Samstag, 24. Dezember 2011

Fröhliche Weihnachten!

Ich wünsche Euch wunderschöne Feiertage im Kreise Eurer Lieben und ein gesundes und zufriedenes Neues Jahr! Hier geht es im Januar weiter, habt eine tolle Zeit bis dahin und lasst es Euch gut gehen. 

Liebe Grüße
Eure Christina

Dienstag, 20. Dezember 2011

Auch schon ein kleines Fest: Lachs-Bagel mit Wasabi-Frischkäsecrème

Heute Morgen im Bett ist etwas Schönes passiert, auf das ich in diesem Monat schon sooo lange gewartet habe. Es war ein Geräusch, das hörte sich in etwa so an: Krrtt. Dann noch einmal. Krrtt. Krrt-krrt-krrrt. Ich blieb noch einen kurzen Moment liegen, konnte dabei aber mein Grinsen nicht mehr unterdrücken und ich war auch ein bisschen gerührt und hatte Herzklopfen, denn ich wusste schon längst, was mir gleich blühen würde, wenn ich die Rollläden hochziehe. Wisst ihr es auch? Richtig. Schnee! Endlich mein geliebter Schnee! Und ein Nachbar, der mit der Schneeschippe den Gehweg freischaufelt. Krrrrt.
Gestern noch hat die Sonne wie verrückt durch die Fenster geschienen und es hätte genauso gut ein Tag im Spätherbst sein können, wenn nicht wenigstens meine spärliche Weihnachtsdekoration ein wenig an die Jahreszeit erinnert hätte. Um die feierliche Stimmung etwas voranzutreiben, habe ich mich dann für einen kleinen Lachs-Snack entschieden. Es erscheint sicher ein bisschen abgedroschen, aber Lachs und ein Glas Sekt sind für mich schon sowas wie ein Inbegriff von Festlichkeit. Vielleicht weil ich Besuch gerne mit Lachsröllchen und Sekt empfange. Oder weil es in meiner Familie zu Heiligabend oft eine Platte mit gebeiztem Lachs (und mittlerweile auch Lachsröllchen) gibt. Und dazu Unmengen von Schaumwein, selbstredend. Ich habe also gestern quasi ein bisschen für mich vorgefeiert, könnte man sagen. In der Hoffnung auf weiße Weihnachten. Das Rezept für die Bagels habe ich mir bei Ketex - Der Hobbybrotbäcker abgeschaut. Ich habe mich genau an die Angaben gehalten, nur etwas weniger Honig verwendet, weil ich zur Zeit einen kräftigen Waldhonig habe, dessen Geschmack sehr dominant ist. Und weil ich gänzlich Bagel-unerfahren war, wusste ich ja nicht, wie stark man den Honig letztendlich herausschmeckt. So, wie es war, war es perfekt! Und ich bin sehr begeistert von diesem gelingsicheren, guten Rezept, vielen Dank dafür. 

Hier kommt das Rezept für 8 Bagels: 
Für den Vorteig: 
75 g Weizenmehl 550 
75 g Weizenvollkornmehl 
150 g Wasser 
1,5 g Frischhefe 

Alle Zutaten klümpchenfrei verrühren und 2 Stunden bei Raumtemperatur gehen lassen. Danach für 12 Stunden in den Kühlschrank stellen. Das Ganze sollte mit einer Klarsichtfolie abgedeckt werden. 

Für den Hauptteig: 
Vorteig 
300 g Weizenmehl 550 
50 g Roggenmehl 1150 
150 g Wasser 
30 g Zucker (ich habe braunen Zucker verwendet)
10 g Salz 
8,5 g Frischhefe 
1 EL Sonnenblumenöl 
Sesamsamen und Mohn zum Bestreuen bzw. Wälzen 

Alle Zutaten 12 – 15 Minuten kneten. Den Teig in eine geölte Schüssel geben und mindestens 1 Stunde gehen lassen.
 Stücke von ca. 100 g abwiegen. Die Teistücke platt drücken und zu einer etwa 35 cm langen Wurst formen. Die Wurst um die Hand wickeln, so dass die Enden in der Handfläche liegen (so wie auf dem Foto). Ein bisschen hin und her rollen, damit sich die Enden gut miteinander verbinden. Die Bagels noch einmal 30 Minuten gehen lassen. Einen Topf mit Honigwasser(1 EL Honig auf einen (bei mir waren es zwei) Liter Wasser) zum kochen bringen, danach aber nur noch simmern lassen (70°/80°C). Die Bagels darin (mit der Seite, die nach oben zeigte zuerst) 30 Sekunden von beiden Seiten baden und auf ein Backblech legen. Anschließend mit einer Mischung aus Ei, Milch und Wasser bestreichen und in Sesam oder Mohn wälzen.
Das geht am besten, wenn man den Sesam oder Mohn in eine flache kleine Schüssel gibt, die Bagels mit der oberen Seite hineinlegt und ein bisschen rüttelt, dann ist alles da, wo es sein soll. Den Ofen in der Zwischenzeit auf 230° aufheizen und die Bagels in 25 – 30 Minuten fertigbacken.


Für 1 Lachs-Bagel: 
30 g Sahne 
40 g Frischkäse 
1 cm Wasabi (Paste aus der Tube, wer ihn selbst anrührt nimmt ca. 1/2 gestr. TL) 
1 EL Schnittlauch, fein gehackt 
Salz 
1 Bagel mit Sesamsamen 
2 Salatblätter 
50 g Räucherlachs 
ein paar hauchfein geschnittete rote Zwiebelringe 
1 Glas Sekt (mindestens)

Die Sahne steif schlagen und unter den Frischkäse rühren. Wasabi gut untermischen und Schnittlauch dazugeben. Die Masse mit Salz abschmecken, nicht zu viel, denn der Lachs ist ja auch salzig. 
Bagel längs halbieren und die untere Hälfte dünn mit ca. 1/4 der Creme bestreichen. Salatblätter darauf verteilen und mit Lachs und Zwiebeln belegen. Die restliche Creme etwas dicker auf der oberen Hälfte verteilen und den Bagel zusammensetzen. Das Glas Sekt schnappen, zurücklehnen und sich auf die Feiertage einstimmen. 


Die restlichen Bagels habe ich eingefroren, sie lassen sich wunderbar wieder aufbacken, wenn man sie zuvor ein bisschen antauen lässt - das habe ich heute Morgen schon getestet. Nur ohne Sekt, der war leider schon leer. ;-)

Dienstag, 13. Dezember 2011

Rustikales Backvergnügen: Apfelbrot mit Nüssen

Von der diesjährigen Apfelernte liegen immer noch ein paar Kandidaten im Holzkistchen an einem kühlen Platz in der Küche. Zugegeben, auch diese heiß geliebten, selbstgepflückten, exorbitant besten Oma-Äpfel haben in den letzten Wochen ein bisschen von ihrer ursprünglichen Knackigkeit verloren. Sie schmecken jedoch nach wie vor wunderbar, ich esse sie allerdings weniger pur und verwende sie stattdessen klein geschnitten in meinem Morgen-Müsli, verarbeite sie zu Mus oder sie wandern in diverse Kuchen. Oder ins Brot, wie in diesem Fall. Wobei das Apfelbrot eigentlich auch noch fast als Kuchen durchgeht, sucht euch einfach die Bezeichnung aus, die euch besser gefällt. Also, Äpfel fein raspeln und ab in den Teig, zusammen mit einer Handvoll Walnüsse und Mandeln. Bei den Mandeln habe ich die Haut übrigens drangelassen, denn darin steckt erstens eine Ladung Antioxidantien (gut für die von Heizungsluft und Vorweihnachtsstress geplagte Damenhaut) und zweitens mag ich den kräftigen Geschmack sehr gerne.  


Hier kommt das Rezept für eine Kastenform:
3 kleine Äpfel
Saft und abgeriebene Schale von 1/2 Bio-Zitrone
120 g Walnusskerne
120 g Mandeln
4 Eier
180 g brauner Zucker
170 g Butter
220 g Dinkelmehl
80 g Weizenmehl
1 TL Backpulver
Je eine Prise Salz, gemahlene Muskatnuss und gemahlene Gewürznelke
100 g Rosinen
Für den Guss:
150 g Puderzucker
4 TL Zitronensaft

Äpfel schälen, das Fruchfleisch fein raspeln und sofort mit dem Zitronensaft beträufeln. Walnüsse und Mandeln grob hacken und in einer Pfanne ohne Fett anrösten. Beiseite stellen und abkühlen lassen. 
Backofen auf 180° Grad vorheizen. Eier trennen und Eiweiß mit 3 EL Zucker steif schlagen. Butter mit übrigem Zucker, Zitronenschale und Eigelben cremig rühren. Dinkelmehl mit Weizenmehl, Backpulver, Salz und Gewürzen mischen und unter die Eigelbmasse rühren. Zwei Drittel der Nüsse, Apfelraspel und Rosinen zufügen und alles gut miteinander verrühren. Zum Schluss den Eischnee unterheben.
Eine Kastenform fetten und den Teig einfüllen. Glatt streichen und im vorgeheizten Ofen ca. 90 Minuten backen. Etwas abkühlen lassen und stürzen, den Kuchen dann ganz auskühlen lassen. Für den Guss Puderzucker mit Zitronensaft glatt rühren, den Kuchen damit bestreichen und mit den übrigen Nüssen betreuen. 

Bei Foto e Fornelli habe ich übrigens noch eine andere tolle Variante des Apfelbrots entdeckt, mit Kakaopulver und Cognac. 

Donnerstag, 8. Dezember 2011

180° Adventskalender - Türchen Nr. 8: Ein Gedicht rund um's Fest

Heut’, liebe Leser, es ist eine Ehr’, 
darf ich öffnen ein Türchen mehr 
von diesem schönen Weihnachtscountdown 


Eins vorneweg: Ich liebe Listen! 
Und das nicht nur zum Einhalt von Fristen, 
sondern auch – und nur das soll uns nutzen - 
um dem vorweihnachtlichen Trubel zu trutzen. 
Um mich zu erinnern an vergangene Winter 
mit meinen Lieben und viel Freude dahinter. 
Deswegen, wie soll’s anders sein, 
schneit hier die ultimative Liste herein. 
Verpackt als Gedicht, denn Reime sind schön, 
auf dass sie mir flüssig vom Munde weg geh’n. 
Auch wenn ich damit kein Rap-Star werd’, 
viel lieber bin ich doch eh am Herd. 
Ihr merkt schon – wenn´s so weitergeht, 
werd’ ich auch wahrlich kein Poet. 
Doch bei jedem Punkt, da heb’ ich mein Glas 
auf einen fröhlichen Weihnachtsspaß! 

Der erste Punkt betrifft die Verwandten, 
an die wir hoffentlich Post entsandten. 
Die Zimtsterne gingen an Tante Marie, 
ups, das war die mit der Nussallergie. 
Tante Kathrin - Achtung, sie liest hier mit - 
kriegt was zu Lachen, das hält fit.
Und auch die Freunde werden bedacht, 
mit lieben Grüßen zur Stillen Nacht. 

Punkt zwei betrifft die Dekoration, 
leuchten denn eure Fenster schon? 
Doch hoffentlich nicht nur mit Elektrizität, 
denkt an den März, da war´s fast schon zu spät. 
Wie dem auch sei, es mag nicht recht passen, 
wenn die, die da schrie’n, nun den Strom rattern lassen. 
Advent ist die Zeit der Dunkelheit, 
hier macht sich überall Plätzchenduft breit. 
Seid doch froh, denn ohne Licht 
sieht man auch die Kalorien nicht! 

Punkt drei geht um´s Outfit, was zieh’ ich bloß an? 
Vielleicht Schuhe, mit denen ich auch laufen kann... 
Sonst geht´s mit einem kleinen Schwank 
wieder langgestreckt hinter die Kirchenbank. 
Das Kleid soll lieber locker sitzen, 
beim Essen kommt ihr sonst ins Schwitzen, 
wenn´s zwickt und zwackt im Bauchbereich – 
vergesst den Gürtel lieber gleich. 
Auch lange Ketten, das lasst sein, 
hängen ja nur in den Rotkohl rein. 

Punkt vier, schaut her, es geht um die Krippe, 
bei vielen von uns ein gar ärmlich’s Gerippe. 
Holt sie hervor und polieret sie fein, 
legt’s Kindchen auf Stroh in die Wiege hinein. 
Oh, dem Ochs fehlt ein Horn, wir brauchen Ersatz! 
Das Playmobil-Mammut nimmt ein diesen Platz. 
Merken tut´s keiner, ebenso wenig, 
dass Playmobil-Zorro ersetzt einen König. 
Nach diesen paar Handgriffen, siehe da, 
erstrahlt alles im Glanz, wie wunderbar! 

Punkt fünf, die Bescherung, mit all ihren Gaben. 
Keiner gibt´s zu und will sie doch haben. 
Es bringt sie das Christkind nach Tradition, 
wer glaubt denn an den Weihnachtsmann schon? 
Ihr fragt, wie soll’s die Geschenke portieren, 
so ganz ohne Sack und diesen Rentieren? 
Bei uns macht´s die Oma, die ganz geheuer, 
sich vollhängt mit Nachthemd und Hochzeitsschleier. 
Sie brachte die Geschenke, bloß 
ging der Hund dann auf sie los, 
erkannte sie nicht, das war nicht fein, 
drum gibt’s heuer statt Christkind einfach mehr Wein. 

Punkt sechs, die Geschenke, ganz geschwind, 
die müssen schon sein, auch ohne Christkind. 
Sie sind mit Bedacht zu wählen, 
aber, ach, auf die Familie kann man zählen. 
Zum Beispiel du, du lieber Mann, 
was stell ich bloß mit der Autopoliermaschine an? 
Als Retour, für dich von mir, 
gibt´s ein paar Karten, und zwar von HIER

Punkt sieben geht um’s Essen, seid ihr bereit? 
Nach dieser Klassifizierung wisst ihr Bescheid. 
Gold wert ist hier mein erprobter Rat: 
Dass ihr das Beste nicht bis zum Ende aufspart! 
Sonst geht´s euch wie mir mit der Entenhaut, 
der knusprigen, geliebten, zum Türmchen gebaut, 
die flugs die Mutter vom Teller schnappte, 
auf dem bei mir sonst nur noch ein Knochen pappte. 
Ich schaute schon ganz weinerlich, 
sie sagte: „Du magst’s nicht, dann nehm’s doch ich.“ 
Drum greift in die Vollen und schnappt euch das Beste, 
im nächsten Jahr gibt´s wieder genügend Reste. 

Zur Acht gibt´s jetzt noch ein Dessert,
köstlich ist's, und gar nicht schwer.
Vom Katzenberger auserkoren 
hab’ ich Tannenhonig Halbgefroren. 
Und Pudding mit Lebkuchen drin 
gibt´s von den Herren Haeberlin. 
Darüber die Trockenfrücht’ mit Schuss, 
das war´s dann auch, so kurz vor'm Schluss.
Euch wünsche ich das allerbeste
im Advent und auch zum Feste!




Rezept für Tannenhonig-Halbgefrorenes nach Rudolph Katzenberger:
100 g Walnusskerne
10 g Butter, etwas Puderzucker
5 Eier
200 g Schwarzwälder Tannenhonig
1/4 l Schlagsahne

Die Walnusskerne in Butter anrösten, mit Puderzucker besteuben und leicht karamellisieren lassen. 6 schöne Nusshälften beiseite legen, den Rest zu Krokantsplittern zerkleinern.
Die Eier mit 100 g leicht erwärmtem Honig im Wasserbad schaumig schlagen. Über mit Eiswürfeln gekühltem Wasser kalt schlagen. Die Schlagsahne mit dem restlichen Honig steif schlagen. Beide Massen vermengen. In 6 Becherförmchen füllen und tiefgefrieren.

Rezept für Lebkuchenpudding nach den Gebrüdern Haeberlin:
250 g Lebkuchen
Milch oder Rum zum Einweichen
175 g Butter
200 g Zucker
8 Eigelb
80 g Schokolade
1 Messerspitze gemahlener Zimt
60 gemahlene Mandeln
9 Eiweiß
weitere 30 g Zucker
Butter und Zucker für die Form

Die Lebkuchen bereits am Vortag zerbröseln und in Milch oder Rum einweichen - immer nur soviel darüberträufeln, wie sie gut aufnehmen können. Die zimmerwarme Butter mit dem Zucker schaumig rühren. Dann nach und nach die Eigelb zufügen, schließlich auch die geschmolzene Schokolade und den Zimt. Die eingeweichten Lebkuchen mit den Mandeln zerdrücken und unter die Butter-Eigelb-Masse rühren. Die Eiweiß mit den 30 g Zucker steifschlagen und vorsichtig unterheben. 6 kleine Mini-Förmchen mit zimmerwarmer Butter ausstreichen und mit Butter ausstreuen. Zu 3/4 mit der vorbereiteten Masse füllen und im Wasserbad bei 180 bis 200 Grad im Ofen etwa 45 Minuten garen.

Das Rezept für die "Besoffenen Trockenfrüchte" gibt es HIER!

Zum Anrichten je einen Mini-Pudding auf Dessertteller stürzen und mit Puderzucker bestreuen. Die Formen mit dem Tannenhonig-Halbgefrorenen kurz in heißes Wasser tauchen und das Tannenhonig-Halbgefrorene neben die Puddings auf die Teller stürzen. Je eine Walnusshälfte aufsetzen und mit dem Walnusskrokant umstreuen. Von den "Besoffenen Trockenfrüchten" jeweils 2-3 Früchte auf die Teller dazulegen, mit etwas Sud beträufeln und servieren.


Montag, 5. Dezember 2011

Schnell vorbereitet: Wirsing-Pastete

What goes around, comes around, sagt man ja so schön. Und ich bin mir auch ganz sicher, dass da eine Menge dran ist. Am eigenen Leibe erfahren habe ich das letzten Freitag, als ich mich am Telefon gemeinsam mit einer lieben Freundin über deren kränklichen Freund und das Leiden der Spezies "Erkältete Männer" im Allgemeinen lustig machte. Wir lachten über die gleich mehrere Zentimeter vorgeschobene Unterlippe, über die sonst so starken Arme, die zitternd nach der Cola (!) auf dem Sofatisch ausgestreckt werden, über "ich kann nur Fußball schauen, alles andere verstärkt die Kopfschmerzen", über das Krächzen nach überdimensionalen Burgern statt nach Hühnersuppe und über die wundersame Heilung binnen Sekunden, wenn die Kumpels anrufen und gemeinsam mit dem Darniederliegenden um die Häuser ziehen wollen. Und wirklich, absolut aus dem Nichts heraus, fing dann am Nachmittag das Kratzen in meinem Hals an. Am Abend lag ich bereits mit fast 39 Grad Fieber und Schüttelfrost in der Kiste und habe glaube ich im Delirium all die verschnupften Männer mit dem Finger auf mich zeigen und sich einen Ast lachen sehen. An diesem Wochenende war ich trotz dieser fiesen Retourkutsche dennoch froh über zwei Dinge: Erstens über meine Abwehrkräfte, die doch zu funktionieren scheinen, denn ab Samstag ging es schon wieder bergauf und bis auf etwas Mattheit ist alles wieder gut. Zweitens habe ich mich über die Idee für dieses kleine Pastetchen gefreut, das so schön winterlich-deftig war, dass man auch mit zeitweise einbetonierten Geschmacksnerven eine Ahnung davon hatte, wie es schmeckt. Und ja, es ist schon wieder Wirsing ... ;-)


Hier kommt das Rezept für eine rechteckige Tarteform:
1 kleiner Kopf Wirsing
1 EL Öl
1 Zwiebel, fein gewürfelt
80 g Speck, fein gewürfelt
3 EL Sahne
Salz, Pfeffer
1 Packung Blätterteig, rechteckig (selbst gemacht ist natürlich besser)
1 TL Öl
1 Ei
1/2 Kugel Mozzarella, in feine Scheiben geschnitten.
etwas Milch


Vom Wirsing den Strunk entfernen, die Blätter waschen, gut abtropfen lassen und in Streifen schneiden. Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebelwürfel darin unter Rühren andünsten. Speck dazugeben und ein paar Minuten mitbraten. Wirsing hinzufügen und dünsten, bis er zusammenfällt. Dabei öfter umrühren. Zum Schluss die Sahne unterrühren, kräftig mit Salz und Pfeffer würzen, und die Masse zum Auskühlen beiseite stellen. Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Den Blätterteig rechteckig ausrollen und längs zerteilen. Backform mit 1 TL Öl einpinseln. Mit der einen Hälfte des Teigs die Form auslegen, aus der anderen Hälfte je nach Geschmack Motive ausstechen, dabei darauf achten, dass die Platzierung passt. Die ausgestochenen Motive neben die Motivlöcher (gibt es eigentlich ein schöneres Wort dafür?) setzen und vorsichtig andrücken. Ei trennen, das Eiweiß unter die Wirsingmasse rühren, das Eigelb in einem kleinen Schälchen mit etwas Milch verquirlen. Die Wirsingmasse in die Form geben und glatt streichen. Mozzarellascheiben so auf die Masse legen, dass sie später genau unter den Löchern der ausgestochenen Motiven liegen. Die verbleibende Hälfte Blätterteig vorsichtig auf die Wirsingmasse legen und an den Rändern etwas festdrücken. Überstehende Teigreste entfernen, diese kann man, so wie ich es gemacht habe, noch für die Verzierung des Randes nutzen, indem man sie zu langen Strängen rollt und am Rand entlang auslegt. Die gesamte  Pastete mit Eigelb bestreichen und im vorgeheizten Backofen ca. 35 Minuten backen, bis die Oberfläche schön goldgelb ist. Zum Servieren die Pastete in ca. 5 cm breite Stücke schneiden. 


Die Pastete schmeckt auch kalt sehr gut. Wenn ihr keine rechteckige Form habt, könnt ihr natürlich auch eine runde Form nehmen, dafür braucht ihr etwas mehr Blätterteig. Was ich mir auch gut vorstellen kann, sind viele kleine Mini-Pastetchen für ein winterliches Buffet. Hierfür würde ich, quasi wie bei Ravioli, auf eine Hälfte des Teigs kleine Häufchen von der Wirsingmasse im Abstand von ca. 3 cm setzen, die Zwischenräume mit Eigelb bepinseln, die andere Hälfte obendrauf legen und gut andrücken, dann in Form schneiden und mit Eigelb bepinselt backen. Guten Wochenstart euch, und bleibt mir gesund! 

Mittwoch, 30. November 2011

Viererlei Plätzchen: Mit Hut, Hase, Zimt und Tonkabohne

Ach herrje, jetzt wollte ich eigentlich einen ganzen Beitrag einem traditionsbeladenen Plätzchenrezept widmen, und dann entpuppt es sich als größter Schuss in den Ofen der diesjährigen Plätzchensaison. Dabei hat sich der Odenwälder Dreispitz so toll angehört und das mit den Kartoffeln im Plätzchenteig wollte ich unbedingt ausprobieren. Der Odenwälder Dreispitz ist übrigens der hiesige Trachtenhut und, ehrlich, er sieht wirklich fast genau so aus, wie diese Plätzchen. Nur schwarz und ohne Streusel. Die geschichtsträchtigen Dreispitze dienten außerdem als Vorlage für das Lied "Mein Hut der hat drei Ecken". Das fand ich aber früher ziemlich langweilig und musste offenkundig gähnen, wenn mein Gegenüber pantomimisch jedes einzelne Wort dargestellt hat, wie es bei diesem Singspiel Usus ist. "Wer braucht schon so einen komischen Hut", rief ich dann und warf die Speckärmchen in die Luft. Das sollte wohl bezeichnend für meine Beziehung zum Dreispitz bleiben, denn leider liegen die Plätzchen geschmacklich eher im hinteren Mittelfeld und vor allem die Konsistenz ist leider nicht das, was ich mir erhofft hatte. Trocken und lätschig zugleich, bereits nach 5 Tagen "oll" und zäh. Hier kommt trotzdem das Rezept, vielleicht hat ja jemand einen Tipp, wie man es besser machen könnte, denn ich habe zuvor nur Gutes über die Plätzchen gehört und finde die Idee auch wirklich schön. Weiter unten kommen dann die Entschädigungen. ;-)





Rezept für Odenwälder Dreispitz (ca. 40 Stück):
130 g gekochte, geschälte Kartoffeln (mehlig kochend)
65 g Butter
60 g Zucker
1 Ei
250 g Mehl
1 TL Backpulver
1 Prise Salz
Mark von 1/2 Vanilleschote
1 TL abgeriebene Zitronenschale
ca. 130 g Pflaumenmus
1 Eigelb
etwas Milch
Hagelzucker zum Bestreuen

Die kalten Kartoffeln fein reiben und mit Butter, Zucker, Ei, Mehl, Backpulver, Salz, Vanillemark und Zitronenschale zu einem glatten Teig verkneten. Im Kühlschrank eine halbe Stunde ruhen lassen. Ofen auf 175 Grad vorheizen. Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche ca. 3 mm dick ausrollen und Kreise mit einem Durchmesser von ca. 6 cm ausstechen. Auf jeden Kreis einen kleinen Klecks Pflaumenmus aufstreichen, dabei darauf achten, dass am Rand ca. 1 cm frei bleibt. Die Kreise an drei Seiten hochklappen und oben fest zusammendrücken. Plätzchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen. Eigelb mit Milch verrühren, Plätzchen damit bepinseln und in der Mitte mit Hagelzucker bestreuen. Im vorgeheizten Ofen 15-20 Minuten goldgelb backen.


Zum Glück war der gemeine Dreispitz ja nicht das einzige Rezept, das ich gebacken habe. Was bei uns nie, nie, niemals fehlen darf, sind feine Butterplätzchen in allen möglichen Formen. Weil ich eher der "-chen" als der "-le"-Typ bin, heißen sie bei mir auch Ausstecherchen, die werte Mama sagt Ausstecherle. Früher habe ich sie gerne mit allen möglichen Streuselvariationen verziert oder sie glasiert und bemalt, heute werden sie nur mit Eigelb bestrichen. Obwohl es die einfachsten Plätzchen sind, die man sich vorstellen kann, versetzen sie mich am meisten in Weihnachtsstimmung und ich bekomme immer schon ein bisschen Gänsehaut, wenn ich die Kiste mit den Ausstechförmchen öffne ... 



Rezept für Butterplätzchen (ca. 60 Stück):
250 g Mehl
125 g Butter
125 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
4 Eigelb
1 Eigelb
etwas Milch

Backofen auf 200 Grad vorheizen. Mehl, Butter, Zucker, Vanillezucker und 4 Eigelb zu einem glatten Teig verkneten und eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Danach den Teig auf bemehlter Arbeitsfläche ca. 0,5 mm dick ausrollen und Motive ausstechen. Die Plätzchen auf ein mit Backpapier belegtes Blech setzen. Eigelb mit etwas Milch verrühren und damit die Plätzchen bestreichen. Wer möchte, kann sie auch noch mit Zuckerstreuseln dekorieren. Im vorgeheizten Ofen ca. 10 Minuten goldgelb backen.



... hmmm, irgendetwas stimmt bei dem Bild oben nicht, da hat sich doch glatt wieder jemand äußerst ungetarnt hineingeschlichen. Egal, es gibt nämlich auch noch meine heiß geliebten Zimtsterne! Vor guten Zimtsternen habe ich Respekt, denn mein erster Versuch hat fast für kollektiven Zahnersatz in der ganzen Familie gesorgt. Der zweite Versuch verlief auch eher frustrierend, weil der Teig so klebrig war, dass die Zimtsterne dann überall in der Küche und auf mir verteilt waren, nur nicht auf dem Blech, wo sie eigentlich hin sollten. Der dritte Versuch hat dann geklappt und seitdem mache ich die Sterne meist nach diesem Rezept. Mir gefällt ein Hauch von Zitrone, dieses Mal habe ich auch noch geriebene Zitronenschale in den Teig gegeben, was mir dann aber wiederum etwas zu zitronig geschmeckt hat, deswegen habe ich es beim Niederschreiben des Rezepts bei dem Zitronensaft in der Glasur belassen. 


Rezept für Zimtsterne (ca. 60 Stück):
4 Eiweiß
1 TL Zitronensaft
1 Prise Salz
300 g Puderzucker
1 EL Zimt
350 g gemahlene Mandeln
Mehl und Zucker zum Ausrollen

Eiweiß mit dem Zitronensaft und einer Prise Salz steif schlagen, den Puderzucker nach und nach einsieben, bis eine schnittfeste, glänzende Masse entsteht. Von der Masse ca. eine halbe Tasse abnehmen, um die Sterne später damit zu bestreichen. Unter die übrige Masse den Zimt und die Mandeln mischen. Backofen auf 140 Grad vorheizen. Eine Arbeitsfläche mit Mehl und Zucker bestreuen, den Teig in kleinen Portionen ca. 1 cm dick darauf ausrollen. Er klebt fürchterlich! Aber mit genügend Zucker als Unterlage wird es funktionieren, sollte er dann am Nudelholz festkleben, könnt ihr auch ein Stück Backpapier dazwischen legen. Sterne ausstechen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech setzen. Mit der übrigen Schaummasse bestreichen. Die Sterne im vorgeheizten Ofen ca. 45 Minuten backen, dabei die Backofentür einen Spalt offen lassen (zur Not einen Kochlöffel dazwischenklemmen). Die Glasur soll weiß bleiben, je nach Ofen empfiehlt es sich, die Temperatur noch ein wenig zu drosseln und das Blech auf die untere Schiene zu legen. Die Zimtsterne sollen innen noch weich sein, wenn sie aus dem Ofen kommen. Nach dem Erkalten werden sie etwas fester und sollten dann von der Konsistenz perfekt sein.

Mein Lieblingsrezept für heute kommt zum Schluss! Honigkipferl mit Tonkabohne, das sind definitiv solche "Hilfe-ich-kann-nicht-aufhören-zu-essen-Plätzchen". Sie werden zusätzlich noch mit einem Schuss Amaretto aromatisiert, zusammen mit dem flüssigen Honig und der Tonkabohne schmeckt das ganz wunderbar. Andere Kipferl mit Tonkabohne, nämlich feine, perfekt geformte Vanillekipferl, gab es jüngst auch bei Rock the Kitchen zu bestaunen - köstlich! 
Ich für meinen Teil habe noch einige Rezepte, die gebacken werden wollen, dieses Jahr gehen nämlich wieder viele Plätzchenpakete auf die Reise. Und ihr? Schon fertig mit allem? 


Rezept für Honigkipferl mit Tonkabohne (ca. 80 Stück):
Achtung, Teig sollte mindestens 3 Stunden ruhen!
400 g Mehl
280 g Butter
80 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
80 flüssiger Honig
150 g gemahlene Mandeln
1 EL Amaretto
1 Tonkabohne, fein gerieben
1 Ei
150 g brauner Zucker zum Wälzen

Mehl mit Butter, Zucker, Vanillezucker, 50 g Honig, Mandeln, Amaretto, Tonkabohne und Ei verkneten. Den Teig mindestens 3 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen. Ofen auf 180 Grad vorheizen. Den Teig in 8 Stücke schneiden. Jedes Stück zu einem 1 1/2 cm langen Strang ausrollen, diesen jeweils in ca. 7 cm lange Stücke schneiden. Die einzelnen Stücke zu Kipferl formen und mit einem Abstand von etwa 3 cm auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Die Kipferl im Ofen etwa 15 Minuten backen, dann noch heiß mit dem übrigen Honig bestreichen und im braunen Zucker wälzen. 

Freitag, 25. November 2011

Gegen Kälte: Wirsingeintopf mit Kartoffeln und Speck

Gestern hatte ich nach all den sonnigen Stunden und milden Temperaturen das Gefühl, es war der erste "richtige" Novembertag. Grau, kalt, mit Nebelschwaden, die am frühen Morgen und abends durch die Straßen ziehen. Und wisst ihr was? Ich mag das eigentlich sehr gerne, weil kalte Luft die klarste ist und weil es dann so gemütlich ist, wenn man nach Hause kommt. Nur das Aufstehen fällt schwer, nicht wegen der Müdigkeit, aber weil es im Bett doch so schön warm und draußen in der Wohnung morgens so kühl ist. Als Entschädigung dafür lege ich, noch bevor ich ins Bad gehe, mein gesamtes Tagesoutfit auf die Heizung - denn es vertreibt sämtliche Rest-Frösteleien, wenn man frisch geduscht in die vorgewärmten Klamotten schlüpft! Probiert das mal aus, ich zumindest bin süchtig danach. Hier kommt ein Rezept mit meinem geliebten Wirsing, genau das richtige, um sich passend dazu dann am Abend auch von innen zu wärmen. 


Hier kommt das Rezept für 3-4 Personen:
1 kleiner Kopf Wirsing
1 EL Olivenöl
80 g Speck, fein gewürfelt
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 Zwiebel, fein gehackt
1/2 TL gemahlener Piment
400 g Kartoffeln, geschält und gewürfelt
500 ml Gemüsebrühe
500 ml Milch
etwas Speisestärke
Salz, grob gemahlener Pfeffer

Vom Wirsing den Strunk entfernen, die Blätter waschen, gut abtropfen lassen und dann erst längs in ca. 1 cm breite Streifen und dann quer in 2 cm breite Stücke schneiden. Olivenöl in einem Topf erhitzen, die Speckwürfel darin 2 Minuten anbraten. Knoblauch und Zwiebeln dazugeben und dünsten, bis die Zwiebeln glasig sind. Piment und Kartoffeln dazugeben, etwas andünsten lassen. Wirsing hinzufügen und rühren, bis er gar ist und zusammenfällt. Brühe und Milch zugeben und einmal aufkochen lassen. Speisestärke mit etwas Wasser in einem kleinen Schälchen glatt rühren und in den Eintopf rühren, damit die Flüssigkeit etwas gebunden wird. Mit Salz abschmecken und zum Servieren mit frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer bestreuen.



Ich wünsche euch vorab ein tolles Wochenende und am Sonntag einen wunderschönen ersten Advent mit Besinnlichkeit und Weihnachtsplätzchen! Bei mir gibt es dann Aspirin und Rollmops, ich verabschiede mich für einen kleinen Geburtstagsfeiermarathon nach Freiburg.

Montag, 21. November 2011

Keep on Smiling oder: Die Personifikation der Vierkantreibe

Dass in meiner Küche der Minimalismus vorherrscht, was Utensilien betrifft, kann ich nicht gerade behaupten. Obwohl ich es mir manchmal wünschte. Aber von einigen Küchengeräten muss ich mich von Zeit zu Zeit doch trennen, weil sie einfach heruntergewirtschaftet sind. Jüngst sollte für meine alte, rostige Vierkantreibe das letzte Stündlein schlagen.


 Aber dann ...


Glaubt ihr, dass ich es bei diesem entzückenden Lächeln einfach nicht über´s Herz gebracht habe, das Ding aus der Küche zu verbannen? Ich werde wohl noch mal eine Nacht drüber schlafen und die Galgenfrist verlängern müssen.

Donnerstag, 17. November 2011

Orient Express und Weinflaschenverwertung: Börek mit Hackfleisch und Sumach

Last night a Börek saved my life! Nicht das erste Mal, denn zu Studienzeiten habe ich öfter bei meiner Lieblingsdönerbude in Freiburg vorbeigeschaut und entweder einen vegetarischen Yufka oder Börek mit Spinat und Fetakäse bestellt. Was war das gut, entweder mitten in der Nacht auf dem Nachhauseweg von einer Party mit diesem "du-isst-hicks-besser-noch-hicks-was"-Gefühl oder hungrig am Ende eines langen Vorlesungstages, wenn der Kühlschrank gähnende Leere aufwies und die paar Kröten im Portemonnaie sich auf wundersame Art und Weise gerade noch für was Schnelles auf die Hand zusammenkratzen ließen. Ich kann mich sogar noch an meinen ersten Börek erinnern und daran, wie lecker ich ihn fand: Erst die knusprige obere Teigschicht, dann die weichen unteren Schichten, die deftige Füllung und diese glücklich machende Schmatzigkeit, die ich so liebe. Daran hat sich bis heute nichts geändert, außer, dass ich Börek jetzt eher als unkompliziertes Abendessen zuhause zubereite, auch gerne mit Fleisch, und ich nur noch selten in Dönerbuden anzutreffen bin. Vollkommen umgehauen hat mich dabei übrigens mein neues Gewürz: Sumach ist mir zwar schon seit einer Weile ein Begriff, ich habe mir aber jetzt am Wochenende erst welches gekauft. Es ist ein ganz ganz heißer Anwärter für meine persönliche Gewürz-Top Ten! Und es macht sich auch im Salat gut, den habe ich dazu gemacht, weil ich noch so viel Spinat übrig hatte. 


Hier kommt das Rezept für 2 Personen:
Für den Börek:
150 g Blattspinat
3 EL Olivenöl
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
200 g Hackfleisch
2 gestr. TL Sumach
Salz
2 EL gehackte Petersilie
2 große runde Blätter Yufka-Teig (gibt´s fertig zu kaufen ansonsten findet man im Netz viele Anleitungen)
1 Eigelb
1-2 EL Milch

Für den schnellen Spinatsalat:
250 g Blattspinat
1/2 Bund Petersilie, grob gehackt
1 kleine rote Chilischote, entkernt und in feine Ringe geschnitten (wenn ihr eine sehr scharfe erwischt, ggf. weniger nehmen)
Saft von 1/2 Zitrone
1 EL Olivenöl
1/2 TL Sumach
Salz, Pfeffer


Spinat putzen (gleich die gesamten 400 g für Salat und Börek), waschen und abtropfen lassen (ihr könnt auch TK-Spinat nehmen, dann lasst ihn schonmal auftauen, er darf nachher nicht zu feucht sein und muss ausgedrückt werden). 1 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die Zwiebeln darin andünsten. Hackfleisch dazugeben und krümelig braten. Spinat grob hacken und 150 g davon zum Hackfleisch geben, mitbraten, bis er zusammenfällt. Sumach unterrühren und mit Salz abschmecken. Die Pfanne beiseite stellen. 
Für den Salat den restlichen Spinat hacken und mit Petersilie sowie der Chilischote vermischen. Mit Zitronensaft und Olivenöl übergießen und mit Salz und Pfeffer würzen. Alles gut miteinander vermischen und bis zum Servieren durchziehen lassen.
Backofen auf 180 Grad vorheizen. Eine runde Kuchenform mit 1/2 EL Olivenöl auspinseln. Ihr könnt es aber auch einfach auf einem Backblech machen. Ein Yufka-Blatt hineinlegen, so dass die Ränder überlappen. Das Blatt mit 1/2 EL Öl bepinseln. Dann das zweite Blatt darauf legen und die Hackfleisch-Mischung darauf geben. Nun die Ränder von außen nach innen klappen, erst rechts und links, dann oben und unten. Die Mischung sollte jetzt ganz bedeckt sein. Die Oberfläche mit dem restlichen EL Olivenöl bepinseln und den Börek auf die mittlere Schiene in den vorgeheizten Backofen schieben und 20 Minuten backen. Eigelb mit etwas Milch verrühren. Börek kurz ein Stück aus dem Ofen ziehen und mit dem Eigelb bepinseln, dann 10-15 Minuten weiterbacken. Er soll oben schön goldgelb gebräunt, aber nicht zu dunkel sein. Nach der Backzeit die Form aus dem Ofen nehmen und ca. 5 Minuten abkühlen lassen. Börek portionieren und zusammen mit dem Spinatsalat servieren. 



Sumach wird hauptsächlich in der türkischen und arabischen Küche verwendet, er schmeckt säuerlich, dabei aber erfrischend und irgendwie auch fruchtig. Weil ich so begeistert davon bin, habe ich schon überlegt, ob ich so ein kleines Büschchen irgendwo anpflanzen könnte, aber das Klima in Deutschland ist erstens dafür ungeeignet und zweitens käme da sowieso wieder mein schwarzer Pflanzentod-Daumen in die Quere. Abgesehen davon ist Sumach mittlerweile leicht zu erhalten, in türkischen Lebensmittelläden, Asia-Shops und zur Not im Online-Versandhandel. 


Übrigens, ich habe doch so einen großen Olivenölverschleiß und benutze dann zum Braten nicht immer mein bestes und somit deutlich teuereres Öl. Weil mir das Etikett von meinem Bratöl aber nicht gefällt, habe ich schon vor Ewigkeiten die Idee einer lieben Freundin geklaut: Manchmal hat man ja besondere Weine in besonderen Flaschen, die leer immer noch fast zu schön sind um sie wegzuwerfen. So eine hübsche Weinflasche wird also gut gereinigt, die Etiketten entfernt und ein einfacher Ausgießer oben drauf gestöpselt. Den gibt es meist in Küchenwarenabteilungen von Kaufhäusern. Darin lässt sich neben meinem Bratöl natürlich auch feinstes Olivenöl aus dem Urlaub aufbewahren, das oft in zerquetschten Plastikflaschen oder großen Kanistern daher kommt, oder selbst gemachtes Gewürzöl, denn in so einer dunklen Flasche bleibt alles auch einigermaßen lichtgeschützt. 


... und wenn dann der monatliche Walk of Shame zum Glascontainer ansteht, muss man schon ein Beweisstück weniger schleppen. ;-)

Sonntag, 13. November 2011

Wilde Saucengefühle: Hirschmaultäschle auf Linsensauce

Im letzten Beitrag habe ich ja schon erwähnt, dass bei uns die Hirsche im Gegensatz zum gesuchten Wildschwein den Jägern offenbar leichter vor die Flinte hüpfen. Deswegen gibt´s heute doch mal was mit Hirsch! Und das, obwohl das Rezept eigentlich Reh als Füllung vorsieht. Aber die Verfügbarkeit von Wild lässt sich nur schwer beeinflussen, und so essen wir gerne, was da ist. Die Linsensauce dazu fanden wir den absoluten Knaller und ich habe schon wieder ungehalten und entgegen meines Abkommens mit mir selbst während dem Kochen aus dem Topf gelöffelt. Eher geschaufelt. Ähähäm. Aber ich verbuche das einfach unter "ausschweifendem Abschmecken". Ach, und die rasende Liebeswut des verrückten Keilers hat übrigens ein Ende - mausetot liegt er im hessischen Zentrallabor und wird seziert. 



Hier kommt das Rezept für 3-4 Personen:
(Im Originalrezept wird Reh verwendet.)
Für den Teig:
150 g Mehl
30 g Hartweizenmehl (ich habe ganz feinen Hartweizengrieß genommen)
3 Eigelbe
1 Ei
1 TL Olivenöl
Salz
1 EL fein geschnittene Petersilie
1 Eigelb zum Bestreichen

Füllung:
100 g Hirschfleisch
20 g durchwachsener Räucherspeck
1/8 l Milch
1 Brötchen vom Vortag
100 g Spinat
Salz
1 Zwiebel
1 EL Butter
1 Ei
2 EL fein geschnittene Petersilie
Pfeffer, 2-3 zerstoßene Wacholderbeeren
Frisch geriebene Muskatnuss

Für die Linsensauce
100 g Berglinsen
2 Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
2 Möhren
1 EL Butter
¼ l kräftiger Rotwein
¼ l Fleischbrühe
1 kl. Kartoffel
½ Bund Thymian
½ Bund Petersilie
1 kleine Tomate
2 EL Essig
Salz, Pfeffer
Frisch geriebene Muskatnuss


Die Linsen für die Sauce 2 Stunden oder länger in Wasser einweichen.
Für den Nudelteig die beiden Mehlsorten in eine Schüssel geben und eine Mulde eindrücken. Eigelbe, Ei, Öl und eine Prise Salz hineingeben und alles zu einem sehr festen Teig verkneten. Zunächst etwas weniger Mehl nehmen und den Teig weich „ankneten“. Dann immer mehr Mehl unterkneten bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Die Petersilie unterkneten, Teig in Frischhaltefolie gewickelt ca. 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen.
Inzwischen für die Füllung das Hirschfleisch sehr fein schneiden oder durch den Fleischwolf drehen. Speck sehr fein würfeln. Milch erhitzen. Brötchen würfeln, mit der Milch übergießen und einweichen lassen. Spinat putzen, waschen und in reichlich kochendem Salzwasser ca. 1 Minute blanchieren. Eiskalt abschrecken, gut ausdrücken und fein schneiden. Die Zwiebel schälen, würfeln, in der Butter anrösten und in eine Schüssel geben. Das Brötchen ausdrücken und mit Hirschhackfleisch, Speck, Spinat, Ei und Petersilie dazugeben. Alles mit Pfeffer, Salz, Wacholder und Muskat würzen und gut durchkneten, damit die Füllung eine Bindung bekommt.
Für die Linsensauce Zwiebeln, Knoblauch und Möhren schälen und würfeln. Zwiebeln und Knoblauch in der Butter anrösten, Möhren und eingeweichte Linsen dazugeben. Knapp ¼ l Rotwein und die Brühe angießen. Die Kartoffel schälen und in die Linsen reiben. Alles ca. 30 Minuten kochen lassen, bis die Linsen weich sind. Inzwischen Thymian und Petersilie waschen und trocken schütteln. Blättchen abstreifen bzw. hacken. Tomate waschen und ohne den Stilansatz würfeln und zum Schluss mit Thymian, Petersilie und Essig untermischen. Alles aufkochen und soviel Rotwein dazugießen, dass die Sauce eine sämig-flüssige Konsistenz hat. Die Sauce mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.
Inzwischen mit einer Nudelmaschine oder einem Nudelholz den Teig zu dünnen Platten ausrollen. Eine Teigplatte im Abstand von ca. 5 cm jeweils mit 1 TL Füllung belegen. Freie Teigfläche zwischen den Füllungen mit verquirltem Eigelb bepinseln. Eine zweite Teigplatte darüberlegen und gut andrücken, Füllung flach drücken. Maultaschen ausschneiden und zum Servieren ca. 10 Minuten in leicht kochendem Salzwasser garen. Die Hirsch-Maultäschle auf der Linsensauce anrichten. 


Das Rezept stammt von Vincent Klink, einer der Köche, von dem ich mit am liebsten lerne. Die Maultäschle waren in Ordnung, allerdings würde ich das nächste Mal das Fleisch doch durch den Wolf drehen, damit die Masse homogener wird, ich habe es zu grob geschnitten. Und ich muss noch stärker und deftiger würzen. Mir ist die Masse eher bröckelig und zu fad geraten und im Vergleich zur wirklich supertollen Linsensauce gingen die Maultäschle etwas unter, obwohl ich ihnen eigentlich zu Beginn die Hauptrolle zuordnen wollte. 

Mittwoch, 9. November 2011

Herbstliches Dessert: Schokoladen-Spätburgundercrème mit Cranberries

Zur Zeit treibt in den angrenzenden Wäldern um Darmstadt ein wild gewordener Keiler sein Unwesen - nicht tollwütig aber dafür scheinbar liebestoll, was manchmal ja ähnliche Symptome heraufbeschwören kann, zumindest hat er schon einige von ihm als Nebenbuhler angesehene Spaziergänger verletzt und Hunde attackiert. Ehrlich, ein bisschen mulmig ist mir seitdem bei meinen Laufrunden durch den Wald schon zumute. Zwar liegen meine bevorzugten Strecken nicht direkt im Keiler-Gebiet, aber man weiß ja nie, ob sich das Tier mal kurz für einen kleinen Spaziergang entscheidet um sich einen neuen Wirkungskreis zu suchen und mir nebenbei die Beißerchen in die Wade zu hauen. Ich wollte dann eigentlich gestern auch einen kleinen Wildschweinbraten mit Cranberry-Sauce machen, in der Hoffnung, dass man dem wilden Schwein vielleicht telepathisch übermitteln könnte, was mit ihm passiert, wenn er nicht aufhört sich zu gebärden wie ein Verrückter! Schade nur, dass ich zwar Cranberries aber kein Wildschwein bekommen habe, im Moment hüpfen den Jägern hier vornehmlich Hirsche vor die Flinte. Die passen zwar auch zu Cranberries, aber ich habe dann auf einmal viel mehr Lust bekommen, die Beeren für ein Dessert zu verwenden ...


Hier kommt das Rezept für 3-4 Portionen:
100 ml Spätburgunder Rotwein
30 g Zucker
50 g Cranberries
90 ml Sahne
100 g dunkle Schokolade (mindestens 70% Kakao)
1 superfrisches Bio-Ei
1 Prise Zimt
1 Msp. gem. Kardamom


Burgunder in einem kleinen Topf erhitzen und Zucker darin auflösen. Cranberries hinzugeben und kurz aufkochen, bis die Cranberries leicht aufplatzen. Sie sollen dabei ihre Form behalten und nicht verkochen. Cranberries in ein Sieb gießen, Weinsud dabei auffangen und wieder zurück in den Topf geben. Auf ca. 1-2 Esslöffel einkochen, bis der Wein etwas dickflüssiger wird. Sahne in einem weiteren Topf erhitzen aber nicht kochen, Schokolade in kleine Stücke zerbrechen und mit einem Schneebesen in die Sahne einrühren bis sie schmilzt. Topf vom Herd ziehen und kurz ein bisschen abkühlen lassen, damit gleich das Ei nicht gerinnt. Burgunder und Ei dazugeben und gut unterrühren. Zimt und Kardamom sowie die Cranberries vorsichtig einrühren und die Créme in kleine Förmchen füllen. Im Kühlschrank mindestens 3 Stunden fest werden lassen.


Wegen der langen Kühlzeit lässt sich das Dessert entspannt vorbereiten, wenn Gäste kommen. Je nach Geschmack könnt ihr die Menge der verwendeten Cranberries variieren. Rotwein und Schokolade passen in diesem Fall wieder sehr gut zusammen, durch den Wein bekommt die Schokoladencréme eine feine Säure, die nochmal schön gesteigert wird, wenn man die kleinen Cranberries mit der Zunge am Gaumen zerdrückt und sich deren Saft im Mund mit der Schokolade mischt - ein Träumschä!

Donnerstag, 3. November 2011

Geduldsprobe: Besoffene Trockenfrüchte

Morgens festgefrorene Hände am Fahrradlenker. Das war mein gestriges Schlüsselerlebnis. Brrrr! Brrrrrrrr! Ist das kalt geworden da draußen! Aber trügerisch, denn bereits um die Mittagszeit wird es angenehm mild und man fühlt sich bei geöffneten Fenstern und voller Sonnendröhnung noch meilenweit vom Winter entfernt. Ja und sobald es dunkel wird, traut man sich wieder nicht den Fahrradlenker anzufassen, wenn man keine Handschuhe dabei hat. Wie jedes Jahr frage ich mich also jetzt schon, wie soll das mit der Kälte erst in ein paar Wochen werden? Im Dezember. Oder JANUAR!! Das Gute ist, eigentlich weiß ich die Lösung schon längst: Wärmendes Essen und heiße Getränke! Das hat uns auch in den letzten Jahren immer gut durch die kalten Monate geführt, uns wohlige Gänsehaut verpasst und uns an trüben Tagen schön eingeheizt. Und extra-heiß wird´s im Bauch bekanntlich mit einem guten Schuss Schnaps. Schön, wenn sich das noch mit winterlichen Gewürzen und süßem Trockenobst verbinden lässt, so wie hier. Allerdings muss man sich ein bisschen gedulden, denn die Früchte müssen drei Wochen durchziehen und sich quasi "volllaufen" lassen.


Hier kommt das Rezept für 3-4 Gläser á 250 ml:
(Ein ähnliches Rezept habe ich im Buch Winterküche gelesen, daher stammt die Idee)
160 g Zucker
280 ml Wasser
1/2 Orange
1 Vanilleschote
1 Zimtstange
200 g getrocknete Aprikosen
200 g getrocknete Feigen
2 Sternanis 
200 ml Vodka
100 ml Grand Marnier

Zucker und Wasser in einen Topf geben und erhitzen. Aus der halben Orange den Saft auspressen und mit einem scharfen Messer oder einem Zestenschneider ca. 10 dünne Streifen von der Schale abschneiden. Beides zu dem Zucker-Wasser-Gemisch geben, dabei darauf achten, dass die Kerne zurückbleiben. Zimtstange in 2-3 Stücke brechen, Vanilleschote aufschlitzen und das Mark herauskratzen, dann die Schote in 2-3 Teile schneiden und alles zusammen mit dem Sternanis in den Topf zu den anderen Zutaten geben. Alles unter Rühren aufkochen, bis sich der Zucker gelöst hat. Aprikosen und Feigen dazu geben und kurz unterrühren. Mit einer kleinen Schöpfkelle Feigen und Aprikosen in sauber ausgespülte Gläser füllen, dabei darauf achten, dass die Teile von Zimtstange, Vanilleschote, Orangenzesten und Sternanis einigermaßen verteilt werden und sich nicht alles in einem Glas tummelt. Kochsud ca. 5 Minuten einkochen. Grand Marnier und Vodka mischen und auf die Gläser verteilen, dann mit dem Kochsud auffüllen. Die Trockenfrüchte ca. 3 Wochen durchziehen lassen, dabei ab und zu mal umdrehen, damit sich der Alkohol gut verteilt. 


Und jetzt heißt es abwarten! Ich überlege mir derweil ein schönes winterliches Dessert, bei dem diese kleinen Schnapsbomben dann die würzige Beilage spielen dürfen. Und wenn es soweit ist, seid ihr natürlich die ersten, die erfahren wie es geschmeckt hat.

Dienstag, 1. November 2011

Bastelstunde und ein Saucentraum: Rindfleisch in Holunder-Schokoladen-Sauce

Liebe Leserinnen und Leser, willkommen zur lustigen Bastelstunde. Heute haben wir uns den DIY-ATK-KL vorgenommen, der ruckzuck fertig ist und jede Küche schmückt. Ihr braucht: Einen Holzkochlöffel und einen schwarzen Filzstift. 



Anleitung: www.ArthursTochterKocht.de in Druckbuchstaben auf den Löffel schreiben und fertig ist euer Do-it-yourself-Arthurs-Tochter-Kocht-Kochlöffel. Damit könnt ihr 1a-Sößchen rühren (siehe Rezept unten) aber leider nicht mehr an der verrückten Löffelreise teilnehmen. Dafür war nämlich letzte Nacht Einsendeschluss. Und mitmachen ging wahrscheinlich sowieso nur mit dem Original-ATK-KL. Für diejenigen, die jetzt denken "was haben die nur alle zur Zeit mit diesen Löffeln", sei kurz erklärt, dass es sich um einen wirklich lustigen und originellen Blogevent handelt, der straight from the Ingelheim-Headquarters ins Leben gerufen wurde. Hier könnt ihr alles nachlesen. Meinen "richtigen" Löffel habe ich auf der wilden Party vergessen, auf der er verteilt wurde, oder er ist mir sonstwie abhanden gekommen. Und dann habe ich es auch noch verpasst, mich rechtzeitig um einen Ersatz zu kümmern. Selbst Schuld, aber weil ich nicht nur den Löffel, sondern auch die Idee, die so viele spannende Erlebnisse, Orte und Persönlichkeiten mit sich bringt, für einen Blogevent wirklich toll finde, kommt hier trotzdem noch ein Löffel in ungewohnter Atmosphäre. Er ziert ein Bild von Stefan Strumbel, einem von uns geschätzten Offenburger Künstler, der den Begriff Heimat in seiner Arbeit in einem neuen Kontext interpretiert. Ich interpretiere Heimat nicht zuletzt mit Essen - und diese schöne Verbindung begleitet mich hoffentlich auch noch mein ganzes Leben. 
Jetzt kommen wir zum Rezept: Passend zum Löffel gibt es auch ein Gericht von Arthurs Tochter aka meine persönliche Saucenqueen, an dem mich die Verwendung von Holundersaft und Schokolade sehr angesprochen hat. Und schaut euch mal an, wie dunkel das Fleisch außen geworden ist! Und die Sauce erst. Schwarzes Gold, haben wir gesagt, denn es hat wirklich köstlich geschmeckt.


Hier ist das Rezept für 2-3 Portionen (ich habe es quasi bei Arthurs Tochter abgeschrieben und das verwendete Fleisch angepasst, das Original-Rezept findet ihr hier): 

500 g Rinderschmorfleisch am Stück (meins war aus dem Bug)
ca. 400 ml Rinderfond 
0,75 l Holunder-Muttersaft 
Butterschmalz zum Braten 
Wurzelgemüse (Sellerie, Lauch, Möhren, Gemüsezwiebel) 
3 Zweige Rosmarin 
Etwas Ketchup 
Ein "Schuß" dunkle Sojasauce 
Ca. 20 g feine Schokolade mit mindestens 70 % Kakaoanteil 

Sellerie, Lauch, Möhren in grobe Stücke schneiden und eine große Gemüsezwiebel teilen. In einer Pfanne das Butterschmalz erhitzen und das Rindfleisch kross anbraten. Währenddessen in einem Schmortopf das Gemüse und die Zwiebel anbraten, etwas Ketchup dazu und einen Schuß Sojasauce. Mit dem Fond ablöschen und etwas einköcheln lassen. Das Fleisch aus der Pfanne obenauf legen, den Bratenansatz dazu, mit dem Holundersaft aufgießen, die Hälfte der Schokolade und die Rosmarinzweige dazugeben und kurz viel Hitze geben. Dann in den auf 80° C geheizten Ofen stellen, nach einer Stunde auf 120° gehen und 2-3 weitere Stunden offen schmoren. Fleisch aus dem Sud nehmen und warmstellen. Den Sud durch ein feines Sieb gießen und einreduzieren. Mit eiskalter Butter binden und die restliche Schokolade dazugeben. Mit etwas Pfeffer und Salz nachwürzen. 

Ich habe dazu einen einfachen Kartoffelpüree gemacht, unter den ich 3 Stangen pürierten Staudensellerie gehoben habe - hat sehr gut gepasst!



Freitag, 28. Oktober 2011

Gerade noch so die Kurve gekriegt: Gulasch mit Malzbier und Kümmel

Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind eine Phase hatte, in der ich außerordentlich gerne Malzbier getrunken habe. Und zwar direkt aus der Flasche, sämtliche pädagogischen Anweisungen der werten Mama ignorierend. Nicht lang schnacken, Kopp in' Nacken. Da saß man dann also in Pferde-T-Shirt, ausgelatschten rosa Chucks und mit Prinz-Eisenherz-Frisur und kam sich ziemlich cool vor. 
Ich glaube ich habe jetzt seit mindestens 15 Jahre kein Malzbier mehr getrunken. Und auch nicht mehr wissentlich daran gedacht, bis ich auf ein Rezept für Gulasch mit Malzbier gestoßen bin und wirklich große Lust bekam, das mal zu essen. Wie man es bei anderen Gerichten mit dem Wein macht, so habe ich mir auch hier zu Beginn der Kochaktion ein Fläschchen Malzbier geöffnet. Einen groooßen Schluck genommen, auf den eigentlich ein zufriedenes, kehliges "aaaaahhh" folgen sollte, bei dem man die Bierflasche lächelnd anschaut und andächtig mit dem Kopf nickt. Das kam aber nicht, dafür aufgerissene Augen, gequältes Schlucken der pappsüßen Flüssigkeit und eine Erschütterung des Glaubens an alle guten Geister in jungen Jahren. Was jetzt? Flucht in die Schnitzelkneipe nebenan oder doch ausprobieren, ob das Malzbier sich zu einem guten Geschmacksgeber entwickelt, wenn es ein paar Freunde in Form von Rindfleisch, Gemüse und Gewürzen an die Seite bekommt? Na okeeeh ...


Hier kommt das Rezept für 2 Portionen:
500 g Rindfleisch zum Schmoren
1 Zwiebel
1 Möhre
1 Stück Lauch (ca. 10 cm)
1/2 TL Kümmelsamen
2 EL Öl
Salz, Pfeffer
1 EL Tomatenmark
0,33 l Malzbier (1 kl. Flasche, ich hatte das, das einen laut Werbung in den 80ern "fit wie ein(en) Profi" macht. Vielleicht gibt es je nach Marke Unterschiede, was die Süße betrifft, das müsste man ausprobieren, dieses hier war jedenfalls für meinen Geschmack sehr süß.)
1 Lorbeerblatt
1 Prise Paprikapulver edelsüß
1/2 TL getr. Majoran
150 ml Fleischbrühe
(evtl. 1 gestr. TL Speisestärke + 3 EL Wasser)
Saure Sahne zum Servieren! (!!!!)

Das Fleisch in mundgerechte Würfel schneiden. Die Zwiebel schälen und fein würfeln, Möhre schälen und in kleine Würfel schneiden. Lauch waschen, längs halbieren und in kleine Würfel schneiden. (Wer möchte hackt den Kümmel auch, das habe ich aber nicht gemacht, weil ich zu starkes Kümmelaroma nicht so gerne habe). 
In einem (Schmor-)Topf 1 EL Öl erhitzen und das Fleisch darin anbraten. Herausnehmen, salzen und pfeffern und beiseite stellen. 
Das restliche Öl zum Bratfett geben und bei mittlerer Hitze die Zwiebeln andünsten. Möhre, Lauch und Kümmel dazugeben und kurz mitdünsten. Tomatenmark einrühren und anrösten. Mit wenig Malzbier ablöschen, vollständig einkochen lassen, dann das übrige Bier, Lorbeerblatt, Paprikapulver und Majoran dazugeben und aufkochen. Fleischbrühe und Fleisch unterrühren, salzen und pfeffern und alles bei mittlerer Hitze zugedeckt knapp 2 Stunden schmoren lassen. Das Fleisch sollte jetzt schon zart sein. (Falls die Sauce noch zu flüssig ist, Speisestärke mit Wasser glatt rühren und unter die Sauce rühren um sie zu binden, dann noch einmal 10 Minuten köcheln lassen). Mit reichlich saurer Sahne servieren. 


Beim Probieren während des Kochens habe ich gedacht, das ist diesmal wirklich nicht zu retten. Einfach viel zu süßlich und gar nicht mein Geschmack. Aber die saure Sahne reißt hier das Ruder zu einer Kursänderung um exakt 180 Grad herum, denn damit hat es wirklich gut und sehr ausgewogen geschmeckt, mit genau der richtigen Dosis Süße und Kümmel. Wir haben dazu einfach übrig gebliebene Brötchen vom Frühstück gegessen. Ich ditsche doch so gerne in der Sauce ... ihr wisst schon. Die Idee für das Gulasch basiert auf einem Rezept aus dem Buch "Winterküche" von Tanja Dusy, ich habe die Mengen und Zutaten für uns und an den Vorrat angepasst. Der Stapel an Rezeptideen wächst übrigens auch wieder, ich möchte nämlich unbedingt ein Gulasch mit normalem Bier ausprobieren - das kann ich mir nach diesem Erlebnis sehr gut vorstellen. Vorschläge werden gerne entgegen genommen!