und 125 ml Wasser zufügen. Den Teig in eine geölte Schüssel legen und mit Folie bedeckt etwa 30 Minuten ruhen lassen.
Für das Linsenconfit gesalzenes Wasser separat in zwei Töpfen zum kochen bringen. Im ersten Topf die schwarzen Linsen ca. 25 Minuten kochen, im zweiten die roten Linsen für ca. 10 Minuten. Wenn die Linsen gar sind (die roten müssen noch sehr bissfest sein, damit sie später ihre Form behalten), separat abgießen und dabei das Kochwasser der schwarzen Linsen auffangen. In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen, die Schalotten dazugeben und andünsten. Drei Esslöffel vom aufbewahrten Kochwasser, den Essig und den Zucker dazugeben und einköcheln lassen, bis die Flüssigkeit aufgebraucht ist und die Schalotten zu karamellisieren beginnen. In einer Schüssel die schwarzen Linsen, 3 EL Sesamöl, den Kreuzkümmel und die konfierten Schalotten mit einem Mixstab pürieren, dabei das restliche Kochwasser nach und nach einlaufen lassen, bis ein geschmeidiger Püree entsteht. Nun die Sesampaste und die roten Linsen unterrühren, salzen und pfeffern und den verbleibenden EL Sesamöl dazugeben und gut vermischen. Es empfiehlt sich, einen EL rote Linsen erst ganz zum Schluss vor dem Servieren vorsichtig unterzuheben, denn sollten sie auch nur einen Tick zu weich gekocht sein, gehen sie bei zu starkem Rühren in der schwarz-braunen Masse unter und es sieht nicht mehr so appetitlich aus. 
Den Parathi-Teig in 8 gleich große Portionen zerteilen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu dünnen Fladen mit einem Durchmesser von ca. 15 cm ausrollen. Ghee oder Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die Fladen nacheinander von jeder Seite etwa zwei Minuten braten, vor dem Wenden jeweils die Oberfläche mit etwas Ghee oder Butterschmalz bestreichen. Die Fladen aus der Pfanne nehmen und sofort zu Dreiecken falten und mit dem Linsenconfit servieren. 


Mit den knusprigen Paratha lassen sich die Linsen wunderbar dippen. Wer den Geschmack von Sesamöl und vor allem Sesampaste nicht mag, sollte hiermit sparsamer umgehen, da man es doch gut herausschmeckt (was mir persönlich gefällt). Das Rezept für das Linsenconfit stammt aus der Zeitschrift Saveurs No°175, es ist nur geringfügig abgeändert, das Rezept für die Paratha ist aus dem Heft Kreativ Küche Indien 2/2007.

Montag, 24. Mai 2010

Die wilden Hühner: Hähnchen-Saltimbocca mit Tomatenspaghetti und Rucola

Nachdem kürzlich erst der Fleischwolf-Schocker an der Reihe war, könnte ich euch als nächsten Horror-Schwank aus der Kindheit die Geschichte vom Kopflosen Gockel erzählen. An diese muss ich immer denken, wenn ich Hühnchen esse. Aber erstens ist heute das Wetter zu schön für düstere Gedanken und zweitens ist das hier keine Geisterbahn und ihr sollt euch nicht ängstigen. Deswegen verzichte ich auf Details wie diese, dass der Gockel, nachdem ihm der Kopf mit einem rostigen Beil abgeschlagen wurde, blutspritzend über den Hof rannte und erst nach ein paar Metern hinter der Scheune zu Fall kam und den Geist aufgab. So richtig mochte ich sowieso nicht an ein Splatter-Hähnchen glauben und auf meine Nachfrage, was denn um Himmels Willen in das arme Tier gefahren sei, hieß es nur "Nervenzuckungen". Is klar, ne. Aber rennt noch über den Hof wie eine gesengte...! Wie dem auch sei, hier kommt das Rezept.


Zutaten für zwei Personen:
2 Hähnchenschnitzel
2 Scheiben Parmaschinken
6 Salbeiblätter
Salz, Pfeffer
2 EL Olivenöl

2 große, fleischige Tomaten
2 EL Olivenöl
1/2 rote Chilischote, Kerne entfernt und in feine Ringe geschnitten
1 Knoblauchzehe, geschält und fein gehackt
50 ml Weißwein
1 Handvoll Rucola
Salz, Pfeffer
250 g Spaghetti


Die Hähnchenschnitzel flach klopfen, auf beiden Seiten salzen und pfeffern und jeweils die untere Hälfte mit einer Scheibe Parmaschinken und drei Salbeiblättern belegen. Die obere Hälfte darüber klappen und die Ränder mit Holz- oder Metallspießen verschließen. 
Tomaten in einen Topf mit kochendem, leicht gesalzenem Wasser geben und sprudelnd kochen lassen, bis die Haut aufplatzt. Herausnehmen und mit kaltem Wasser abschrecken. Jetzt lässt sich die Haut leicht entfernen. Die gepellten Tomaten grob würfeln. 2 EL Olivenöl in einem Topf erhitzen, Knoblauch und Chiliringe darin andünsten und mit Weißwein ablöschen. Gewürfelte Tomaten dazugeben, salzen und pfeffern, und ein paar Minuten köcheln lassen. Zum Schluss den Rucola dazugeben. 
Währenddessen die Nudeln nach Packungsangabe abkochen und die Saltimbocca zubereiten. Dafür 2 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Saltimbocca von beiden Seiten anbraten, bis sie gerade gar sind. Schnell die Nudeln abgießen, abtropfen lassen und zu der Tomaten-Rucola-Sauce in die Pfanne geben. Alles gut vermischen und zusammen mit den Hähnchen-Saltimbocca auf vorgewärmten Tellern anrichten. 


Die Idee für das Hähnchen-Saltimbocca stammt von der Chaosqueen, ich wollte es eigentlich hier schon einmal machen. Die Tomatenspaghetti basieren auf einem Jamie-Oliver-Rezept aus seinem Italien-Kochbuch, sie werden eigentlich mit Garnelen zubereitet - auch lecker! 

Donnerstag, 20. Mai 2010

Trotzt dem Regen: Roter Cous Cous-Salat

Manche Nachrichten schlagen ein wie eine Bombe: Am Samstag gibt es Sonnenschein! Ha! Da werde ich mal in kurzen Hosen fernsehen. Aber ernsthaft, bedeutet das etwa ein Ende des Lebens am Rande der Wetterdepression? Wollen wir es hoffen, ich rede es mir jedenfalls ein und "tue so als ob". Damit fange ich heute schon an, obwohl es dafür natürlich einiger Tätigkeiten bedarf, um das ultimative Sommer-Feeling aufkommen zu lassen: Sonnenbrille auf die Nase, auch wenn´s nur für den Weg zum Briefkasten ist. Morgens mit dem Fahrrad zum Bahnhof und nicht mit der Tram. Den Bikini aus dem Schrank holen, anziehen und Urlaubsfotos vom letzten Jahr anschauen. Einen feinen Sommersalat essen, der mich an Grillparties und ein schönes Beisammensein im Freien erinnert. Aber man bedenke: Es ist Donnerstag und regnet Bindfäden. Die Nachbarn werden mich anschauen als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank, wenn ich, hinter dunklen Gläsern verschanzt, die Post hole. Ich werde triefend vor Nässe und unterkühlt am Bahnhof ankommen und den Zug verpassen, weil das dämliche Fahrradschloss mal wieder geklemmt hat. Ich werde ungläubig schauen und denken "Mysteriös, letztes Jahr sah der Bikini irgendwie anders aus...". Bleibt der sommerliche Cous Cous-Salat. Der hält wenigstens, was er verspricht!



Hier kommen die Zutaten für 4 Personen:
250 g Cous Cous
2 EL Tomatenmark
3 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
1 Paprika
200 g Fetakäse
150 g Kirschtomaten 
3 Frühlingszwiebeln
1/2 Bund Petersilie


Den Cous Cous in 500 ml kochendes Wasser geben, vom Herd nehmen und 10 Minuten quellen lassen. In eine große Schüssel umfüllen, Tomatenmark und Olivenöl zugeben, ordentlich verrühren bis sich der Cous Cous rötlich gefärbt hat. Salzen und pfeffern. Die Paprika waschen, Strunk und Kerne entfernen, erst in Streifen, dann in kleine Stückchen schneiden. Fetakäse mit den Fingern zerbröckeln oder ebenfalls in kleine Stücke schneiden. Kirschtomaten waschen und halbieren, Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden. Petersilie fein hacken. Wenn der Cous Cous abgekühlt ist, alle Zutaten gut miteinander vermischen, noch einmal mit Salz und Pfeffer abschmecken und servieren. 


Dieser Salat steht schon seit ein paar Jahren ganz weit vorne in der Liste meiner Lieblingsrezepte, er ist schnell zubereitet und ich kann ihn nur allerwärmstens weiterempfehlen. Echt!

Sonntag, 16. Mai 2010

Über den Tellerrand geschaut: Spargelsalat mit Eier-Vinaigrette und Speckpfannkuchen

Als Südbadnerin gab es für mich jahrelang nur eine einzige wahre Beilage zu Spargel: Kratzete, die feinen, in der Pfanne zerrissenen Pfannkuchen. Alles andere war Schnickschnack, Firlefanz und unwürdiges Beiwerk. Überhaupt hatte ich in Bezug auf Speisen eine manchmal eher lokalpatriotische Haltung, auch was die namentliche Bezeichnung betraf. Wer isst denn schon Bratkartoffeln? Brägele musste das heißen! Am Tag vorher abgekocht und dann in Butterschmalz knusprig gebraten, ein Traum. Anstelle von Faschingskrapfen gab´s bei uns die köstlich ausgebackenen badischen Scherben und zum badischen Zwiebelfleisch wurden badische Knöpfle gereicht, aber hallo, wir waren doch keine Spätzlefresser aus dem gegnerischen Teil Baden-Württembergs! Mittlerweile finde ich jedoch auch Freundschaften zwischen Badnern und Schwaben klasse und Spätzle kann ich mir bei vielen Gerichten nicht mehr wegdenken. Krapfen esse ich gerne zum Sonntagsfrühstück und Bratkartoffeln, nun ja, schmecken mit dieser Bezeichnung tatsächlich auch nicht anders als Brägele. So müssen es heute auch nicht immer nur Kratzete zum Spargel sein, es wäre ja auch schade, wenn man sich durch regionale Engstirnigkeit um so viele schöne Rezeptmöglichkeiten bringt. 


Hier kommt das Rezept für 4 Portionen:

1 kg weißer Spargel

Für den Pfannkuchenteig:
80g Mehl
1 TL Speisestärke
2 Eier
Salz
250 ml Milch
4 EL Öl
4 EL Speck, fein gewürfelt

Für die Vinaigrette:
4 Eier
2-3 EL Zitronensaft
Salz, Pfeffer
5 EL Öl
6 EL Olivenöl
1/4 Bund Petersilie
1 Beet Kresse


Spargel schälen und in einem feuchten Tuch beiseite legen. Die Schalen und Enden in einem Kopf mit kaltem Wasser, 1 TL Zucker und 1 TL Salz zum kochen bringen und ca. 25 Min. köcheln lassen. Dann die Schalen und die Enden entfernen.
Währenddessen für den Pfannkuchenteig Mehl, Speisestärke, Eier, eine Prise Salz und Milch zu einem glatten Teig verrühren und 30 Minuten quellen lassen.
Für die Vinaigrette Eier 10-11 Minuten hart abkochen, abschrecken und pellen. Eier halbieren und Eigelb herauslösen. Eiweiß und Eigelb separat mittelfein hacken. Aus Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Öl und Olivenöl eine Vinaigrette rühren. Die Petersilienblätter abzupfen und mittelfein hacken. Kresse vom Beet schneiden.
Nun nacheinander 4 dünne Pfannkuchen backen: Dafür jeweils 1 EL Öl und 1 EL Speck in eine beschichtete Pfanne geben und 2 Minuten anbraten. Dann 1/4 Teig in der Pfanne verlaufen lassen und bei mittlerer Hitze von beiden Seiten goldbraun backen. Die Pfannkuchen sofort fest einrollen und mit der Schnittseite nach unten auf einem Backblech im vorgeheizten Ofen bei 60°C warmhalten.

Spargelstangen in den Spargelfond geben und in 12-15 Minuten gar kochen. Mit einer Schaumkelle herausnehmen, abtropfen lassen und auf Tellern anrichten. Die gehackten Eier auf dem Spargel verteilen, mit der Vinaigrette beträufeln und mit Petersilie und Kresse bestreuen. Die Pfannkuchenröllchen schräg in ca. 2 cm breite Streifen schneiden, ebenfalls auf den Tellern verteilen und servieren.


Das Rezept stammt aus E&T 5/08, ich habe lediglich die eigentlich vorgesehen gerösteten Sonnenblumenkerne und das Kürbiskernöl zum beträufeln weggelassen. Ersteres habe ich schlichtweg vergessen, das Öl sah nicht so gut aus und hat mich außerdem zu sehr an den Winter erinnert. Ach und übrigens, einen klitzekleinen lokalpatriotischen Schuss zum Schluss kann ich mir doch nicht verkneifen: In welchem Bundesland gibt´s die höchste Dichte an Sterne-Restaurants? Naaa? 

Donnerstag, 13. Mai 2010

Spitzt die Ohren: Oreilles d'Âne

Wer mochte als Kind keinen Spinat? Ich schon. Und das nicht einmal mit dem Ziel, auszusehen wie Popeye. Denn mal ehrlich, welches Mädchen steht schon auf muskelbepackte Berserkerarme bei sich selbst? Eben. Aber irgendwie hatte ich, so schien es mir, oft eine Schwäche für Dinge, die andere nicht so gerne mochten. Vielleicht war es auch Mitleid, wie in der folgenden Geschichte: Als begeisterte Reiterin hatte ich früher diverse Reitbeteiligungen, bei denen ich gegen ein kleines Entgeld oder Mithilfe im Stall die Pferde anderer Leute ritt, denn mitten in der Stadt war der Traum vom eigenen Pferd nur schwer zu verwirklichen. In einem kleinen Reitstall im schönen badischen Weinbaugebiet gab es eine kleine Herde von 6 Pferden und einem Esel, der tatsächlich von seinen Besitzern "die verflixte Sieben" genannt wurde. Er war nicht einfach zu handhaben, biss bei jeder Gelegenheit und versetzte jedem, der vorbeilief, einen Tritt gegen´s Schienbein. Nur wenige trauten sich ihn zu reiten, denn seine Spezialität waren abrupte Stopps aus vollem Galopp, die unweigerlich zu einem Freiflug für den Reiter führten. So kam es, dass keiner den Esel mochte, niemand ihn streichelte und Leckerlies bekamen auch nur die anderen. Er tat mir wahnsinnig leid und so versuchte ich mit einer Eselsgeduld sein Vertrauen zu erlangen. Bepackt mit Leckerlies und mit gehörigem Sicherheitsabstand, jederzeit bereit zur Flucht, redete ich beruhigend auf ihn ein und tätschelte ihm den Hals. Und dann? Er nahm vorsichtig ein Leckerli aus meiner Hand, dann das nächste und dann... aua, verdammt, mein Schienbein!! 


Zwar hatte diese Geschichte kein Happy End, aber trotzdem gibt es heute in Erinnerung an "die verflixte Sieben" ein passendes Gericht, nämlich die französischen Oreilles d'Âne, Eselsohren. Das Rezept stammt ursprünglich aus der Region Hautes-Alpes, genauer aus der Gegend um Valgaudemar. Die Form der Crêpes erinnert an die großen Lauscher der Vierbeiner, deswegen der tierische Name. Mein Rezept habe ich wieder einmal aus der Zeitschrift Saveurs. 

Hier kommen die Zutaten für 4 Personen:
500 g Blattspinat
100 g Crème Fraîche
50 g geriebener Bergkäse

Für die Crêpes:
60 g Mehl
15 g geschmolzene Butter
1 Prise Salz
1 Ei
200 ml Milch

Für die Sauce:
40 g Butter
40 g Mehl
1/2 l Milch
1 Eigelb
Muskat, Salz, Pfeffer


Für die Crêpes Mehl, geschmolzene Butter, Salz und das Ei in eine Schüssel geben und mit dem Handrührer vermengen, dabei die Milch einfließen lassen. Den Teig mindestens 2 Stunden ruhen lassen.

Für die Sauce die Butter in einem Topf erhitzen, das Mehl hinzufügen und sofort mit einem Schneebesen gründlich verrühren, dann die Milch einfließen lassen, salzen, pfeffern und mit Muskat würzen. Unter rühren aufkochen und ein paar Minuten köcheln lassen. Vom Herd nehmen und das Eigelb unterheben. Die Sauce soll ziemlich dickflüssig sein. 
Den Spinat putzen, waschen, grob hacken und in einem Topf mit etwas Wasser erhitzen bis er zusammenfällt. In ein Sieb geben und abtropfen lassen, dann zurück in den Topf geben und mit der Crème Fraîche vermischen. Salzen und pfeffern. 

Nun in einer beschichteten Pfanne in etwas Öl hintereinander 4 Crêpes backen. Die Crêpes mit der Sauce bestreichen, einrollen und in ca. 5 cm breite Stücke schneiden. In eine Auflaufform geben, dabei darauf achten, dass die Ecken nach oben zeigen, das sorgt für den Öhrchen-Effekt. Die Spinatmasse gleichmäßig darüber verteilen, eventuell mit einer Gabel die Ecken wieder etwas nach oben biegen, dass sie aus dem Spinat herausschauen. Geriebenen Bergkäse darüber streuen und im vorgeheizten Ofen bei 200°C ca. 25 Minuten überbacken. 


Die Esel hier auf dem Bild stammen aus dem Freiburger Tierpark Mundenhof. Ganz offensichtlich hat dieses kleine Fohlen immernoch die hübschesten Eselsohren.

Sonntag, 9. Mai 2010

Vom Wolf geschluckt: Hühnerbällchen mit Garam Masala

Manche Geschichten aus der Kindheit vergisst man nie. Eine davon kommt mir immer in den Sinn, wenn ich den Fleischwolf-Aufsatz auf die Küchenmaschine schraube: Das Kind, das am Fleischwolf krepierte. Früher durfte ich jedes Mal, wenn mein Opa den Fleischwolf aus der Speisekammer holte und an der Küchentheke festgeschraubt hatte, die Kurbel betätigen und so einen Beitrag zum sonntäglichen Hackbraten oder zur köstlichen Füllung für die Weihnachtsgans leisten. Mit Argusaugen wurde jedoch darauf geachtet, dass meine Hand sich nicht eine Portion des zu zerfleischenden Guts nahm und sich damit dem dunklen Schlund des Fleischwolfs näherte, aus Angst vor Verletzungen. Um sicher zu gehen, dass ich es auch unter keinen Umständen versuchen würde, erzählte meine Oma, dass im Dorf vor vielen Jahren ein kleines Kind die Finger zu tief in den Fleischwolf gesteckt hatte, so dass dessen ganze Hand zerquetscht und zerschnitten wurde und es schließlich sterben musste. Passend dazu gab es auf dem Friedhof ein kleines Kindergrab, das mir bei dieser Gelegenheit als Fleischwolfgrab vorgestellt wurde. Vor meinem inneren Auge sah ich als Fünfjährige also ein kleines Kind, das kopfüber im Fleischwolf steckte, und Stück für Stück weiter zu Brei gedreht wurde, bis schließlich nur noch die Füßchen oben herausschauten. Gehörig beeindruckt und mit einem Heidenrespekt vor der Stahlmaschine konnte ich nur noch sagen: "Okay Opa, drück du mal das Zeug durch!"


Hier kommt das Rezept für 2 Portionen: 
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
350 g Hühnerbrust ohne Haut, in grobe Stücke geschnitten
1/2 Bund Petersilie
1/2 TL Salz
1 gestr. EL Garam Masala 
2 EL Olivenöl
200 ml Kokosmilch
1 EL Tomatenmark
1/4 TL Kurkuma
1/4 TL Salz
2 Kaffir-Limettenblätter
1 EL getrocknete Chilies (je nach Schärfe) und/oder 1 EL Chilifäden


Die Zwiebel schälen und vierteln, Knoblauch abziehen. Zusammen mit der Hühnerbrust durch den Fleischwolf drehen und in einer Schüssel auffangen. Petersilie fein hacken und zu dem Hack in die Schüssel geben. Alles gut mit Garam Masala und Salz verkneten. Nun aus dem Fleischteig kleine Bällchen mit ca. 3 cm Durchmesser formen.  Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Hühnerbällchen von allen Seiten ca. 10 Minuten anbraten, bis sie gerade gar sind. Man kann ja vorab eines opfern um den Garzustand zu testen.  Nun die Kokosmilch angießen, das Tomatenmark sowie Kurkuma und Salz einrühren und die Kaffir-Kimettenblätter und die getrockneten Chilies zugeben. Alles ein paar Minuten köcheln lassen, gegebenenfalls nachwürzen und servieren.


Dazu gab es schlichten Reis. Ich habe fertig abgemischtes Garam Masala aus dem Bioladen genommen, die Würzmischung lässt sich aber auch einfach mit Koriander, Kreuzkümmel, schwarzem Pfeffer, Kardamom und Nelken selbst herstellen, hierfür gibt es viele Rezepturen im Netz. Ach und übrigens: Jahre später habe ich herausgefunden, dass das kleine Kind tatsächlich an einer Blutvergiftung gestorben ist. Ob diese durch den Fleischwolf hervorgerufen wurde bleibt jedoch bis heute ein Geheimnis. 

Donnerstag, 6. Mai 2010

Blitzgericht: Spinatsalat mit Ei und Parmaschinken

Das Ende der Woche ist in Sicht! Aber Donnerstag bleibt Donars Tag und heute schüttelt der germanische Wettergott sein Zepter (oder was auch immer) gewaltig, lässt den Frühling im Regen versinken und versucht mir auf Teufel komm raus einen fiesen Flashback in den Februar einzujagen. Frechheit! Aber soll sich der Kerl ruhig austoben, die morgendliche Laufrunde klappt auch mit Regenjacke, für den Weg zur Arbeit gibt´s ein wundersames Teil, das nennt sich Schirm, das Blumengießen kann heute ruhig vergessen werden und auf den Tisch kommt trotz allem frühlingshaft junger Spinat. Und so lange das Wochenende weitestgehend in trockenen Tüchern bleibt, ist alles halb so schlimm. 


Hier kommt das Rezept für zwei Portionen:
2 Handvoll junge Spinatblätter
2 hart gekochte Eier, geschält und gehackt
Meersalz, Pfeffer
2 Scheiben Parmaschinken
1 EL Apfelsaft
1 EL weißen Balsamessig
3 EL Olivenöl

Spinat putzen, waschen und trockenschütteln, die Blätter in schmale Streifen schneiden und auf zwei Tellern verteilen. Auf jede Portion ein gehacktes Ei streuen, salzen und pfeffern. In einer beschichteten Pfanne den Parmaschinken ohne Zugabe von Fett knusprig braten und dann über jeder Portion eine Schinkenscheibe zerkrümeln. Saft, Essig und Öl verquirlen und über den Salat träufeln.


Das Rezept stammt aus dem Buch frisch + schnell von Michele Cranston, ich habe es mal wieder ganz leicht abgeändert, denn ich hatte weder Cidre noch Apfelessig im Haus, was ursprünglich als Zutat verlangt wurde, aber irgendetwas "apfeliges" wollte ich doch beimischen. Der Salat ist tatsächlich sehr schnell zubereitet - und auch schnell gegessen, er hat mir nämlich sehr gut geschmeckt.

Sonntag, 2. Mai 2010

Das erste Mal: Terrine aus gegrilltem Gemüse

Fürwahr, das ist eine Premiere, die erste selbstgemachte Terrine. Warum ich mich bisher davor gedrückt habe kann ich gar nicht genau sagen, denn ich habe damit nie schlechte Erfahrungen gemacht. Oder eher: ...denn ich habe damit überhaupt nie Erfahrungen gemacht. Zwar weiß ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass ich schon diverse Terrinen gegessen habe, aber tatsächlich kann ich mich an kein einziges Detail erinnern. Da haben sich wohl schon ein paar Gehirnzellen verdünnisiert, wurden weggeballert oder whatever. Das hat augenscheinlich dazu geführt, dass die Region in meinem Gehirn, die für den Prozess der Terrinenverwaltung zuständig sein sollte, nicht mehr so ganz auf dem Dampfer ist. Aber nichts bleibt wie es war und heute ist der Tag, an dem die Synapsen heiß laufen und sich ein wunderbares Terrinenrezept in die Großhirnrinde eingebrannt hat! Ich habe es in der französischen Zeitschrit Saveurs/N°174 gefunden, nur ein kleines bisschen abgeändert und übersetzt. Sicherlich ist die Form noch optimierungswürdig, geschmacklich hat mir die Terrine aber sehr gut gefallen. 


Für eine Königskuchenform mit 20cm Länge:
Ein kleines Bund Basilikum
3 Zucchini
1 Aubergine
Je 1 rote und gelbe Paprika
10 getrocknete Tomaten, in Öl eingelegt
Olivenöl, Salz, Pfeffer

Für die Bouillon: 
2 Blätter Gelatine
1/2 Zwiebel, grob gehackt
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 Tomate, geviertelt
Salz

Alle Gemüsesorten waschen. Vom Basilikum die Blätter von den Stielen trennen und beides separat beiseite stellen. Die Zucchini und die Aubergine der Länge nach in feine Scheiben schneiden, mit Salz und Pfeffer würzen und Olivenöl darüber träufeln. Den Backofengrill auf der höchsten Stufe vorheizen und zuerst die Auberginenscheiben für ca. 15 Minuten auf mittlerer Ebene im Ofen grillen, bis sie weich werden und bräunen. Nach der Hälfte der Zeit wenden. Herausnehmen und beiseite stellen. Mit den Zucchini ebenso verfahren, hier verkürzt sich die Grillzeit jedoch um ein paar Minuten, da die Zucchini schneller garen. Die Paprika unter den Grill legen bis die Haut schwarz wird und Blasen wirft. Dabei ab und zu wenden. Herausnehmen, etwas abkühlen lassen, die Haut abziehen, Stiele und Kerne entfernen und die Paprika in breite Streifen schneiden.


Die Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Für die Bouillon in einem kleinen Topf Zwiebel, Knoblauch, Tomate und die vorher beiseite gelegten Basilikum-Stile mit 50 ml Wasser zum Kochen bringen und 20 Minuten leicht köcheln lassen. Zum Schluss etwas salzen. Dann die Bouillon durch ein Sieb gießen. Gelatine aus dem Wasser nehmen, gut ausdrücken und in die heiße Bouillon geben. Rühren, bis sie sich vollständig aufgelöst hat. Nun die Kastenform mit Frischhaltefolie auskleiden, dabei an den Seiten ca. 10 cm überhängen lassen. Zuerst die Zucchinischeiben überlappend in die Form legen, und zwar so, dass die Scheiben waagrecht zur Länge der Form liegen. Die Enden der Zucchinischeiben sollen dabei die Seitenränder der Form bedecken. Nun ein wenig von der Bouillon darüber geben und als nächste Schicht die gelbe Paprika in die Form legen. Wieder etwas Bouillon darüber geben und Schicht für Schicht mit der roten Paprika, dem Basilikum und den getrockneten Tomaten ebenso verfahren. Zum Schluss die Auberginen der Länge nach in die Form legen. Nun die überlappende Frischhaltefolie darüber legen, so dass alles abgedichtet ist und die Terrine über Nacht, mindestens jedoch für ein paar Stunden, in den Kühlschrank stellen und fest werden lassen. Zum Servieren in ca. 2cm dicke Scheiben schneiden und besipielsweise auf ein paar Salatblättern drapieren.