Sonntag, 9. Mai 2010

Vom Wolf geschluckt: Hühnerbällchen mit Garam Masala

Manche Geschichten aus der Kindheit vergisst man nie. Eine davon kommt mir immer in den Sinn, wenn ich den Fleischwolf-Aufsatz auf die Küchenmaschine schraube: Das Kind, das am Fleischwolf krepierte. Früher durfte ich jedes Mal, wenn mein Opa den Fleischwolf aus der Speisekammer holte und an der Küchentheke festgeschraubt hatte, die Kurbel betätigen und so einen Beitrag zum sonntäglichen Hackbraten oder zur köstlichen Füllung für die Weihnachtsgans leisten. Mit Argusaugen wurde jedoch darauf geachtet, dass meine Hand sich nicht eine Portion des zu zerfleischenden Guts nahm und sich damit dem dunklen Schlund des Fleischwolfs näherte, aus Angst vor Verletzungen. Um sicher zu gehen, dass ich es auch unter keinen Umständen versuchen würde, erzählte meine Oma, dass im Dorf vor vielen Jahren ein kleines Kind die Finger zu tief in den Fleischwolf gesteckt hatte, so dass dessen ganze Hand zerquetscht und zerschnitten wurde und es schließlich sterben musste. Passend dazu gab es auf dem Friedhof ein kleines Kindergrab, das mir bei dieser Gelegenheit als Fleischwolfgrab vorgestellt wurde. Vor meinem inneren Auge sah ich als Fünfjährige also ein kleines Kind, das kopfüber im Fleischwolf steckte, und Stück für Stück weiter zu Brei gedreht wurde, bis schließlich nur noch die Füßchen oben herausschauten. Gehörig beeindruckt und mit einem Heidenrespekt vor der Stahlmaschine konnte ich nur noch sagen: "Okay Opa, drück du mal das Zeug durch!"


Hier kommt das Rezept für 2 Portionen: 
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
350 g Hühnerbrust ohne Haut, in grobe Stücke geschnitten
1/2 Bund Petersilie
1/2 TL Salz
1 gestr. EL Garam Masala 
2 EL Olivenöl
200 ml Kokosmilch
1 EL Tomatenmark
1/4 TL Kurkuma
1/4 TL Salz
2 Kaffir-Limettenblätter
1 EL getrocknete Chilies (je nach Schärfe) und/oder 1 EL Chilifäden


Die Zwiebel schälen und vierteln, Knoblauch abziehen. Zusammen mit der Hühnerbrust durch den Fleischwolf drehen und in einer Schüssel auffangen. Petersilie fein hacken und zu dem Hack in die Schüssel geben. Alles gut mit Garam Masala und Salz verkneten. Nun aus dem Fleischteig kleine Bällchen mit ca. 3 cm Durchmesser formen.  Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Hühnerbällchen von allen Seiten ca. 10 Minuten anbraten, bis sie gerade gar sind. Man kann ja vorab eines opfern um den Garzustand zu testen.  Nun die Kokosmilch angießen, das Tomatenmark sowie Kurkuma und Salz einrühren und die Kaffir-Kimettenblätter und die getrockneten Chilies zugeben. Alles ein paar Minuten köcheln lassen, gegebenenfalls nachwürzen und servieren.


Dazu gab es schlichten Reis. Ich habe fertig abgemischtes Garam Masala aus dem Bioladen genommen, die Würzmischung lässt sich aber auch einfach mit Koriander, Kreuzkümmel, schwarzem Pfeffer, Kardamom und Nelken selbst herstellen, hierfür gibt es viele Rezepturen im Netz. Ach und übrigens: Jahre später habe ich herausgefunden, dass das kleine Kind tatsächlich an einer Blutvergiftung gestorben ist. Ob diese durch den Fleischwolf hervorgerufen wurde bleibt jedoch bis heute ein Geheimnis. 

17 Kommentare:

Cherry Blossom hat gesagt…

Liebe Christina ds sien harte Methoden um ein Kind davon abzuhalten :-) aber wie Du siehst tief wirkend! Wunderbare Fleischbällchen sind das - herrlich - das könnte ich mir die Tage mal fürd Büro machen - super!

Alex hat gesagt…

Das sind ja fast Geschichten wie aus dem Struwwelpeter!! Aber sie wirken :-)
Hackfleich Asian style fehlt mir noch, muss ich unbedingt ausprobieren, denn alles was Kokosmilch enthält MUSS ich ausprobieren.
Schönen Sonntag
A.

Siglinde vom Ideentopf hat gesagt…

Schon wieder mal diese verflixten Kaffir-Limettenblätter, welche es bei uns nicht zu kaufen gibt. Könntest du mir mal einen Ersatz für diese Blätter angeben? Ansonsten wird eben ohne nachgekocht, obwohl ich glaube, daß genau diese das gewisse Extra geben.
Übrigens - nette Geschichte super erzählt :)

linda hat gesagt…

Und bei uns gab es den Nachtkrabb, der die Kinder mitnahm, die bei einbrechender Dunkelheit nicht ins Haus wollten.
Die Fleischbällchen sehen sehr appetitlich aus, kaum zu glauben aber wahr, ich habe noch nie mit Kokosmilch gekocht.

Anonym hat gesagt…

Jessas, von nun an gibts nur noch Steaks. Eine schauerliche Geschichte ! Da muss ich mich erst langsam wieder ans Essen gewöhnen.

Christina hat gesagt…

@Alissa: Ja, so schockierende Geschichten haben wirklich gewirkt. Pädagogisch sicherlich streitbar, aber geschadet hat´s mir ja zum Glück auch nicht (es sei denn da kommt noch was, von dem ich nichts weiß...oh oh...).

@Alex: Im Asian-Hackfleisch-Style habe ich auch mal einen Glasnudelsalat von Jamie Oliver gemacht (da habe ich allerdings noch nicht gebloggt), da kam Hackfleisch mit 5-Gewürze-Pulver rein, auch sehr lecker. Oh, und ich sehe, Du bist auch so ein Kokos-Junkie wie ich ;-)

@mein Ideentopf: Hm, gute Frage. Da das Aroma schon fast etwas bitter ist, wäre vielleicht Limonenzeste ein guter Ersatz. Bevor man sie ganz weglässt, würde ich vielleicht ein paar Tröpfchen Limettensaft dazu geben, als Alibi-Zitrusaroma sozusagen :-)

@Linda: Ha, du wirst es nicht glauben: Mit dem Nachtkrabb wurde früher auch meine Mutter traktiert, die saß nämlich vorhin neben mir und ich habe gefragt, ob sie das schonmal gehört hat. Versuch´s doch mal mit der Kokosmilch. Wenn Du zur Kokos-Fraktion gehörst und es einfach nur noch nicht weißt, lässt Du Dir nämlich was entgehen.

@Robert: Au weia, ich wollte Dir keinesfalls den Appetit verderben! Vielleicht hilft da eine Fleischwolf-Schocktherapie mit frisch durchgedrehten Köstlichkeiten ;-)

Mestolo hat gesagt…

Nix für meine Rezeptesammlung ;), aber ich finde die Fotos toll!!

Hesting hat gesagt…

Oh, was für eine schauerliche Geschichte.
Da bin ich ja fast froh, ohne Fleischwolf aufgewachsen zu sein. ;)

Und ich werfe mal eine Postleitzahl in den Raum: 64287. ;)

Suse hat gesagt…

Ich mag solch durchgedrehtes Zeuchs total gern. Klar, man könnte auch marinierte Hähnchenbrust anbraten und in der Soße servieren, aber ich mags so richtig gern.
Das mag daran liegen, dass mir im zarten Kindesalter niemand Angst mit einem Fleischwolf einjagte ;o)

mealsandwheels hat gesagt…

Grinssss. Wie bei Max und Moritz.
Kurbel, Kurbel und mit schwung, ist der kleine Finger drinn,
OK
Fontane war echt besser!

Jutta Lorbeerkrone hat gesagt…

Gruselig-(wegen der Geschichte) - Schoen (wegen der Hackbaellchen!!!)

Evi hat gesagt…

Bei uns im Dorf gabs sogar den lebenden Beweis dafür, was mit Armen in Fleischwölfen passiert, wenn die Kinder nicht aufpassen. Geflügelhack mach ich persönlich ja immer mit meinem chinesischen Hackebeilchen. Da braucht man keine Angst haben. ;)

Kochfelder hat gesagt…

Du weißt, dass kurkuma zu den gesündesten Gewpürzen zählt? Deshalb laß uns diese Bällchen machen! Das Hühnerfleisch kann man auch mit der Moulinette hacken.

Sandra hat gesagt…

Deine Geschichte lässt mich völlig kalt. Als Horror-Fan verzieh ich da keine Miene ;-)
Aber die Bällchen sind der absolute Burner!

Christina hat gesagt…

@Mestolo: Allerdings, Fleischwölfe und die meisten dazugehörigen Rezepte gehen nicht gut mit fleischloser Ernährung überein! ;-)

@Hesting: Bei mir isses hinten die 9. Bin aber letzten Sommer erst zugezogen, wo welche PLZ hier hingehört weiß ich noch gar nicht so richtig. Nächste Frage: Wie weit zum Schloßgarten? ;-)

@Suse: Ich mag durchgedrehtes auch gerne! Und bei mir kann ich nur sagen: Manchmal färbt das ab auf´s Gemüt, hehe!

@mealsandwheels: Eigentlich schon, aber bei Fontane muss ich leider immer sofort an Effi Briest denken - der Horror meiner Jugend, dagegen ist der Fleischwolf ein Lämmchen ;-)

@Jutta: So hat´s doch wenigstens was Gutes!

@Evi: Echt jetzt, Finger weg oder wie? Aua. Aber wenn man mit so einem Hackebeilchen nicht aufpasst...ne?

@Tägl. Freude am Kochen: Na klar, entzündungshemmend, antioxidativ und krebshemmend! (Dass ich das gerade selbst googeln musste wird natürlich VERSCHWIEGEN ;-)). Umso besser, denn ich mag Kurkuma sehr gerne, vor allem zu Fisch.

@Sandra: Boah, knallhart! ;-)

Evi hat gesagt…

Die Finger wären noch gut gewesen, dem armen Kerl hats den Unterarm bis kurz vorm Ellenbogen eingewolft. Ein Plastik-Arm ist ziemlich abschreckend. Ich hab als Kind immer nur mit dem Holzstopfer gewolft. ;)

Hackebeilchen sind vollkommen ungefährtlich! ;) Das geht problemlos einhändig. Viel fieser ist das kleine scharfe Gemüsemesser, das ich mir letztes Jahr durch die Handfläche gerammt habe. Das schlimmste an diesem Tag war allerdings im Krankenhaus während der OP einen knurrenden Magen zu haben und zu wissen, dass das Essen zu Hause fast fertig wäre. ;)

Christina hat gesagt…

Waah! Evi, das ist ja schrecklich!! Aber klar, da lässt sich nichts mehr machen, wenn der Arm Matsch ist isser Matsch.
Kleine Messer können wirklich fies sein. Aber schön, dass Du in deiner misslichen Lage damals wenigstens an etwas Schönes, nämlich das Essen, denken konntest.