Donnerstag, 7. Oktober 2010

Es herbstet sehr: Kartoffelsuppe mit Zwetschgentartelettes

Ich denke es jedes Jahr wieder: Der Herbst ist einfach meine liebste Jahreszeit! So schön der Sommer auch war, es gibt ein paar Dinge, die werde ich ganz und gar nicht vermissen. Erstens: Verschwitzte Halbnackte in der U-Bahn, zu denen ich ja zwangsläufig auch gehöre. Keiner mag das Gefühl, wenn die eigene Haut mit einem Schmatzgeräusch an die klebrigen Körperteile des Vordermanns gedrückt wird (außer vielleicht der kleine ältere Herr, der einmal neben mir stand und mit seinem Gesicht bei Bremsen an der Haltestelle im prallen Dekolleté einer brünetten Schönheit landete - ich sag´s euch, der sah danach aus als hätte er im Lotto gewonnen!). Zweitens: Stechmücken. Kein Tag am See, keine Nacht mit geöffnetem Fenster ohne juckende Souvenirs. Früher habe ich die Biester mit Hilfe von Haarspray und Feuerzeug flambiert, heute werden sie nur noch erschlagen. Blutgierige Überlebende gibt´s aber irgendwie immer. Drittens: Das Nichtvorhandensein von Herbst- und Wintergerichten. Das ist das schlimmste, echt. Sicher, man kann auch im Sommer deftige Eintöpfe und üppige Süßspeisen essen, aber so richtig schmecken tut sowas bei 30° Grad nicht. Jetzt im Herbst und in den kommenden Monaten hingegen werde ich nicht genug davon bekommen können, deswegen gibt´s heute schon eines meiner absoluten Leibgerichte, das meine Mutter auch oft so zubereitet: Eine herrlich deftige Kartoffelsuppe mit einer einfachen, puren Zwetschgentarte.


Hier kommt das Rezept für 4 Personen:
Für die Kartoffelsuppe:
400 g Kartoffeln
2 Karotten
1/2 Sellerieknolle
1 Stange Lauch
1 Zwiebel
80 g Speck, gewürfelt
3 EL Öl
1 1/2 Liter Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer, Muskat
1 Lorbeerblatt

Für die Tartelettes:
125 g Mehl
80 g Butter
40 g Zucker
1 Ei 
1 Prise Salz
500 g Zwetschgen
Zucker zum Bestreuen

Für die Tartelettes Mehl auf die Arbeitsfläche häufen, in die Mitte eine Mulde drücken und die anderen Zutaten hineingeben und mit den Händen alles rasch zu einem glatten Teig verarbeiten. Teig zu einer Kugel formen und in Folie gewickelt eine Stunde kalt stellen. 
Währenddessen Kartoffeln und Suppengemüse waschen, schälen und in kleine Stücke schneiden. Die Zwiebel schälen und fein hacken. Öl in einem großen Topf erhitzen und die Zwiebel darin andünsten. Kartoffeln, Suppengemüse und Speck dazugeben und kurz mit andünsten, dann die Gemüsebrühe angießen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, das Lorbeerblatt dazugeben und 30 Minuten kochen. 
Backofen auf 200°C vorheizen. Zwetschgen waschen, entsteinen und vierteln. Teig aus der Folie wickeln und in 4 gleich große Stücke teilen. Jedes Stück dünn und rund ausrollen. 4 kleine Tarteformen einfetten und jeweils mit einem Teigkreis auslegen. Mit einer Gabel ein paar Mal in den Teig stechen und die Zwetschgenviertel darauf verteilen. Mit jeweils 1-2 TL Zucker bestreuen. Im vorgeheizten Ofen bei 200°C ca. 25 Minuten backen.
Lorbeerblatt aus der Suppe entfernen und die Suppe mit einem Mixstab pürieren. Mit reichlich Petersilie bestreut zusammen mit den Tartelettes servieren.

Für manche mag die Kombination von süßer Zwetschgentarte und Kartoffelsuppe ziemlich merkwürdig klingen oder gar unvorstellbar sein - probiert es aus, es schmeckt wirklich gut! Und das ist auch wirklich keine abstruse Idee von mir, in Südbaden ist das eine regionale Spezialität und die Leute essen das TATSÄCHLICH!

20 Kommentare:

Oona hat gesagt…

WOW! Das klingt super und sieht toll aus!!! Gerade gestern hatte ich das Tartlett-Kochbuch in der Hand und nichts sprach mich an. Mit Zwetschgen! Klasse Idee.
Grüße
Oona

Frau Mahlzahn hat gesagt…

Doch, das kann ich mir sehr gut vorstellen! Sieht sehr lecker aus, Kartoffelsuppe ist eh der Renner, aber mit so einer Zwetschgentarte wird das ganze ja gleich mal so richtig aufgewertet.

Schon notiert, *ggg*.

(Ich mag am Herbst übrigens am liebsten einen einfachen Sauerkrauteintopf.).

So long,
Corinna

Evi hat gesagt…

Ach, Zwetschgenkuchen passt doch zu allem. ;) Deine Vorliebe für Herbst- und Wintergerichte kann ich uneingeschränkt teilen!

Manu hat gesagt…

Bei uns in der Gegend ist Kartoffelsupp` mit Dampfnudeln oder Zwetschgenkuchen völlig normal. ;-) Aber diese Version gefällt mir auch.

Frau Sonntag hat gesagt…

Da wäre ich jetzt auch nicht drauf gekommen, beides zu kombinieren... Aber sieht auf jeden Fall lecker aus! Ich freue mich schon auf alle die Eintöpfe und andere Herbst- und Wintergerichte, habe mich allerdings noch nicht final vom Spätsommer verabschiedet:-)

anie's delight hat gesagt…

Das Suppen- und Eintopfgegesse vermisse ich in den heißen Monaten auch immer so.

Aber jetzt geht es auch bei uns los. Gestern hatten wir schon Kokos-Asia Suppe und heute sind Linsen dran. Dann setze ich sicher Deine Kartoffelsuppe auf den Speiseplan....

Kochsamkeit hat gesagt…

Sehr schöne Fotos... schöne Farben.

Susa hat gesagt…

Oh, doch zusammen! Dachte zuerst, Du stellst Hautgericht und Nachmittagskuchen gleichzeitig vor. Klingt spannend.

Ellja hat gesagt…

Also, vorher Suppe, nacher Zwetschgentarte okay...aber zusammen? Hab ich noch niemals davon gehört... wäre aber einen Versuch wert

Kochfelder hat gesagt…

Ich freue mich jedesmal wie ein kleines Kind, wenn ich sehe, dass du was gepostet hast. Ich behalte es mir immer als letztes auf, deine Seite zu öffnen! Das sieht ja wieder einmal alles super aus.

lamiacucina hat gesagt…

und das isst man wirklich beides gleichzeitig ? Ich glaub Dirs, es schmeckt ja Beides gut, abgesehen davon hab ich auch schon Salamibrot und Schokolade gleichzeitig gegessen.

Schnick Schnack Schnuck hat gesagt…

Och, ein heißes Süppchen kann gerade im Sommer wahre Wunder wirken.

Suse hat gesagt…

Ich gehöre in der Tat zu den Leuten, die diese Kombi sehr ungewöhnlich finden. In einem Kochbuch über deutsche Küche habe ich es vor längerem entdeckt und unter "exotisch" ad akta gelegt.
Aber da sieht mans mal wieder :probieren geht über studieren.

linda hat gesagt…

Kartoffelsuppe geht bei uns immer. Wir essen sie mit Spätzle, da wenden sich auch viele mit Grausen ab. Ich glaube ich würde die Zwetschgentarte trotzdem doch lieber danach essen.

Houdini hat gesagt…

Alles sieht sehr schön aus, aber bei Kartoffelsuppe passe ich gerne, sie kratzt oder juckt mich immer im Hals, komisch, sonst mag ich Kartoffeln fast in jeder Form sehr.

Alex hat gesagt…

Erst Kartoffelsuppe, dann Zwetschgentarte. Klingt doch super :-) Ich habe mich hier in der Südpfalz am Anfang auch immer gewundert, wenn es die zwei Gerichte zusammen gab.

Christina hat gesagt…

@Oona: Da fühl ich mich ja geehrt, dass die einfache Zwetschgen-Tartelettes ein ganzes Buch in den Schatten stellen ;-)

@Frau Mahlzahn: Sauerkraut mag ich auch gerne! So einen Eintopf könnte ich mal ausprobieren, bei uns gibt´s das nämlich sonst immer klassisch badisch mit Schäufele und Kartoffelpüree.

@Evi: Yeah, Herbst- und Wintergerichteleidenschaft united! ;-)

@Manu: Oh, mit Dampfnudeln hört sich auch gut an! "Bei uns" ist auch irgendwo in Hessen, oder? Hier in meinem hessischen Exil habe ich das nämlich noch nicht gehört.

@Frau Sonntag: Stimmt, noch ist das Wetter traumhaft und die Temperaturen sind mild - das soll man genießen.

@Anie´s delight: Linsen sind für mich auch so ein klassisches Herbst-Essen. Außer kalt als Salat, dann geht´s auch im Sommer.

@Andreas: Dankeschön, noch spielt die Helligkeit wie gewollt mit! ;-)

@Susa: Die Tarte als Nachtisch wäre dann die Option für diejenigen, die es zusammen einfach nicht runterbringen. ;-)

@Ellja: Das gute ist ja: wenn der Versuch scheitert ist es eigentlich total egal, es verkommt ja nichts, wenn es später gegessen werden kann.

@TFaK: Wie schön das zu hören, lieben Dank! :-)

@lamiacucina: Schokolade UND Salamibrot?? Ja ich glaub´mein Schwein pfeift, dann müsste das hier für dich ja ein Klacks sein! ;-)

@SchnickSchnackSchnuck: Klare Süppchen mag ich da schon auch, aber so richtig deftige Geschichten... das ginge dann nur bei einem ausgewachsenen Sommerkater ;-)

@Suse: Grandios, ich musste grad so lachen, "exotisch" find´ich als Bezeichnung für ein badisches Bauerngericht nicht zu toppen, das merk´ich mir! :-)

@Linda: Ist die Suppe mit Spätzle dann aber auch so dickflüssig bzw. püriert? Ich kenne nämlich noch ne Variante, bei der die Kartoffeln auch in Stückchen in der Brühe schwimmen.

@Houdini: Ich glaube ich weiß ganz genau welches Gefühl du meinst! Mir geht das oft bei Sandkuchen aller Art so - da habe ich allerdings immer auf den Vanillezucker als Übeltäter getippt, das kann´s ja bei der Suppe nicht sein.

@Alex: Tjaja, die Pfälzer sind auch immer für eine Überraschung gut! ;-)

linda hat gesagt…

Es gibt natürlich "Kartoffelschnitz und Spatzen", das ist die Variante Kartoffeln und Spätzle in der Brühe, ähnlich dem http://lindasbistro.blogspot.com/2009/07/gaisburger-marsch.html. Wir aber essen die pürierte Kartoffelsuppe praktisch wie eine Sauce zu den Spätzle.

Hesting hat gesagt…

Ich muß gestehen, daß ich die Kombination auch abenteuerlich finde. Als Nachtisch wäre die Tarte aber hochwillkommen.

Christina hat gesagt…

@Linda: Ah, Gaisburger Marsch! Das gehört übrigens auch zu den Rezepten, die ich unbedingt noch ausprobieren muss, noch nie gegessen. Mit den Spätzle in der Kartoffelsuppe (bzw. die Suppe auf den Spätzle) stell ich´s mir auch gut vor - und schön deftig! ;-)

@Hesting: Ach, eigentlich kann man die Tarte ja auch essen, wann man möchte. Den letzten Rest gibt´s dann auch gern mal zum Frühstück, hihi! ;-)