Sonntag, 19. Dezember 2010

Happy Christmas!

Alle vier Kerzen brennen, die letzten Plätzchenpakete sind verschickt, Geschenke fast alle beisammen und ich lehne mich für den Countdown bis Weihnachten entspannt zurück, nippe am Sektchen und freue mich auf die Feiertage mit der Familie und ein rauschendes Fest am Jahresende mit Freunden in der alten Heimat. Schön war es mit euch dieses Jahr, ich freue mich schon auf das nächste, mit vielen neuen Rezepten und Geschichten. Hier sind für eine Weile die Schotten dicht, euch wünsche ich traumhafte Feiertage mit euren Lieben, mit immer gutem Essen und einer Menge zu lachen!



Donnerstag, 16. Dezember 2010

Körniges Kraftfutter: Türkische Sesam-Honig-Bällchen

Neben all dem Chaos mit Geschenke kaufen, Karten schreiben, Menu für Heiligabend planen und neben den schönen, besinnlichen Stunden, in denen man Plätzchen isst, den Schneeflocken beim Tanzen zusieht und sich die Vorfreude auf ein paar entspannte Tage mit der Familie breit macht, hat die Vorweihnachtszeit für viele von uns noch ein paar ganz spezielle Kandidaten auf Lager: Viren und Bazillen! Die gibt´s gratis und ohne, dass man dafür etwas tun muss. "Och, nimmste dir gleich mal ein paar mit..." Die Nonchalance meiner Schleimhäute macht mich immer wieder sprachlos. Bis ich meine Stimme wieder gefunden habe, kaue ich lieber auf ein paar von diesen leckeren Sesam-Honig-Bällchen herum. Und packe damit nebenbei gleich noch die Keule gegen die Erkältung aus, denn Honig wirkt ja bekanntlich entzündungshemmend!


Hier kommt das Rezept für ca. 30 kleine Bällchen:
Für den Teig:
75 g Sesamsamen
50 g Mehl
1 Msp. Backpulver
1 Eigelb
2 EL Orangenblütenwasser
1 EL zerlassene Butter
1 EL Öl

Außerdem:
Öl zum Frittieren
200 ml Honig

Sesamsamen in einer beschichteten Pfanne 2-3 Minuten unter wenden anrösten. In eine Schüssel geben und abkühlen lassen. Mehl und Backpulver dazugeben und miteinander vermischen. Die übrigen Teigzutaten zufügen und gut miteinander verkneten. Teig zu einer Kugel formen und 15 Minuten ruhen lassen.
Frittieröl in einem großen Topf erhitzen, ein Teigstück soll sofort anfangen zu zischen, wenn man es hineingibt. Dann die Bällchen portionsweise ca. 2-3 Minuten goldgelb frittieren. Mit einem Sieb oder einer Küchenzange herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. 
Den Honig in einem kleinen Topf einmal aufkochen, dann Hitze reduzieren und die Bällchen portionsweise eintauchen, wieder herausnehmen (ich habe dafür eine Pralinengabel genommen, klappte perfekt) und auf einem Kuchengitter abtropfen und trocknen lassen. Dabei aufpassen, dass die Bällchen nicht aneinander kleben. 


Orangenblütenwasser gibt es in der Apotheke, im Reformhaus und in gut sortierten Shops für ausländische Spezialitäten zu kaufen. Es ist vielseitig verwendbar, nicht nur zum backen, man kann auch Milchspeisen ganz wunderbar damit aromatisieren, ebenso mit dem bekannteren Rosenwasser. 

Sonntag, 12. Dezember 2010

Geschenkeproduktion II: Linzer Tartelettes

Es ist Halbzeit, meine Damen und Herren! In 12 Tagen ist Bescherung angesagt. Habt ihr schon alle Weihnachtsgeschenke? Ich nicht. Es ist auch immer das gleiche Theater, ich schwöre mir jedes Mal am 23. Dezember in jeder verflixten 300 Meter langen Kassenschlange, dass das wirklich das allerletzte Mal war und dass ich im kommenden Jahr mit Beginn der Adventszeit zumindest Mutter, Freund, Oma, Tanten, Onkels und Cousinen geschenketechnisch abgehakt habe. PUSTEKUCHEN! ERZÄHL DAS DEINER GROßMUTTER! Klappt nämlich niemals. Obwohl ich dieses Jahr so nahe dran bin, wie schon lange nicht mehr, denn was die kulinarische Geschenkeproduktion betrifft, so habe ich tatsächlich ein bisschen vorgearbeitet. Da ich Linzertorte sehr gerne mag, kam ich auf die Idee aus der Menge für eine große Springform mehrere kleine Tartelettes zu backen und ihnen ein weihnachtliches Outfit zu verpassen. Der Plan ist aufgegangen und ich habe 6 Mini-Geschenkproblemchen weniger. 


Hier kommt das Rezept für 6 kleine Tartelettes:
Für den Teig:
250 g Mehl
200 g Zucker
200 g gemahlene Mandeln
1 Päckchen Vanillezucker
1 TL Zimt
1 Prise gemahlene Nelken
250 g Butter
1 Ei
2 EL Kirschwasser

Außerdem:
200 g Johannisbeermarmelade
200 g Himbeermarmelade
1 Eigelb + 1 EL Milch zum Bestreichen
Fett und Mehl für die Form

Für den Teig alle Zutaten gut miteinander verkneten. Zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie gewickelt eine Stunde kalt stellen. 6 kleine Tartelette-Förmchen einfetten und mit Mehl bestäuben. Teig in 6 Portionen teilen und jeweils auf bemehlter Arbeitsfläche rund und etwas größer als die Förmchen ausrollen. Die Förmchen mit dem Teig auslegen und den Bode ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Backofen auf 180°C vorheizen. Den restlichen Teig auf bemehlter Arbeitsfläche ca. 5 mm dick ausrollen und mit einem Plätzchenausstecher Sterne ausstechen. )Mit verschiedenen Größen sieht es noch hübscher aus, finde ich.) Die beiden Marmeladesorten miteinander glatt rühren und auf den Teigböden verteilen. Die Sterne dicht nebeneinander auf der Masse verteilen. Eigelb und Milch miteinander verquirlen und Sterne damit bepinseln. Auf der zweiten Schiene von unten ca. 40 Minuten backen. Herausnehmen und gut auskühlen lassen, bevor sie verpackt werden. Es empfiehlt sich, die Törtchen mindestens 2-3 Tage vor dem Verzehr durchziehen zu lassen, so schmecken sie noch besser. 


Aufbewahren lassen sich diese Tartelettes übrigens ebenso lange, wie die meisten Weihnachtsplätzchen, also 3-4 Wochen sind kein Problem. Ich habe die Tartelettes einzeln eng mit Folie umwickelt und zum Verschenken nur noch Geschenkband und ein paar Mini-Kugeln als Dekoration angebracht. So halten sie lange frisch und ziehen gut durch.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Light my fire: Spaghetti auf Zwiebel-Honig-Chili-Sugo

Na, heute schon Schnee geschippt? Ich schon, und ich kann nur sagen: Leute, ist das kalt da draußen! Jetzt ist so richtig Winter, wie es sich gehört. 20 Zentimeter Neuschnee über Nacht, eisige Füße, tropfende Nasen, beschlagene Fenster in der U-Bahn und der stetige Wunsch nach einheizenden Getränken und Speisen. Und ich freue mich wie eine Schneekönigin und habe endlich einmal wieder Hoffnung auf weiße Weihnachten! Meint ihr das wird was? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann wir das letzte Mal um den Weihnachtsbaum saßen, als draußen alles weiß war. Fühlt sich an als wären es Ewigkeiten! Hach je, bevor ich jetzt quasi sentimental werde, kommt schnell etwas, das zwangsweise warme Gedanken beschert: Wirklich feurig scharfe Spaghetti! 

Zutaten für 6 (2) Portionen (in Klammer meine Abweichungen vom Original):

500 g Spaghetti (300 g)
4 Zwiebeln (2)
1 Tomate (3)
1 Bund Basilikum
2 Knoblauchzehen
2 EL Honig (3)
1 kleine Chilischote, fein gehackt (eine große rote Chilischote, fein gehackt)
Salz, Pfeffer
etwas Olivenöl und Butter
Kerbel zum Garnieren (Basilikum)

Für das Sugo die Tomaten blanchieren, die Haut abziehen, Saft und Kerne herausnehmen und aufheben. Aus dem Fruchtfleisch Würfel schneiden. Die Kerne und den Saft pürieren. Zwiebeln und Knoblauch fein hacken und in Olivenöl anschwitzen, mit dem Tomatensaft ablöschen und mit Salz, Pfeffer, Honig sowie der Chilischote abschmecken. Die Tomaten und das gehackte Basilikum kurz mitschwenken. Die Spaghetti im Salzwasser bissfest kochen und in Olivenöl und etwas Butter schwenken. Die Spaghetti auf Teller verteilen und mit dem Sugo umgießen. Mit frischem Kerbel ausgarnieren (das habe ich vergessen). 

Das Ganze sieht zwar eher unspektakulär aus, die Kombi Honig und Chili (die ich wohl vom Grillen, aber nicht in Verbindung mit Pasta kannte) hat es allerdings ganz schön in sich und hat mir sehr gut geschmeckt! Ich mag es ja gerne scharf und habe das Feuer dann quasi mit Wein gelöscht, wer empfindlicher ist sollte eine milde Chilisorte wählen, denn der Honig rundet das Gericht zwar fein ab, nimmt die Schärfe jedoch nicht im Geringsten. Das Rezept stammt aus dem Buch Austro Pasta, das mir der Loewenzahn Verlag freundlicherweise hat zukommen lassen.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Hühner-Connection: Lauchkuchen mit Eierguss

Es ist immer wieder ein Spaß, wenn lieber Übernachtungsbesuch unbedingt beim Frühstück machen helfen möchte und ich ihn dann bitte, die Eier aus dem Kühlschrank zu holen. Erst kommt die Schockstarre, dann ein Räuspern, dann: "Sag mal, willst du mich irgendwie vergiften? Die Eier sind seit 8 Monaten abgelaufen!!" Manchmal springe ich dann diabolisch grinsend mit dem Brotmesser in der Hand in Richtung des Gastes, um dessen Kreislauf ein bisschen in Schwung zu bringen, manchmal gibt´s die Antwort aber auch gleich: "Nein, das sind die allerbesten biomäßig exorbitanten Landeier von einer kleinen, glücklichen, nicht-überzüchteten, frei laufenden und kerngesunden Hühnertruppe aus dem Dörfchen, in dem meine Oma wohnt!" 


Der Eierhandel dort ist gut organisiert, die Nachbarin holt gleich mehrere Päckchen Eier bei den legefreudigen "Hüngili" ab, und bringt sie zu meiner Oma, weil diese selbst nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist. Dann gibt´s an der Tür ein kleines Pläuschchen, und wenn niemand da ist, steht die Bezahlung in einem Schälchen bereit und die Eier werden einfach vor die Tür gestellt. Meine Oma ist dann quasi die Verteilstation für die Familie. Die Verpackung ist voll recycelt, denn jedes Mal, wenn ein Päckchen leer ist, wird es aufgehoben und wieder zum Hühnerbesitzer gebracht, der es erneut mit frisch gelegten Eiern füllt. Deswegen hat man im Dezember auch laut Verpackung mal Eier vom April und kann so herrlich Frühstücksgäste schocken. Es ist ja wohl absolut klar, dass das die allerbesten Eier der Welt sind! Und weil draußen alles weiß ist, gibt es heute passend zur Jahreszeit Wintergemüse, nämlich einen feinen Lauchkuchen, mit dem allerbesten biomäßig exorbitanten Landeier-Guss von der kleinen, glücklichen, nicht-überzüchteten, frei laufenden und kerngesunden Hühnertruppe.



Hier kommt das Rezept für eine Springform mit 24 cm Durchmesser:
250 g Mehl
125 g kalte Butter
1 Ei
Salz

1 kg Lauch
3 Eier
125 ml Sahne
125 ml Milch
1/2 TL getr. Thymian
2 EL frische gehackte Kräuter nach Wahl
Pfeffer, Muskat
Mehl zum Ausrollen und Butter zum Einfetten


Aus Mehl, kalter Butter, Ei und einer Prise Salz rasch einen glatten Teig kneten. In Folie gewickelt im Kühlschrank ca. 30 Minuten ruhen lassen. Den Lauch putzen, waschen und in ca. 3 cm lange Stücke schneiden. In kochendes Salzwasser geben und ca. 5 Minuten blanchieren. Abgießen und kalt abschrecken. Gut abtropfen lassen, ggf. mit einem Küchentuch restliche Flüssigkeit abtrocknen.
Ofen auf 200°C vorheizen. Den Mürbteig auf bemehlter Arbeitsfläche ca. 0,5 cm dick ausrollen. Die Form fetten und mit dem Teig auslegen. Den Boden ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Im Ofen ca. 10 Minuten vorbacken. Herausnehmen und die Lauchstücke aufrecht und dicht aneinandergereiht auf den Boden in die Form stellen. 
Eier, Sahne, Milch, Thymian und restliche Kräuter gut verquirlen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Die Mischung vorsichtig über den Lauch gießen. 
Den Lauchkuchen im Ofen 50-60 Minuten backen. Wenn die Oberfläche zu stark bräunt, mit Alufolie abdecken. Dazu schmeckt ein Gläschen Weißwein (oder auch eine Flasche, ha!). 

Wer mehr von der Senioren-Hühnergang lesen und wissen möchte, wie die Eier-Connection WIRKLICH operiert: Hier gibt´s Rhabarber-Baiserkuchen und die Geschichte gleich dazu. 

Sonntag, 28. November 2010

Auftakt zur Geschenkeproduktion: Spinatnudel-Tannenbäumchen

Mit Nudeln in Motiv-Form hat der ein oder andere bestimmt schon seine Erfahrungen gemacht. Sowohl gute, als vielleicht auch schlechte. Zu den guten gehören bei mir definitiv die Abende mit einem Teller Buchstabensuppe, aus der ich nacheinander die Namen meiner Lieblingspferde gefischt habe. Zu den schlechten gehören die Totenstille und entsetzten Blicke der versammelten Gäste, als ich einer erzkonservativen Klassenkameradin zum 15. Geburtstag eine Packung bunte Nudeln in Form des männlichen Gemächts überreichte. Ein Moment, in dem die Zeit still steht, ganz großes Kino! Heute stehe ich derartigen Formeskapaden eher skeptisch gegenüber und würde wahrscheinlich schreiend das Weite suchen, wenn mein Liebster mich bei einem Menu mit Kerzenschein und einem Teller Nudeln in Bärchen-Form überrascht. Aber kleine Tannenbäumchen sind nunmal weder Bärchen noch phallische Symbole. Und ein bisschen Kitsch muss in der Adventszeit doch sein, oder?





Hier kommt das Rezept für 2 kleine Tüten getrocknete Nudeln:
200 g Mehl
2 Eier
2 EL Öl
50 g Blattspinat, fein püriert
Salz
Mehl zum Ausrollen des Teiges

Alle Zutaten rasch zu einem glatten Teig verkneten und in Folie gewickelt ca. 30 Minuten ruhen lassen. Eine Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben und den Teig darauf portionsweise 1-2 mm dünn ausrollen. Mit einem Plätzchenausstecher kleine Tannenbäumchen ausstechen und auf Backpapier 2 Tage bei Zimmertemperatur trocknen lassen. Die Garzeit für die getrockneten Nudeln beträgt ca. 8 Minuten.


Die Bäumchen lassen sich hübsch in kleinen Tüten verpacken und sind mit einem Glas selbst gemachtem Pesto ein 1a-Geschenkchen für Pasta-Fans. 

Donnerstag, 25. November 2010

Ran an die Mandeln: Torta Caprese

Jetzt ist die Zeit, in der sich die gemahlenen Mandeln in den Supermärkten bis an die Decke türmen. Das ist nicht weiter verwunderlich, sie sind ja auch eine essentielle Zutat für die Weihnachtsbäckerei. Wobei wir schon beim Thema wären. Normalerweise läute ich meine persönliche Vorweihnachtszeit ja etwas früher ein, aber dieses Jahr heißt es Back to the Roots: Ab 1. Advent geht´s los, und wenn die drei Könige Gold, Weihrauch und Myrrhe abgeliefert haben ist Schicht im Schacht, zack, bumm, peng! Aber gemahlene Mandeln sind ja so fein und ich hatte noch zwei Päckchen im Vorrat, als ich auf dieses schöne, schnelle Rezept gestoßen bin. Mit Tomaten und Mozzarella hat die Torta Caprese ja offensichtlich nichts zu tun, nur der Enstehungsort ist der selbe wie bei der Insalata Caprese, die schöne Insel Capri (auf der ich niemals war, dafür ist meine Zunge schon unzählige Male an einem Capri-Eis festgeklebt, einmal fast unlösbar, aber das ist eine andere Geschichte).


Hier kommt das Rezept für eine Springform (26 cm):
250 g gemahlene Mandeln
150 g Zartbitter-Schokolade
6 Eier
200 g weiche Butter
150 g Zucker
Abrieb von einer Zitrone
1 Spritzer Zitronensaft
1 Prise Salz
Puderzucker zum Bestäuben

Backofen auf 170°C vorheizen. Die Mandeln in einer beschichteten Pfanne ohne Fett goldbraun anrösten. Schokolade fein hacken und im Wasserbad schmelzen. Eier trennen. Die Butter mit dem Zucker schaumig rühren und die Eigelbe nach und nach unterrühren, dann die Schokolade, Zitronenschale und die Mandeln zugeben und gut vermengen.
Eiweiß mit einer Prise Salz und einem Spritzer Zitronensaft steif schlagen und unter die Masse heben. Springform einfetten, die Masse einfüllen und glatt streichen. Im vorgeheizten Ofen ca. 45 Minuten backen. Abkühlen lassen, aus der Form nehmen und mit Puderzucker bestäubt servieren.


Das Rezept stammt, wie die Pralinen im vorangegangenen Beitrag, aus der aktuellen Ausgabe von "So isst Italien". Und ich kann nur sagen: Wer total auf saftige, schmatzige, voluptuöse Kuchen steht (und das wohlgemerkt ohne eine von Stress und Schnickschnack geprägte Zubereitung), der kommt um´s Nachbacken nicht herum...

Sonntag, 21. November 2010

Mit ordentlich Schuss: Amaretto-Pralinen

Kennt ihr auch die ein oder andere Dame im Bekanntenkreis, die - wenn auch meist fernab vom Alkoholismus - ihr Schnäpschen oder Likörchen ganz gerne in Pralinenform zu sich nimmt? Bei der einem zur Begrüßung manchmal eine dezente Mon Chérie-Fahne entgegen weht und die bei Marc de Champagne-Trüffeln aus der Konditorei in freudiger Erwartung richtig Puls bekommt? Mhm, ich habe nichts anderes erwartet. Nun gibt es ja zum Glück viele Gelegenheiten, bei denen sich ein kleines Schächtelchen Pralinen ganz wunderbar schenken lässt. Als Mitbringsel, als kleines Dankeschön, als Nervennahrung und und und. Aber immer mit der Packung Edle Tropfen anzutanzen ist ja auch irgendwie doof, oder? Doch freuet euch, denn es naht die Erlösung, die uns alle vor allzu einseitigem Pralinennachschub mit alkoholischem Inhalt für die Lieben bewahrt: Selber machen! Das ist nämlich gar nicht so schwer und man hat mit wenigen Zutaten in kurzer Zeit ein paar kleine Sünden mit Schuss produziert. Mit dem Amaretto war ich nicht ganz so sparsam wie im Rezept angegeben, dafür knallen meine Pralinen geschmacklich auch ordentlich rein - wenn schon, denn schon!


Hier kommt das Rezept für ca. 30 Pralinen:
100 ml Sahne
125 Vollmilchkuvertüre
125 Zartbitterkuvertüre
15 ml Amaretto (das ist die Menge aus dem Originalrezept, bei mir gab es etwas mehr Bums!)
1 Kastenform (ca. 12x16 cm)
100 g Zartbitterkuvertüre zum Überziehen
Silberperlen zur Dekoration, evtl. Pralinenförmchen

Die Kastenform mit Backpapier auslegen. Kuvertüre grob hacken. Die Sahne aufkochen und die Kuvertüre einrühren, bis sie vollständig geschmolzen ist. Den Amaretto unterrühren. Die Masse in die Form füllen und im Kühlschrank ca. 2 Stunden erhärten lassen. Dann aus der Form lösen und mit einem Messer in ca. 2x2 cm breite Stücke schneiden, das klappt am besten, wenn man das Messer vorher kurz unter heißes Wasser hält (und dann abtrocknet!). Die übrige Kuvertüre im heißen Wasserbad schmelzen und die Pralinen damit überziehen. Ich habe sie dafür jeweils auf einen Löffel gelegt, kurz ins Kuvertürebad eingetaucht und dann auf Backpapier trocknen lassen. Wenn man die Pralinen auf einem Gitter einfach mit der Kuvertüre übergießt, klappt es aber auch gut. Jeweils eine Silberperle auf die Pralinen geben und gut trocknen lassen. Dann in Pralinenförmchen setzen oder anderweitig hübsch verpacken.


Übrigens, bei älteren Schnapsdrosseln sei noch vor den Silberperlen zur Dekoration gewarnt, die sehen zwar hübsch aus, sind aber steinhart und nicht gerade förderlich für die Dritten! Die Rezeptidee stammt aus der aktuellen Ausgabe von "So isst Italien" 1/11, ich habe wieder ein paar Änderungen vorgenommen und die Vorgehensweise angepasst. 

Donnerstag, 18. November 2010

Für Saucen-Royals: Rouladen mit Morchelsauce

... oder: Morchelsauce mit Rouladen. Oh mein Gott, war das ein Sößchen! Ich hätte mich reinlegen können, und das, obwohl ich Morcheln lange Zeit absolut gar nicht mochte. Viel zu dominant im Geschmack und noch dazu erinnerte mich alleine das Wort schon an eklige Kriechtiere oder eine Krankheit (in beiden Fällen würde man wohl unter akutem Morchelbefall leiden). Aber das Schöne ist: Der menschliche Geschmack kann sich auch im fortgeschrittenen Alter von über 20 noch weiterentwickeln und lernt gewisse Aromen zu schätzen. Was ein Glück! Aber ganz schön teuer sind die Biester ja schon, so bleibt es also ein seltener Genuss. Oder sitzt irgendjemand zuhause zufällig an einer günstigen Morchelquelle? Nicht, dass ich irgendwelche Absichten verfolgen würde, aber mein kindliches Morchelkrankheits-Trauma wäre dann ein für alle Mal geheilt, wenn der Satz "der hat die Morcheln" auf einmal eine ganz andere Bedeutung bekäme. Ach so, ja, die Rouladen dazu waren übrigens auch gut, als Beilage gab´s hauchdünne Bratkartoffeln.


Hier kommt das Rezept für zwei Portionen:
10 g getrocknete Morcheln
100 ml warmes Wasser
1 Zwiebel
2 kleine Gewürzgurken
2 Rinderrouladen (á ca. 200 g)
2 TL Senf
4 Scheiben roher Schinken
Mehl zum Bestäuben
1 EL Butterschmalz
1 TL Tomatenmark
150 ml trockener Rotwein (bei mir war´s ein Saumur)
250 ml Rinderfond
1 EL Butter
1 EL gehackte Petersilie zum anrichten

Die Morcheln im warmen Wasser einweichen. Währenddessen die Zwiebel schälen und vierteln. Die Rouladen auf beiden Seiten mit Salz und Pfeffer würzen und auf einer Seite mit jeweils 1 TL Senf bestreichen. Mit je zwei Scheiben Schinken, einem Stück Zwiebel und einer Gurke belegen und der Länge nach fest einrollen. Mit Rouladennadeln fixieren und mit etwas Mehl bestäuben. Die übrigen Zwiebelstücke würfeln. Morcheln abgießen, dabei das Morchelwasser auffangen. Evtl. durch einen Kaffeefilter abseihen, damit der Sand entfernt wird. Sehr große Morcheln halbieren. Butterschmalz erhitzen, die Rouladen darin kräftig anbraten bis sie rundum angebräunt sind. Herausnehmen und beiseite Stellen. Zwiebelwürfel und Morcheln im Bratfett andünsten, Tomatenmark dazugeben und verrühren, mit Wein ablöschen und kurz aufkochen lassen. Fond dazugeben, aufkochen, Rouladen wieder einlegen und zugedeckt ca. 1 Stunde bei kleiner Hitze schmoren, dabei nach und nach das Morchelwasser angießen. Die Rouladen aus der Sauce nehmen, alles gut einkochen und die Butter einrühren. Ggf. mit etwas Mehl binden. Sauce abschmecken, Rouladen dazugeben und nochmals gut durchwärmen. Mit Petersilie bestreut servieren. 


Übrigens, dieses Gericht soll gleichzeitig eine kleine Hommage an alle "Saucenköniginnen" (und gendermäßig korrekt natürlich auch -könige) sein. Diejenigen aus meiner Familie (mich eingeschlossen) und all die anderen da draußen, die schon während dem Kochen einen geschätzen halben Liter Sauce aus dem Topf löffeln (und dies mit einem lässigen "nur mal probieren" quittieren), bei denen die Beilagen manchmal nur noch schwimmend auf dem Teller zu sichten sind und die auch den letzten Rest Sauce mit Brot auftunken oder vom Teller kratzen (zur Not mit der Zunge). Lasst euch die Lust nicht verderben und scheut euch nicht, im Restaurant nach einem Extra-Kännchen Sauce zu fragen, wenn sie euch so wahnsinnig gut schmeckt und mal wieder nur drei Tropfen auf den Tellerrand geträufelt sind.

Montag, 15. November 2010

Nudelknödelknollenbollenmäßig gut: Rohrnudeln

Herbstliches Matschwetter schreit nach Rezepten, die im Nullkommanichts Gemütlichkeit verschaffen! Und Gemütlichkeit kommt ja ziemlich oft entweder aus dem Schmortopf, oder, was die süßen Varianten betrifft, aus dem Backofen. "Im Nullkommanichts" ist hier ehrlich gesagt nicht unbedingt auf die Zubereitungszeit bezogen, aber wenn die Rohrnudeln dann mal fertig sind und dampfend und duftend aus dem Ofen kommen, ist sofort Entspannung angesagt! Ach ja, dank meiner sprachwissenschaftlichen Wurzeln konnte ich mir auch hier eine kleine Recherche nicht verkneifen, denn wieso bitteschön nennt man eigentlich diese Hefebollen "Nudeln"? Auf die Schnelle habe ich online nur die Erklärung gefunden, dass das Wort Nudel "wahrscheinlich", "eventuell", "wohl" oder "vielleicht" eine Abwandlung von "Knödel" ist und dass generell die Anfangsbuchstaben "Kn" eine Verdickung ausdrücken, wie auch bei Knolle, Knauf und so weiter. Einigermaßen plausibel zwar, denn im Vergleich zu Nudeln sind das schon ganz schön dicke Dinger, aber trotzdem ist die Antwort irgendwie unbefriedigend und ich werde wohl bei Gelegenheit nochmal die Etymologie-Bücher aus der Kiste kramen, vielleicht liefern die ja deutlichere Fakten als das Internet. Dafür weiß ich jetzt dank diesem Artikel, was Henne Rigate und Pasta Pistolis sind und weshalb Maccheroni unsere musikalische Begabung fördern. 


Hier kommt das Rezept für eine große Auflaufform:
500 g Mehl
20 g frische Hefe
70 g Zucker
ca. 250 ml lauwarme Milch
1/2 TL Salz
1 EL Vanillezucker
1 Ei
80 g zerlassene Butter
100 g Butter zum Backen

Für den Teig das Mehl in eine Schüsselsieben, in die Mitte eine Mulde drücken, die Hefe hineinbröckeln und mit 1 EL Zucker, 2 EL Milch und etwas Mehl vom Rand zu einem Vorteig anrühren. Zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen, bis sich an der Oberfläche Risse bilden. Den restlichen Zucker, Salz, Vanillezucker und das Ei dazugeben und dann unter Rühren mit dem Handrührgerät die zerlassene Butter und die Milch langsam zufügen. Den Teig gut durchschlagen und abgedeckt nochmals an einem warmen Ort gehen lassen, bis er das Doppelte seines Volumens erreicht hat. Dann den Teig zusammendrücken und mit einem Esslöffel Nudeln (eher "Bollen") abstechen. Diese auf bemehlter Arbeitsfläche rund formen. Die restliche Butter in der Auflaufform zerlassen (z.B. kurz in den heißen Ofen stellen oder die Butter separat in einem Töpfchen zerlassen und dann in die Form geben), die Nudeln darin wenden bis sie mit Butter benetzt sind und nebeneinander in die Form setzen. Mit einem Tuch bedecken und nochmals eine halbe Stunde gehen lassen. Den Ofen auf 180°C vorheizen. Die Nudeln ca. 45 Minuten backen, sie sollen schön goldbraun sein. In der Form kurz abdämpfen lassen und mit Puderzucker bestäuben. Die Rohrnudeln noch warm servieren, dazu schmeckt Apfelmus.


Das Rezept stammt aus dem Klassiker "Ich helf dir Kochen" von Hedwig Stuber. Ach und übrigens: Mit einer großen Auflaufform ist eine WIRKLICH große Auflaufform gemeint. Ich habe nur die halben Mengen gebacken und meine Form war immernoch zu klein, deswegen mussten sich die Rohrnudeln sehr dicht aneinander schmiegen.

Donnerstag, 11. November 2010

Unterm Häubchen: Hirschfilet mit Pilzkruste und Steinpilzspätzle

Es wird wieder jagdlich, meine lieben Damen und Herren! Heute haben wir es mit dem König der deutschen Wälder zu tun, allerdings nicht mehr in stattlicher Pose mit prächtigem Geweih und den Hirschkühen hinterherröhrend, sondern auf ein paar Filets zusammengezurrt mit herbstlicher Pilzbegleitung. Auch schön. Schonmal so einen Hirsch in freier Wildbahn gesehen? Ich nicht. Aber da ich vor Jahren bei einem Ausritt schon mal wegen einer kleinen Hirschkuh am Baum hing, weil mein Pferd vor Schreck im gestreckten Galopp die Flucht durchs Unterholz ergriffen hat, weiß ich ja nicht, was bei einem ausgewachsenen männlichen Vertreter der Gattung passiert wäre. Wer übrigens noch nach einer Möglichkeit sucht, das Wildwaldwiesenmahl hier abzurunden, dem sei diese Jägertorte empfohlen. Und dann besser keinem Hirsch mehr begegnen, denn bewegen kann man sich danach keinen Zentimeter mehr.


Hier kommt das Rezept für zwei Personen:
15 g getrocknete Steinpilze
200 g Mehl
3 Eier
Salz
1 Schalotte
100 g Pilze nach Wahl (bei mir waren es Steinchampignons)
50 g Panko oder Semmelbrösel
2 EL Butterschmalz
ein paar Stengel Petersilie und Thymian (etwas Petersilie für die Deko aufheben)
4 EL Butter
2 Eigelb
Salz, Pfeffer, Muskat
ca. 350 g Hirschfilet
100 ml dunkler Fond 
2 EL Rotwein

Die getrockneten Pilze fein zermahlen (ich habe meinen Turbo-Pürierstab genommen). Mit Mehl, Eiern und einer Prise Salz verkneten. Der Spätzle-Teig wird viel dicker, als ich es von anderen Spätzle-Rezepten gewöhnt bin, eigentlich eher wie Nudelteig, es ist ja auch keine Flüssigkeit drin. Teig 30 Minuten ruhen lassen. 
Schalotte schälen und fein hacken, Pilze putzen und fein würfeln. 1 EL Butterschmalz erhitzen und das Panko (die Semmelbrösel) kurz knusprig braten und in eine Schüssel geben. Die Kräuter fein hacken und dazugeben. Schalotten und Pilzwürfel in 1 EL Butter andünsten und zum Panko und den Kräutern geben. Eigelbe, Salz, Pfeffer und Muskat gut unterrühren. Das Hirschfilet in 4 Stücke schneiden, mit etwas Salz und Pfeffer würzen und in 1 EL Butterschmalz auf jeder Seite ca. 3-4 Minuten braten und in eine leicht gefettete Auflaufform geben. Die Pilzmasse auf den Filetstücken verteilen und unter dem heißen Backofengrill ca. 10 Minuten gratinieren. Den Bratensatz mit Fond und Wein ablöschen, kurz einkochen und mit 1 EL Butter binden. Die Sauce mit Salz und Pfeffer abschmecken. Inzwischen Salzwasser in einem Topf zum Kochen bringen. Meine Vorgehensweise zum Spätzle fabrizieren war die folgende: Ich habe den Teig mit der Hand dünn auf ein Brett gedrückt und mit dem Messer lange, schmale Streifen abgeschabt. Das klappt nicht so einfach wie das klassische Spätzle-Schaben vom Brett, die Aufgabe ist aber nach ein paar Versuchen auch recht galant zu lösen. Um den Teig durch eine Presse zu drücken, ist die Konsistenz zu fest. Jedenfalls nun die Spätzle portionsweise ins kochende Wasser geben und kurz kochen lassen. Wenn sie an der Oberfläche schwimmen, sind sie fertig. Abtropfen lassen und in 2 EL heißer Butter kurz schwenken. Evtl. noch einmal etwas nachsalzen. Mit den Hirschfilets und der Sauce anrichten und mit etwas Petersilie bestreut servieren. 


Es lohnt sich übrigens fast immer, in den ansässigen Forstämtern nach frischem Wild zu fragen. 

Sonntag, 7. November 2010

Sie kommen um euch zu holen: Schokoladenbrownies mit Erdnussbutterstreuseln

Schreikrampf gefällig? Ehrlich, bei diesen Brownies habe ich einen bekommen. Und der wurde auch nur unterbrochen, weil ich mir das nächste Stück in den Mund gestopft habe. Diese Streusel machen mich ganz verrückt! Erdnussbutter sollte man dafür natürlich schon mögen, denn gerade die ist es, was diese Brownies so unwiderstehlich macht. Die Biester haben es natürlich in sich: Der wilde Dreier bestehend aus Schokolade, Butter und Zucker tobt sich hier mächtig aus, aber ach, was soll man machen... Resignieren und das nächste Stückchen schnappen, würde ich vorschlagen. Übrigens, wer hier noch nicht genug von mir vollgequatscht wird, der kriegt die volle Dröhnung ab jetzt auch auf Facebook und Twitter. Die Buttons sind in der Leiste rechts zu finden und führen direkt auf die jeweiligen Profilseiten, so Social Media-mäßig, da weisste Bescheid. Darauf noch ein Stück Brownie, guten Appetit!


Hier kommt das Rezepf für eine Brownie-Orgie:
80 g Butter
60 g Erdnussbutter mit Stückchen
100 g Zucker
200 g Mehl
80 g geröstete und gesalzene Erdnüsse

200 g Bitterschokolade
150 g Butter
170 g Zucker
4 Eier
100 g Mehl
1 gestr. TL Backpulver
Kakaopulver zum Bestreuen

Butter und Erdnussbutter zusammen in eine Schüssel geben und mit dem Handrührer cremig schlagen. Zucker nach und nach einrieseln lassen. Die Erdnüsse grob hacken und zusammen mit dem Mehl zur Buttermasse geben, mit den Händen weiterkneten, der Streuselteig ist recht trocken. Teig ca. 30 Min. kalt stellen. Den Ofen auf 180°C vorheizen und eine Springform mit Backpapier auslegen. Am Besten eignet sich hier eine flache, eckige Form (ca. 25x25cm), es geht aber auch mit einer runden Form. Die Schokolade grob hacken und zusammen mit der Butter in einem heißen Wasserbad schmelzen. Die Eier in einer Schüssel mit dem Handrührgerät schaumig aufschlagen und den Zucker einrieseln lassen. Die Butter-Schokoladenmischung rasch unterrühren. Mehl mit Backpulver sieben und unter die Masse ziehen. Den Teig in die Form geben und glatt streichen. Den Streuselteig auseinanderbröckeln und die Sreusel auf der Schokomasse verteilen. Im vorgeheizten Ofen 30 Minuten backen. Noch in der Form auskühlen lassen und dann in Stücke schneiden. Mit Kakao bestäuben und dann viel Spaß...!


Wer tatsächlich keine Erdnussbutter mag oder Erdnüsse nicht verträgt, dem sei dieser andere (Hüft-Alp-) Traum empfohlen: Double Chocolate Brownies

Donnerstag, 4. November 2010

Apfelernte: Die vielseitigste aller Obstsorten

Es ist Apfelzeit, das merkt man alleine schon daran, dass die Apfelkuchen-Rezepte gerade wieder Hochsaison haben. Ich freue mich sehr darüber, denn es gibt doch kaum etwas schöneres, als an einem grauen, kalten Herbstnachmittag mit einer Tasse dampfendem Kaffee und einem großen Stück frisch gebackenem, noch warmem Apfelkuchen auf dem Sofa zu sitzen. 


Meine Familie besitzt seit vielen Jahren ein kleines Apfelbaumgrundstück am Waldrand. Früher, als ich die Ferien oft bei meiner Oma auf dem Land verbracht habe, war es selbstverständlich, dass alle bei der Apfelernte geholfen habe. Mit langen Holzstöcken wurden die Äpfel erst von den Bäumen geschlagen und dann vom Boden in großen Säcken gesammelt. Dann fuhr man zur Kelterei der Familie Ziegler um die Äpfel zu Saft zu pressen. Der Saft wurde dann in großen Tanks im Keller meiner Oma gelagert und vergor im Laufe der Zeit zu Apfelwein, von dem sich mein Opa jeden Tag ein Gläschen genehmigte. Heute werden die Äpfel nicht mehr selbst gekeltert, ein paar Säcke werden noch gesammelt und der Rest bleibt liegen für die Pferde, die nun das ganze Jahr über eine natürliche Grundstückspflege betreiben. Was bleibt, sind schöne Erinnerungen. Zum Beispiel daran, wie wir beim Keltern direkt aus der Presse den frisch gespressten Saft getrunken haben - dieser Geschmack ist unvergleichlich. Und ich bin immer wieder sehr froh darüber, dass ich als eigentliches "Stadtkind" die Möglichkeit habe, immer wieder zu meinen Lieben auf´s Land zu fahren.

Den Apfelkuchen, den man auf den Bildern sieht, habe ich schon Anfang letzter Woche gebacken und wollte euch heute eigentlich das Rezept dafür liefern. Aber, und das ist mir ja noch nie passiert: Ich finde es nicht mehr! Ich weiß nur noch, dass es aus irgendeiner Zeitschrift stammte, ich habe geblättert, verglichen und gesucht, ja zum Hirsch bin ich deswegen fast geworden. Schmand und Marzipanrohmasse sind meine einzigen Anhaltspunkte. Aber trotzdem nichts gefunden, war das der Apfelwein??? Stattdessen preise ich eben noch einmal eines meiner Lieblingsrezepte, nämlich diese französische Apfeltarte, an.

Hier kommen noch ein paar andere schöne Apfelkuchenrezepte (unter noch vielen mehr): Bei Nur das gute Zeugs gibt es gleich ein ganzes Blech, Lamiacucina backt einen riesen Apfelpfannkuchen, auf Barbaras Spielwiese wartet ein Traum mit Schuss und Baiserhaube und Foto e Fornelli verrät uns gar ein feines Mama-Rezept.

Montag, 1. November 2010

Fein umwickelt: Nudelrolle mit Rosenkohlfüllung und Safransoße

Manche Rezepte sieht man und weiß genau: Das ist fällig und zwar SOFORT! Die Kriterien für die Auswahl variieren je nach Jahreszeit und psychischer Verfassung. Bei mir ist es dann soweit, wenn etwas ausgesprochen gut aussieht (das Auge... und so), wenn die Zutaten nicht komplett abwegig sind (drei verschiedene Asia-Shops, Tropenfruchtzuchtverein und zwei Großmärkte? Ich hab doch keine Zeit!) und wenn das Rezept sich nicht anhört wie ein Low-Carb-No-Fat-No-Fun-Essen (das ist jetzt sozusagen die Variable, im Herbst interessiert sich doch kein Mensch für die Bikini-Figur). Hinzu kommt meine derzeitige Lust alles einzuwickeln. Taadaah - schon war´s um mich geschehen. Allerdings hat mir der Gemüsemensch bei dieser feinen Nudelrolle dann doch noch einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht, denn er hatte keinen Wirsing, der im Originalrezept eigentlich als Füllung vorgesehen war. Rosenkohl hatte ich noch einen ganzen Sack zuhause, und, auch wenn ich es immer schade finde die hübschen Röschen mit dem Monstermesser zu shreddern, es war eine würdige, herbstliche Alternative und hat mir sehr gut geschmeckt.


Hier kommt das Rezept für 3-4 Personen:
Für den Nudelteig:
300 g Mehl
3 Eier
1/2 TL Salz
2 EL Wasser
Für die Füllung:
500 g Rosenkohl
50 g geriebener Parmesankäse
250 g Ricotta
2 Eier
1/2 TL gem. Koriander
je 1 Prise geriebene Muskatnuss und Chilipulver
1 TL Zitronensaft
60 g gehackte Walnüsse
Für die Sauce:
200 g Zwiebeln
30 g Butter
100 ml Weißwein
1 gehäufter EL Mehl
500 ml Milch
1/4 TL gem. Safran
1/2 TL Bio-Gemüsebrühepulver
100 ml Sahne
Mehl für die Arbeitsfläche, Öl zum Braten, Petersilie zum Bestreuen

Für den Teig die Zutaten mit den Händen gut verkneten und 1 Stunde kalt stellen. Für die Füllung Rosenkohl putzen, Strunk kreuzweise einschneiden und in kochendem Salzwasser ca. 15 Minuten garen. Abgießen, abschrecken, etwas auskühlen lassen und mit einem Messer grob hacken. Parmesan, Ricotta, Eier, Gewürze und Zitronensaft vermischen, Rosenkohl und Walnüsse gut unterrühren und alles ordentlich salzen und pfeffern. Den Teig auf bemehlter Arbeitsfläche dünn ca. 35x40 cm groß ausrollen. Die Füllung darauf verteilen, dabei einen Rand von ca. 4 cm lassen. Von der langen Seite her aufrollen, die Enden und den Rand gut zusammendrücken, damit die Rolle verschlossen ist. In ein sauberes Geschirrtuch wickeln, beide Enden zubinden und die Rolle in einem großen Topf oder (besser) Bräter in kochendem Salzwasser 20 Minuten garen. 
Für die Sauce die Zwiebeln schälen, fein hacken und in zerlassener Butter ca. 5 Minuten anschwitzen. Den Weißwein dazu geben und etwas einkochen lassen. Mit Mehl bestäuben, die Milch angießen, Safran und Gemüsebrühpulver dazugeben und unter Rühren ca. 10 Minuten köcheln lassen. Die Sauce pürieren, Sahne steif schlagen und unterziehen, salzen und pfeffern und warmhalten. 
Die Nudelrolle noch warm auswickeln und auskühlen lassen, in 2-3 cm dicke Streifen schneiden und im heißen Öl von beiden Seiten knusprig anbraten. Die Scheiben auf einem Teller zusammen mit der Safransauce anrichten und mit Petersilie bestreut servieren. 


Das Rezept stammt (mit minimalen Anpassungen) aus der aktuellen Ausgabe von Köstlich Vegetarisch 6/10.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Vollkorn-Ecstasy: Müslistangen mit Pecannüssen

Dass ein guter Start in den Tag wichtig ist, wurde mir schon als Kind immer wieder vorgebetet und spätestens seit Studienzeiten weiß ich, dass da was dran ist. Das Problem: Ich bringe früh morgens nichts runter. Außer einem Becher 50/50-Kaffee (halb Milch, halb Milde Bohne). Dann geht´s hektisch zur Arbeit, Handy, Portemonnaie, Lippenstift und wenigstens ne Flasche Wasser fliegen in die Tasche, aber um ein Brot zu schmieren bleibt oft keine Zeit. Wenn dann gegen 11 Uhr der erste kleine Hunger kommt, bin ich dank Bahnhofsbäckerei gewappnet: Im Vorbeigehen kaufe ich hier meist noch meine heiß geliebte Müslistange für... - STOP! - (bitte jetzt die volle Aufmerksamkeit) für 1,75 €! Eineurofünfundsiebzig! Macht hochgerechnet 8,75 € pro Woche! Das sind im Monat mindestens 35 € und im Jahr über 420 €! Für Müslistangen!!! Bei dieser Erkenntnis brauche ich den Schock-Schnaps nicht einfach so, sondern intravenös! Aber nicht mehr mit mir, Bio hin oder her, das ist ne Menge Schotter für ein so verhältnismäßig kleines Stängelchen, also habe ich eine Müslistangen-Kopie ausgetüftelt, die dem Original wie ich finde ziemlich nahe kommt. Das ist richtiges Kraftfutter und ich kann für eine viertel Stunde nicht reden, weil ich mit Kauen beschäftigt bin (böse Zungen behaupten, das müsse eine Wohltat für meine Kollegen sein). Ich backe sie auf Vorrat und gefriere sie ein, so habe ich jeden Tag frische Müslipower für die Arbeit.


Zutaten für 4 Müslistangen:
10 g frische Hefe (das ist ca. 1/4 Stück)
150 ml warmes Wasser 
4 EL Agavendicksaft (ersatzweise Honig oder Rohrohrzucker)
125 g Roggenvollkornmehl
125 g Weizenvollkornmehl
1 Prise Salz (3-5 g)
4 EL Haferflocken
2 EL Leinsamen
60 g getrocknete Pflaumen, in kleine Stücke gehackt
80 g Pekannüsse, grob gehackt
eine Handvoll getrocknete Cranberries (die waren von den vorangehenden Kohlrouladen noch übrig)
Haferflocken zum Wälzen

Hefe im warmen Wasser auflösen und den Agavendicksaft einrühren. Die Mischung ein paar Minuten stehen lassen. Die beiden Mehlsorten miteinander in eine Schüssel geben, eine Mulde hineindrücken und die Hefemischung zugeben und gut verkneten. Die übrigen Zutaten hinzufügen und noch einmal durchkneten. Der Teig ist relativ klebrig, bemehlte Hände schaffen etwas Abhilfe - jedoch nicht zuviel zusätzliches Mehl zufügen, sonst werden die Müslistangen steinhart. Schüssel mit einem Tuch abdecken und an einem warmen Ort ca. 1 Stunde gehen lassen (nicht erschrecken, der Teig geht nicht sehr stark). Dann den Teig noch einmal kurz kneten und 4 Stangen formen, in den Haferflocken wälzen und die Oberseite dreimal schräg einschneiden. Die Müslistangen auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und für weitere 30 Minuten gehen lassen. Währenddessen den Backofen auf 180°C vorheizen. Die Müslistangen im Ofen ca. 25 Minuten backen. Sie sollen nicht stark bräunen (bei mir sahen sie fast aus wie zuvor ungebacken) und beim Herausnehmen noch weich sein. Wenn sie abkühlen werden sie härter, das ist jedoch gewollt und bei den Original-Müslistangen auch so. 




Die verschiedenen Zutaten können natürlich variiert werden, je nach dem, was man gerade so zuhause hat. Verschiedene Nüsse und Trockenfrüchte eignen sich gut, man kann jedoch auch ein paar Esslöffel zuckerfreie Müslimischung unterkneten, dann hätte man sozusagen gleich das all-in-one-Paket.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Dick eingepackt: Rotkohlrouladen mit Cranberries

Was ist denn jetzt los? Draußen ist es ja auf einmal schweinekalt geworden! Zeit, alles und jeden dick einzuwickeln. Nachdem ich gestern schon michelinmännchenartig verpackt bei der Arbeit aufgeschlagen bin, ist jetzt das Essen dran: Hackfleisch und Cranberries bekommen eine hübsches Mäntelchen aus Rotkohl, dazu ein feiner Kartoffelpüree. Nee, wat schön! Besonders angetan war ich von dem Sößchen, übrigens eine Premiere, denn lilafarben gab´s das bei mir noch nie. Gutes Kontrastprogramm zum grauen Herbstwetter. Und Cranberries enthalten darüber hinaus eine Ladung Antioxidantien (Falten, Mädels, ich sag nur Falten!) und erhöhen die Werte von Salicylsäure im Körper, letztere ist auch in bekannten Schmerzmitteln enthalten und wirkt entzündungshemmend. Cranberries schützen also sogar vor Grippe und anderen bösen Sachen. So, jetzt habt ihr den Salat und müsst sofort Cranberries essen, sonst befällt euch der Schnupfen innerhalb der nächsten 5 Minuten! 


Hier kommt das Rezept für 2 Personen: 
50 ml Rotwein
35 g getrocknete Cranberries
1 Rotkohl
1 trockenes Brötchen (vom Vortag)
1 Zwiebel
300 g Hackfleisch
1 Ei
Salz, Pfeffer
1 EL Butterschmalz
1 Lorbeerblatt
1 Gewürznelke
250 ml Rotwein
250 ml Brühe
2 EL Saure Sahne
ggf. etwas Speisestärke zum Binden der Sauce
ggf. Küchengarn zum Fixieren der Rouladen
Petersilie für die Deko

Die Cranberries im Wein einweichen. Vom Kohl den Strunk keilförmig herausschneiden und die äußeren Blätter entfernen. 2 l Wasser zum Kochen bringen und den Kohl darin kochen, bis sich die Blätter lösen lassen. Abgießen und 4-6 Blätter ablösen. Die Blattrippen mit einem scharfen Messer flach schneiden, dann lassen sich die Blätter später besser rollen. Den Rest Kohl anderweitig verwenden, evtl. zu Rotkraut schmoren. Zwiebel schälen und fein hacken. Die Hälfte der Zwiebeln, das Brötchen, Hack, Ei, Salz und Pfeffer miteinander verkneten. Die Cranberries abtropfen lassen und untermengen. Jeweils 2-3 Kohlblätter (je nach Größe) überlappend nebeneinander legen, die Hackfüllung darauf verteilen und das ganze zu Rouladen zusammenrollen, dabei die Seitenränder nach innen klappen, damit nichts von der Masse ausläuft. Ggf. mit Küchengarn fixieren. Butterschmalz erhitzen und die Rouladen darin anbraten. Die andere Hälfte der Zwiebeln, Lorbeer, Gewürznelke, Brühe und Wein zugeben und würzen. Zugedeckt ca. 45 Minuten schmoren. Die Rouladen herausnehmen, warm stellen und den Fond kräftig einkochen. Zum Schluss die saure Sahne unterrühren. Sollte die Sauce noch zu dünnflüssig sein, 1 gestr. TL Speisestärke mit etwas Wasser glatt rühren und in die Sauce einrühren, dann erneut kurz aufkochen lassen. Rouladen mit der Sauce anrichten und mit Petersilie bestreut servieren. Dazu schmeckt Kartoffelpüree. 


Das Rezept stammt leicht angepasst aus ARD Buffet 9/10.

Sonntag, 17. Oktober 2010

News und Hack: Keema-Curry

Es gibt eine kleine Neuerung: Ihr kennt das doch auch, wenn man Hunger hat und noch nicht genau weiß auf was, dann wälzt man Kochbücher oder durchforstet das Internet nach Köstlichkeiten, die sich gut anhören und - vor allem - den vorhandenen Gelüsten entsprechend aussehen, oder? Ok, ich mache das eigentlich nicht nur wenn ich Hunger habe sondern ... irgendwie immer. Ziemlich oft zumindest. So wie jüngst auch bei diesem Keema-Curry, und das hat mich auf die Idee gebracht meine Rezepte nicht nur in einem schlichten Verzeichnis aufzuführen, sondern auch diesen kleinen "What you see is what you eat"-Link oben rechts in der Navigationsleiste einzubauen. Hier werde ich nach und nach meine gesamten Rezeptfotos noch einmal im Miniaturformat verlinken, dann hat es das Auge etwas leichter und vor allem muss sich die Hand nicht erst durch das gesamte Rezeptverzeichnis klicken um an die Bilder und Rezepte zu kommen. Happy Clicking euch allen (und mir, denn ich weiß oft selbst nicht mehr was ich gekocht habe und nutze diese Option um meinen lahm gelegten Gehirnzellen auf die Sprünge zu helfen). Zurück zum Keema-Curry: Hier gibt es gefühlte 372 829 Zubereitungsarten, kaum verwunderlich, denn es ist sowohl ein indisches als auch ein pakistanisches Traditionsgericht und jede Oma und Mama brutzelt das nach ihren eigenen Vorlieben. Die Hauptbestandteile sind meistens Hackfleisch, Ingwer, Tomaten und Joghurt, die Gewürze und Einlagen variieren je nach Region. Hier kommt meine Version.


Zutaten für 2 Personen:
2 EL Öl
1 große rote Zwiebel, fein gehackt
1 TL frisch geriebener Ingwer
1 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 grüne Chilischote, Kerne entfernt und in feine Ringe geschnitten 
1 Gewürznelken
1/2 Zimtstange
350 g Rinderhackfleisch
1 EL gem. Koriander
1 TL Garam Masala
1 TL gem. Kreuzkümmel
1/2 TL gem. Kurkuma
eine Prise Cayenne-Pfeffer
1 Dose gehackte Tomaten (ca. 240 g)
3 Kartoffeln
1 TL Salz
150 g Erbsen (TK)
Etwas Petersilie (oder wer möchte Koriander) zum Bestreuen

Öl in der Pfanne erhitzen und die Zwiebeln darin 10 Minuten anbraten. Ingwer, Knoblauch, Chili, Zimtstange und Gewürznelken hinzufügen und ein paar Minuten weiterbraten. Das Hackfleisch dazugeben und scharf anbraten, bis es bräunt. Koriander, Garam Masala, Kreuzkümmel, Kurkuma und eine Prise Cayennepfeffer untermischen. Kartoffeln schälen und würfeln und zusammen mit den Tomaten und dem Salz zum Hackfleisch geben. 200 ml Wasser angießen und mit Deckel ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Joghurt und Erbsen untermischen, noch einmal 5 Minuten gut durchwärmen und mit Petersilie bestreut servieren. Dazu schmeckt Reis oder Fladenbrot.


























Im Nachhinein betrachtet ist das Keema-Curry vielleicht nicht unbedingt die beste Wahl um ein Plädoyer für "Das Auge isst mit" anzubringen, denn so richtig erkennen WAS man gerade da isst, tut man dabei nicht. Ginge rein bildlich auch als Chili con Carne, Erbseneintopf oder eine neue Napoli-Version durch, finde ich. An dieser Stelle merkt man eben doch, dass bei aller Befriedigung über´s Auge der Geschmack letztendlich entscheidend ist. Der war hier übrigens ganz wunderbar. 

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ein sahniges Halali: Jägertorte mit Preiselbeeren

"Auf der Jagd nach Preiselbeeren" könnte die Überschrift auch lauten, denn die hatte ich beim ersten Einkauf vergessen. Also nochmal los und wieder zuhause dann das: Es sind die falschen Preiselbeeren! Ich brauche sie pur, in einfache Flüssigkeit eingelegt, und was habe ich gekauft? Die mit Glibber. Ihr wisst schon, die, die wie Marmelade im Glas und am Löffel kleben bleiben. Aber wie so oft ist das Glück mit den Dummen und ich habe festgestellt, dass ich mir auf diese Art einen beträchtlichen Arbeitsschritt gespart habe - nämlich das Einkochen und Gelieren der Preiselbeer-Masse, die äußerst wahrscheinlich ganz genau so schmecken würde wie mein vermeintlicher Fehlkauf. Die Torte entpuppt sich für mich also zu einem wahren Schnellschuss, was die Zubereitung betrifft. Was die Tortendekoration anbelangt, so verläuft die Grenze zum Kitsch oft fließend und auch dieses Mal musste ich hysterisch kichern, als plötzlich die Sahnehäubchen zu weißen Mini-Tannenbäumchen mutierten und ich mir vorstellte, wie Fuchs und Hase sich auf meinem bunten Sahne-Preiselbeer-Schokoladen-NichtZitronenmelissedafürMinze-Traum Gute Nacht sagen. Fehlt nur noch der Playmobil-Hirsch, oder? Ach ja, und den Bock auf dem Bild habe ich ausnahmsweise mal nicht selbst geschossen. 


Für eine Springform mit 26cm Durchmesser:
Für den Rührteig:
150 g Butter
150 g Zucker
1 Pk. Vanille-Zucker
4-5 EL Rum
1 Prise Salz
4 Eigelb
60 g Mehl
2 gestr. EL Backpulver
1 Tafel geraspelte Edelbitterschokolade
150 g gemahlene Mandeln
4 Eiweis

Für die Füllung (ich gebe jetzt die "vorgesehene Preiselbeerversion" an, wer es sich einfach machen möchte, so wie ich, kauft die Gelee-artigen Preiselbeeren im Glas):
2 Gläser Preiselbeeren im Saft (Abtropfgewicht je 135 g)
1 Pk. roter Tortenguss
250 ml Preiselbeersaft (aus den Gläsern)
1 TL Zucker
600 g Sahne
2 Pk. Sahnesteif
2 Pk. Vanillezucker
Zum Garnieren: Zitronenmelisseblätter (ich habe Minze genommen, die war gerade noch vorrätig) und ca. 30 g geriebene Edelbitterschokolade

Für den Teig die Butter mit dem Handrührgerät geschmeidig rühren. Nach und nach Zucker, Vanillezucker, Rum und Salz unterrühren. So lange rühren, bis eine gebundene Masse entstanden ist. Die Eigelb nach und nach unterrühren. Mehl mit Backpulver mischen, sieben und unterrühren. Schokoladenraspel und Mandeln unterrühren (übrigens: Ich habe die Schokolade mit einem großen, glatten Messer auf einem Brett feingehackt, das hat für mich persönlich besser geklappt als das ganze zu reiben). Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unter den Teig heben. 
Eine Springform fetten und den Boden mit Backpapier auslegen. Den Teig hineingeben, glattstreichen und im vorgeheizten Ofen bei 180°C etwa 40 Min. backen. 
Nach Ende der Backzeit den Gebäckboden aus der Form lösen, auf ein Kuchengitter stürzen und abkühlen lassen. Den Boden einmal waagrecht durchschneiden. 
Für die Füllung die Preiselbeeren in einem Sieb abtropfen lassen, den Saft dabei auffangen und 250 ml abmessen. Einen Guss aus Tortengusspulver, Preiselbeersaft und Zucker nach Packungsanweisung zubereiten. Die Hälfte der Preiselbeeren unterrühren (dieser gesamte Teil entfällt natürlich, wenn ihr die Glibber-Preiselbeeren gekauft habt, da ist die Masse schon fest genug und kann direkt auf den unteren Gebäckboden gegeben werden). Den unteren Gebäckboden auf eine Tortenplatte legen. Die Preiselbeermasse darauf verteilen, dabei einen 1 cm breiten Rand frei lassen. Die Masse gut erkalten lassen. Sahne mit Sahnesteif und Vanillezucker steif schlagen. Unter die Hälfte der Sahne die Hälfte der Preiselbeeren (also die Hälfte der übrigen Hälfte sozusagen) rühren und auf der Preiselbeermasse verteilen. Den oberen Gebäckboden darauf setzen. Die Tortenoberfläche mit der Hälfte der restlichen Sahne überziehen, die andere Hälfte in eine Spritztülle füllen und damit die Torte verzieren. Mit den restlichen Preiselbeeren, Zitronenmelisseblättern und Raspelschokolade bestreuen. Und den Playmobilhirsch nicht vergessen. 


Das Rezept stammt leicht abgewandelt aus dem Oetker-Buch "Backen auf dem Lande". 

Sonntag, 10. Oktober 2010

Einbürgerungsessen: Frankfurter Carbonara

Jetzt lebe ich schon über ein Jahr in Südhessen und habe mich die ganze Zeit vor einem regional-kulinarischen Wahrzeichen gedrückt: "Frankfodder grie Soß". Traditionell beinhaltet die Kräuterbombe Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch, je nach Saison gibt es kleine Abweichungen. Klassisch isst man sie oft mit gekochten Eiern oder Kartoffeln und Rindfleisch. Diese weniger klassische, dafür bestimmt ebenso gute Variante ist für Pasta-Fans wie geschaffen. Un en Bembel Ebblwoi schmeckt dazu auch. 


Hier kommt das Rezept für 4 Personen:
1 Bund Frankfurter Kräuter
2 Eier
200 ml Sahne
500 g Spaghetti
100 g Schinkenspeck, gewürfelt
50 g Parmesankäse, gerieben
Salz, Pfeffer

Die Kräuter kurz abbrausen, trockenschleudern und grob hacken. Zusammen mit den Eiern und der Sahne kurz pürieren. Spaghetti in kochendem Salzwasser al dente kochen. Eine Pfanne ohne Fett erhitzen, Schinkenwürfel darin kurz anbraten. Spaghetti abgießen, dabei etwas vom Nudelwasser auffangen. Die Nudeln mit der Kräuter-Eier-Sahne und 4 EL Nudelwasser in die Pfanne geben und mit dem Schinkenspeck gut vermischen, dabei alles gut durchwärmen. Parmesan unterrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Zum Servieren je nach Geschmack zusätzlich mit Parmesan bestreuen.


Die Rezeptidee stammt aus dem Buch Born to Cook II von Tim Mälzer. Ich habe die Butter weggelassen und Mengen und Zubereitung ein bisschen angepasst.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Es herbstet sehr: Kartoffelsuppe mit Zwetschgentartelettes

Ich denke es jedes Jahr wieder: Der Herbst ist einfach meine liebste Jahreszeit! So schön der Sommer auch war, es gibt ein paar Dinge, die werde ich ganz und gar nicht vermissen. Erstens: Verschwitzte Halbnackte in der U-Bahn, zu denen ich ja zwangsläufig auch gehöre. Keiner mag das Gefühl, wenn die eigene Haut mit einem Schmatzgeräusch an die klebrigen Körperteile des Vordermanns gedrückt wird (außer vielleicht der kleine ältere Herr, der einmal neben mir stand und mit seinem Gesicht bei Bremsen an der Haltestelle im prallen Dekolleté einer brünetten Schönheit landete - ich sag´s euch, der sah danach aus als hätte er im Lotto gewonnen!). Zweitens: Stechmücken. Kein Tag am See, keine Nacht mit geöffnetem Fenster ohne juckende Souvenirs. Früher habe ich die Biester mit Hilfe von Haarspray und Feuerzeug flambiert, heute werden sie nur noch erschlagen. Blutgierige Überlebende gibt´s aber irgendwie immer. Drittens: Das Nichtvorhandensein von Herbst- und Wintergerichten. Das ist das schlimmste, echt. Sicher, man kann auch im Sommer deftige Eintöpfe und üppige Süßspeisen essen, aber so richtig schmecken tut sowas bei 30° Grad nicht. Jetzt im Herbst und in den kommenden Monaten hingegen werde ich nicht genug davon bekommen können, deswegen gibt´s heute schon eines meiner absoluten Leibgerichte, das meine Mutter auch oft so zubereitet: Eine herrlich deftige Kartoffelsuppe mit einer einfachen, puren Zwetschgentarte.


Hier kommt das Rezept für 4 Personen:
Für die Kartoffelsuppe:
400 g Kartoffeln
2 Karotten
1/2 Sellerieknolle
1 Stange Lauch
1 Zwiebel
80 g Speck, gewürfelt
3 EL Öl
1 1/2 Liter Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer, Muskat
1 Lorbeerblatt

Für die Tartelettes:
125 g Mehl
80 g Butter
40 g Zucker
1 Ei 
1 Prise Salz
500 g Zwetschgen
Zucker zum Bestreuen

Für die Tartelettes Mehl auf die Arbeitsfläche häufen, in die Mitte eine Mulde drücken und die anderen Zutaten hineingeben und mit den Händen alles rasch zu einem glatten Teig verarbeiten. Teig zu einer Kugel formen und in Folie gewickelt eine Stunde kalt stellen. 
Währenddessen Kartoffeln und Suppengemüse waschen, schälen und in kleine Stücke schneiden. Die Zwiebel schälen und fein hacken. Öl in einem großen Topf erhitzen und die Zwiebel darin andünsten. Kartoffeln, Suppengemüse und Speck dazugeben und kurz mit andünsten, dann die Gemüsebrühe angießen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, das Lorbeerblatt dazugeben und 30 Minuten kochen. 
Backofen auf 200°C vorheizen. Zwetschgen waschen, entsteinen und vierteln. Teig aus der Folie wickeln und in 4 gleich große Stücke teilen. Jedes Stück dünn und rund ausrollen. 4 kleine Tarteformen einfetten und jeweils mit einem Teigkreis auslegen. Mit einer Gabel ein paar Mal in den Teig stechen und die Zwetschgenviertel darauf verteilen. Mit jeweils 1-2 TL Zucker bestreuen. Im vorgeheizten Ofen bei 200°C ca. 25 Minuten backen.
Lorbeerblatt aus der Suppe entfernen und die Suppe mit einem Mixstab pürieren. Mit reichlich Petersilie bestreut zusammen mit den Tartelettes servieren.

Für manche mag die Kombination von süßer Zwetschgentarte und Kartoffelsuppe ziemlich merkwürdig klingen oder gar unvorstellbar sein - probiert es aus, es schmeckt wirklich gut! Und das ist auch wirklich keine abstruse Idee von mir, in Südbaden ist das eine regionale Spezialität und die Leute essen das TATSÄCHLICH!

Sonntag, 3. Oktober 2010

Ab in den Ofen: Gratinierte Spinatnocken mit Steinchampignons und Sherrysauce

Zum Glück gibt es Überschriften! Andernfalls könnte man nur schlecht erahnen, was dieser undefinierbare Berg hier auf dem Teller darstellen soll. Aber was auf den ersten Blick wirr aussieht, hinter dem steckt oft ein fein abgestimmtes System. Ging mir früher mit Mathe auch so. Aber im Gegensatz dazu habe ich diese Spinatnocken richtig lieb gewonnen und freue mich auf ein baldiges Wieder-Essen. 


Für 2 Portionen:
150 g Blattspinat (ich habe TK genommen)
100 g Ricotta
1 Ei
70 g geriebener Parmesan
75 g Mehl
Salz, Pfeffer, Muskat
2 EL Olivenöl
1 Schalotte, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
200 g Steinchampignons (oder andere Pilze)
3 EL Sherry
150 g Schmand
4 EL Petersilie, fein gehackt
3 EL geriebener Käse zum Überbacken (z.B. Gouda)

Spinat auftauen lassen, gut ausdrücken und grob hacken (frischen Spinat putzen, mit wenig Wasser kurz blanchieren und zusammenfallen lassen, abgießen und grob hacken). In einer Schüssel den Spinat mit Ricotta, dem Ei, Parmesan und Mehl mischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Die Schüssel für mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank stellen, damit der Teig etwas fester wird (für Ungeduldige wie mich tun´s auch 20 Minuten im Gefrierfach. Den Backofen auf 200°C vorheizen. In einem breiten Topf Wasser zum Kochen bringen. Von dem Spinatteig mit zwei Esslöffeln Nocken abstechen und ins kochende Wasser geben. Die Temperatur etwas verringern und die Nocken ziehen lassen, bis sie an der Oberfläche schwimmen. Mit einer Schaumkelle herausnehmen und beiseite stellen. Pilze ggf. putzen und halbieren. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Schalotten darin glasig dünsten, Knoblauch und Pilze dazugeben und ein paar Minuten braten. Mit Sherry ablöschen und Schmand und 3 EL Petersilie unterrühren. Die Pilze in eine Gratinform geben, die Spinatnocken darauf verteilen, mit Käse bestreuen und im vorgeheizten Backofen 15 Minuten überbacken. Wenn der Käse leicht gebräunt ist mit der restlichen Petersilie bestreuen und servieren.


Man kann die Nocken auch schon am Vortag zubereiten und sie mit Folie bedeckt im Kühlschrank aufbewahren - dann spart man sich einen Arbeitsschritt wenn z.B. Gäste im Anmarsch sind.