Aus dem Fasnachtstreiben habe ich mich zum ersten Mal schon in jungen Jahren ausgeklinkt, als ich mich zu sehr genierte, jedes Jahr auf´s Neue wieder als Cowgirl oder Ritterin verkleidet zu sein. Was anderes ging aber nicht, denn da hatte man kein Pferd und das musste – wenn auch nur imaginär – für mich auf jeden Fall sein. Ich hatte kurz überlegt auf Prinzessin mit Glitzer-Einhorn umzuschwenken, da hätten mir aber wiederum die Knarre oder das Schwert gefehlt. Es folgten ein paar halbherzige Versuche im Erwachsenenalter, in denen ich mir unter anderem als Vampir mit dem Plastikgebiss die Lippe aufgebissen und somit immerhin die Theaterblut-Kapseln gespart habe, aber ehrlich gesagt hat mich die Begeisterung für Fasnacht seitdem noch nicht wirklich wieder gepackt. Mit einer Ausnahme: Fasnachtsgebäck! Herausgesucht habe ich mir diesmal köstliche lombardische Knusperküchlein, Chiacchiere, die jedoch auch in anderen Teilen Italiens verbreitet sind. Ich glaube, mir ist das Öl ein bisschen zu heiß geraten, denn eigentlich sollen die Chiacchiere etwas heller sein. Und es war gar nicht so einfach, sie zu drehen und dann heil in den Topf zu manövrieren. Egal, geschmeckt haben sie unverschämt gut. Ganz frisch gebacken, noch warm und dick mit Puderzucker bestäubt besitzen sie definitiv Suchtpotenzial! Vielleicht schaue ich mir doch noch den Rosenmontagsumzug an. Ich wünsche jedenfalls allen Narren, Jecken, Karnevalisten und wie sie noch alle heißen eine lustige Fasnachtszeit. Alaaf, Helau und Guten Appetit!
Hier kommt das Rezept für 30 Stück (Achtung, das ist eine ganz schöne Menge!)
350 g Mehl
1 Vanilleschote
100 ml Orangensaft
100 ml Marsala
1 EL Orangenlikör (Grand Marnier)
3 Eier
150 g Zucker
Abgeriebene Orangenschale von 1 Orange
1 Prise Salz
70 Butter
3-4 EL Sahne
Öl zum Ausbacken
Puderzucker zum Bestreuen
Das Mehl in eine Schüssel sieben. Die Vanilleschote längs aufschlitzen und das Mark in eine Schüssel kratzen. Den Orangesaft um die Hälfte einkochen lassen. Marsala und Orangenlikör hinzufügen. Eier und Zucker zum Vanillemark geben und zusammen sämig schlagen. Orangensaft mit Marsala und Likör, abgeriebener Orangenschale, Salz und weiche Butter dazurühren. Das Mehl nach und nach zugeben. 3-4 EL Sahne beimischen. Der Teig soll aber noch so fest bleiben, dass man ihn ausrollen kann (ggf. noch etwas Mehl dazugeben). Den Teig zu einem großen Rechteck rollen. Mit dem Teigrädchen 4 cm breite und 12 cm lange Streifen ausschneiden. Jeden Streifen mit dem Teigrädchen der Länge nach (2-) 3 Mal aufschlitzen, ohne ganz durchzuschneiden. Die Küchlein an beiden Enden anfassen und in Gegenrichtung drehen, damit sie spiralförmig werden. Öl auf 180°C erhitzen und die Küchlein darin goldgelb ausbacken. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit Puderzucker bestäubt servieren.
Das Rezept stammt aus dem Buch „Guetzle“ von Marianne Kaltenbach, das sie mir 1987 geschenkt hat. Wenn ich mich recht erinnere, war es glaube ich sogar mein erstes eigenes Kochbuch.
17 Kommentare:
Mmmhhh, irresistible!
Grüsse,
Rosa
hm ich liebe alle möglichen fasnacht-naschereien
Mmh... Bei mir in der Gegend gibt es eine ähnliche Süßspeise, die man Schneeballen nennt - meine Oma hat die früher immer gemacht.
Höchste Zeit, zuzuschlagen, bevor das Fasten beginnt. Auch wenn Du sie nicht durchschneidest, trennen sich die Teigarme beim fritieren ?
...sehr lecker schaun die aus.
Liebe Grüße von Tatjana
Mit Fasching kann ich so gar nichts anfangen aber diese Teilchen....mhhhm
Wow Wow Wow! Vorgemerkt!
Oha das sieht kompliziert aus und klingt auch so..
Aber trotzdem sehen sie auch unheimlich lecker aus! Schmecken sie denn wie Krapfen? Oder doch ganz anders?
Liebe Grüße
Björn
www.herzfutter.blogspot.com
@Rosa: Ich habe auch viiiel zu viele davon gegessen. ;-)
@Isabell: Ich auch! Weil auch immer alles so schööön in Fett ausgebacken und mit Puderzucker bestäubt wird - nicht gerade hüftfreundlich, but who cares? ;-)
@Aurinko: Schneeballen kenne ich auch, die sind im Fränkischen sehr beliebt und bei mir auch! Superlecker.
@Robert: Wenn man sie vorsichtig erst dreht und dann auf einem Pfannenwender ins heiße Fett bugsiert, dann nicht. Einmal anfrittiert, sind sie gerettet. Bei mir musste es recht schnell gehen, so sind mir ein paar zerbrochen. Deswegen ist der Rest auf dem Foto auch so undeutlich, ähem.
@Tatjana: Normalerweise sind sie ja ein bisschen heller, aber so gibt´s zumindest einen schöneren Kontrast zum Puderzucker.
@Sybille: Man muss sich ja zum Glück nicht verkleiden, um sie zu essen. ;-)
@Pimpimella: Geht bestimmt auch, wenn nicht Fasching ist.
@Björn: Sie schmecken schon anders, man schmeckt das Orangenaroma und sie sind außen viel knuspriger als Krapfen. Innen sind sie auch fester, aber trotzdem so zart, dass sie im Mund zergehen.
Bei uns gab es sie früher immer zu Karneval, allerdings heißen sie in Rom "frappe" (sie haben zig Namen und Formen, je nach Region). Die Nachbarin hat sie zusätzlich immer noch mit Honig beträufelt, eine Bombe, aber göttlich.
Dann mal helau!
LG, Alex
Oh, das ist ja ärgerlich. Das Armband wäre ja recht schnell selbst zu machen gewesen.
Chiacchiere kannte ich vor deinem Post noch gar nicht. Aber alles was in die Richtung geht und in Öl ausgebacken wird ist ein Genuss. Ich liebe die Berliner meiner Oma so sehr zu Karneval.
Liebe Grüße
Anne
Die sind aber nett. Aber ob ich Grobmotoriker das schaffen würde die so zu drehen ...
Bis Aschermittwoch darf man solchen Genüssen noch verfallen ;o)
Ein tolles Rz das Ich gerne mal nachmachen werde.
Lg Kerstin
Oh, die sehn' köstlich aus, da würd' ich jetzt gerne eins essen.
Ich kenn die auch, aus Sizilien, allerdings rund und zusätzlich mit Honig übergossen, wirklich eine Sünde wert...
Narri, Narro!
Mal was ganz anderes als unsere Fasnetsküchle. Meinst du, es ist unverschämt, wenn ich die außerhalb der Fasnachtszeit mal ausprobiere? ;-)
Grüße,
Jens
@Alex: Ach, wie köstlich, mit Honig beträufelt wird alles Leckere noch leckerer! :-)
@Anne: Selbst gemachte Berliner sind superfein, mit den gekauften kann man mich allerdings jagen - davon habe ich glaube ich ein Kindheitstrauma.
@barcalex: Eigentlich sollten die sogar noch viel mehr gedreht sein. Das habe ich aber auch nicht hinbekommen. ;-)
@Kerstin: Ich habe den Beginn der Fastenzeit in diesem Jahr vor lauter Hektik total verpasst und am Wochenende und kräftig Kuchen gemümmelt. Oh, oh ...
@Lemon: Ein virtuelles Portiönchen schieb´ ich Dir rüber!
@Dolce Vita: Ah, dann sind sie dort bestimmt ähnlich wie die, die Alex für Rom beschrieben hat. Mit Honig klingt auf jeden Fall sehr lecker.
@Jens: Ach herrje, "Narri, Narro" habe ich bei meinen Fasnachtsgrüßen im Beitrag ja ganz vergessen, dabei ist es doch quasi mein heimatlicher Ausruf! Also nochmal mit aller Inbrunst: Narriii, Narrooo! :-)
Probiere doch mal eins außerhalb der Fasnachtszeit, ich verrat´s auch keinem. ;-))
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