Donnerstag, 17. November 2011

Orient Express und Weinflaschenverwertung: Börek mit Hackfleisch und Sumach

Last night a Börek saved my life! Nicht das erste Mal, denn zu Studienzeiten habe ich öfter bei meiner Lieblingsdönerbude in Freiburg vorbeigeschaut und entweder einen vegetarischen Yufka oder Börek mit Spinat und Fetakäse bestellt. Was war das gut, entweder mitten in der Nacht auf dem Nachhauseweg von einer Party mit diesem "du-isst-hicks-besser-noch-hicks-was"-Gefühl oder hungrig am Ende eines langen Vorlesungstages, wenn der Kühlschrank gähnende Leere aufwies und die paar Kröten im Portemonnaie sich auf wundersame Art und Weise gerade noch für was Schnelles auf die Hand zusammenkratzen ließen. Ich kann mich sogar noch an meinen ersten Börek erinnern und daran, wie lecker ich ihn fand: Erst die knusprige obere Teigschicht, dann die weichen unteren Schichten, die deftige Füllung und diese glücklich machende Schmatzigkeit, die ich so liebe. Daran hat sich bis heute nichts geändert, außer, dass ich Börek jetzt eher als unkompliziertes Abendessen zuhause zubereite, auch gerne mit Fleisch, und ich nur noch selten in Dönerbuden anzutreffen bin. Vollkommen umgehauen hat mich dabei übrigens mein neues Gewürz: Sumach ist mir zwar schon seit einer Weile ein Begriff, ich habe mir aber jetzt am Wochenende erst welches gekauft. Es ist ein ganz ganz heißer Anwärter für meine persönliche Gewürz-Top Ten! Und es macht sich auch im Salat gut, den habe ich dazu gemacht, weil ich noch so viel Spinat übrig hatte. 


Hier kommt das Rezept für 2 Personen:
Für den Börek:
150 g Blattspinat
3 EL Olivenöl
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
200 g Hackfleisch
2 gestr. TL Sumach
Salz
2 EL gehackte Petersilie
2 große runde Blätter Yufka-Teig (gibt´s fertig zu kaufen ansonsten findet man im Netz viele Anleitungen)
1 Eigelb
1-2 EL Milch

Für den schnellen Spinatsalat:
250 g Blattspinat
1/2 Bund Petersilie, grob gehackt
1 kleine rote Chilischote, entkernt und in feine Ringe geschnitten (wenn ihr eine sehr scharfe erwischt, ggf. weniger nehmen)
Saft von 1/2 Zitrone
1 EL Olivenöl
1/2 TL Sumach
Salz, Pfeffer


Spinat putzen (gleich die gesamten 400 g für Salat und Börek), waschen und abtropfen lassen (ihr könnt auch TK-Spinat nehmen, dann lasst ihn schonmal auftauen, er darf nachher nicht zu feucht sein und muss ausgedrückt werden). 1 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die Zwiebeln darin andünsten. Hackfleisch dazugeben und krümelig braten. Spinat grob hacken und 150 g davon zum Hackfleisch geben, mitbraten, bis er zusammenfällt. Sumach unterrühren und mit Salz abschmecken. Die Pfanne beiseite stellen. 
Für den Salat den restlichen Spinat hacken und mit Petersilie sowie der Chilischote vermischen. Mit Zitronensaft und Olivenöl übergießen und mit Salz und Pfeffer würzen. Alles gut miteinander vermischen und bis zum Servieren durchziehen lassen.
Backofen auf 180 Grad vorheizen. Eine runde Kuchenform mit 1/2 EL Olivenöl auspinseln. Ihr könnt es aber auch einfach auf einem Backblech machen. Ein Yufka-Blatt hineinlegen, so dass die Ränder überlappen. Das Blatt mit 1/2 EL Öl bepinseln. Dann das zweite Blatt darauf legen und die Hackfleisch-Mischung darauf geben. Nun die Ränder von außen nach innen klappen, erst rechts und links, dann oben und unten. Die Mischung sollte jetzt ganz bedeckt sein. Die Oberfläche mit dem restlichen EL Olivenöl bepinseln und den Börek auf die mittlere Schiene in den vorgeheizten Backofen schieben und 20 Minuten backen. Eigelb mit etwas Milch verrühren. Börek kurz ein Stück aus dem Ofen ziehen und mit dem Eigelb bepinseln, dann 10-15 Minuten weiterbacken. Er soll oben schön goldgelb gebräunt, aber nicht zu dunkel sein. Nach der Backzeit die Form aus dem Ofen nehmen und ca. 5 Minuten abkühlen lassen. Börek portionieren und zusammen mit dem Spinatsalat servieren. 



Sumach wird hauptsächlich in der türkischen und arabischen Küche verwendet, er schmeckt säuerlich, dabei aber erfrischend und irgendwie auch fruchtig. Weil ich so begeistert davon bin, habe ich schon überlegt, ob ich so ein kleines Büschchen irgendwo anpflanzen könnte, aber das Klima in Deutschland ist erstens dafür ungeeignet und zweitens käme da sowieso wieder mein schwarzer Pflanzentod-Daumen in die Quere. Abgesehen davon ist Sumach mittlerweile leicht zu erhalten, in türkischen Lebensmittelläden, Asia-Shops und zur Not im Online-Versandhandel. 


Übrigens, ich habe doch so einen großen Olivenölverschleiß und benutze dann zum Braten nicht immer mein bestes und somit deutlich teuereres Öl. Weil mir das Etikett von meinem Bratöl aber nicht gefällt, habe ich schon vor Ewigkeiten die Idee einer lieben Freundin geklaut: Manchmal hat man ja besondere Weine in besonderen Flaschen, die leer immer noch fast zu schön sind um sie wegzuwerfen. So eine hübsche Weinflasche wird also gut gereinigt, die Etiketten entfernt und ein einfacher Ausgießer oben drauf gestöpselt. Den gibt es meist in Küchenwarenabteilungen von Kaufhäusern. Darin lässt sich neben meinem Bratöl natürlich auch feinstes Olivenöl aus dem Urlaub aufbewahren, das oft in zerquetschten Plastikflaschen oder großen Kanistern daher kommt, oder selbst gemachtes Gewürzöl, denn in so einer dunklen Flasche bleibt alles auch einigermaßen lichtgeschützt. 


... und wenn dann der monatliche Walk of Shame zum Glascontainer ansteht, muss man schon ein Beweisstück weniger schleppen. ;-)

22 Kommentare:

PEPE NERO hat gesagt…

Uff... schon wieder ein Rezept dass auf meinen "muss ich unbedingt Nachkochen" Stapel kommt...
Ich mag Börek auch sehr gerne, kenne es jedoch nur mit Schafskäse und Eiern.
Spinat find ich sowieso immer gut und dieses Gewürz, Sumach, also wenn mir das in die Hände fällt, dann wird es sofort gekauft und ausprobiert. Hört sich sehr lecker an, wie Du das beschreibst.
Liebe Grüsse
Susann

Heike hat gesagt…

"Walk of shame", wie wahr!
Bei uns alle vier Wochen montags: In offenen Kisten müssen wir die Gläsernes auf den Gehweg stellen.
Ich sammel immer separat Ölflaschen und ähnlich unverfängliches für obenauf zu legen...

Sarah-Maria hat gesagt…

das mit der weinflasche ist eine schöne idee! .... hab nämlich auch diverse öle mit diversen qualitätsunterschieden und mag mir bestimmt flaschen eigentlich gar nicht ansehen. so ist das problem gelöst :)

Rosa's Yummy Yums hat gesagt…

Mmmhhh, super lecker! Börek sind wundervoll.

Grüsse,

Rosa

Miri hat gesagt…

Das sieht super lecker aus und wird nachgemacht. Hab nämlich grade auch eine Packung Yufka und Sumach mitgebracht bekommen und schon die ganze Zeit nach ner Idee gesucht ;) Börek kam mir in den Sinn und dein Rezept passt perfekt.

LG
Miri

Claus hat gesagt…

Einmal im Monat? Schön wär´s. Die linke Flasche kommt mir bekannt vor. Was war denn da drin?

Miriam hat gesagt…

Wie witzig, ich werde auch Miri genannt.
Hab' gerade gedacht, hä? Ich habe doch noch gar nichts geschrieben.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nie Börek gegessen habe. Könnt' man aber ändern.
Bei uns gab' es übrigens am Sonntag Wildschweinrücken aus heimischer Jagd...
Und nun wollte ich mal fragen, ob ich den walk of shame in mein Repertoire aufnehmen darf, genial.
Gruß Miri

pimpimella hat gesagt…

Hach, sind die Bilder schön.

lamiacucina hat gesagt…

das wollte ich schon lange mal machen, habs aber immer wieder verschoben, weil ich den Teig selbst machen wollte.

Anikó hat gesagt…

Börek rettet mich eher an arbeitsreichen Tagen, wenn man schnell zum Türken des Vertrauens huscht ;-)
Ich bin eigentlich auch eher auf der Spinat-Feta-Seite, aber wenn Du sagst, dass Hack mit Sumach super ist, wird es ausprobiert :-)

mein-i-tüpfelchen hat gesagt…

Hhm, sieht das lecker aus...und wieder so schöne Fotos. Ganz toll! Viele Grüße Alex

Calogero hat gesagt…

Olivenöl, Zwiebel und Petersilie? Ganz ganz gut!

Alex [Chef Hansen] hat gesagt…

Lecker!

"du-isst-hicks-besser-noch-hicks-was" ? Ich kenn nur "HUNNGGAAAA-ÄÄÄSSEEENN-Kühlschrank-auf-alles-raus-was-reingeht" - wir nennen das Brett-Hunger ;-)

Christina hat gesagt…

@Susann: Spinat und Fetakäse ist aber auch so ein winnig team, das könnte ich auch immer und überall essen!

@Heike: Also das ist ja wirklich fies, als würde man sein Innerstes offenbar legen für all die Nachbarn!

@Sarah-Maria: Dann ist alles ein bisschen "ungelabelter", das gefällt mir auch besser.

@Rosa: Gell, mir schmeckt das auch jedes Mal wieder wahnsinnig gut.

@Miri: Was für ein schöner Zufall! Na dann los ... :-)

@Claus: Äh, Bier? ;-) Ich weiß den Winzer nicht mehr, es war auf jeden Fall ein Saumur, müsste 2007er gewesen sein. Dafür weiß ich noch ganz genau wo und mit wem ich den getrunken habe.

@Miri: Aber sicher darfst du! Ich habe den Begriff auch von einer lieben Arbeitskollegin geklaut, er passt einfach zu perfekt! :-) Um den Wildschweinrücken beneide ich Dich, mal schauen, ob das mit den wilden Schweinen und mir dieses Jahr noch was wird.

@Mel: Schön, wenn sie dir gefallen! :-)

@Robert: Selbst machen ist immer löblicher. Ich habe für die Gözleme mal einen Teig gemacht, den man für Börek sicher auch gut verwenden könnte, denn er wurde schön dünn und knusprig, schau mal hier, wenn du möchtest: http://new-kitch-on-the-blog.blogspot.com/2010/01/gozleme-mit-spinat-und-fetakase.html Allerdings ist der mit Hefe, es gibt auch Variationen ohne.

@Anikó: Auf jeden Fall finde ich es eine würdige Alternative, ich bin sonst doch selbst auch so ein Spinat-Feta-Fan. ;-)

@Alex: Dankeschön! :-)

Christina hat gesagt…

@AlextheChef: Naja, ZUHAUSE geht das bei mir dann auch nochmal so ähnlich ab. Der Börek ist ja nur für den Heimweg. ;-) Brett-Hunger ist gut, so nenn' ich das jetzt auch! :-))

Sabrina hat gesagt…

Ich und mein Kopf wie Sieb... Hab den Post schon länger gelesen und wollt kommentieren, aber übers Handy ist's immer so umständlich und dann hab ichs vergessen. Und heut ist's mir wieder eingefallen, weil ich gestern Döner/Pide/Lahmacun geholt habe, weil ich keien Zeit zum Kochen hatte. Börek hab ich noch nie gegessen. Muss ich aber unbedingt mal probieren. Ich ess gern Pide mit Spinat und Feta. ;-)
Welches ist denn dein Lieblings-Döner in FR, dann würd ich Börek bei dem probieren. (Ich wohn in Gufi.)
Ich find deinen Blog übrigens allererste Sahne!
LG, Sabrina

Christina hat gesagt…

Liebe Sabrina, vielen Dank für das Kompliment, freut mich, dass es Dir hier gefällt! In FR kann ich Dir auf jeden Fall den Euphrat in der Niemensstr. empfehlen, finde bisher alles sehr lecker da. Ich habe es irgendwann auch noch daran fest gemacht, wer den besten vegetarischen Yufka macht, den esse ich nämlich auch ganz gerne und da gibt es die krassesten Unterschiede (von "einfach nur Salat mit ekliger Fertigsauce" bis zu "Hirse und Gemüse mit feiner Knoblauchsauce"). Auch noch gut finde ich das Kebap Haus in der Günterstalstr., das war quasi mein Home-Döner, weil ich zuletzt in der Talstr. gewohnt habe. ;-)

Anonym hat gesagt…

Ich weiß nicht, ob es noch einen interessiert, aber es heißt Sumak und nicht Sumach.

lg

Christina hat gesagt…

@anonym: Merci für den Hinweis. Ich glaube, man kann beides sagen - ich hab grad mal auf dem Gewürzdöschen geschaut, da steht die Version mit "ch". ;-)

Anonym hat gesagt…

...ich habe es voller Begeisterung nachgekocht und mich absolut ein Dein Rezept gehalt. Geschmacklich sehr guta Aber leider war der Börek sehr trocken. Wie bekomme ich diese leckere "Klitschigkeit" hin? Mehr Öl? Schien mir etwas sparsam verwendet. Oder einfach Käse und Spinat?

Christina hat gesagt…

@anonym: Hallihallo, oje, das ist natürlich schade! Was hattest Du denn für Hackfleisch? Ich bevorzuge zwar Rind, weil es magerer ist und ich es gerne mag, wenn es schön krümelig gebraten ist, gemischtes Hack ist aber fettiger und deswegen schon nicht so trocken – und brate es dann am besten nicht so krümelig. Öl würde ich persönlich nicht zusätzlich verwenden, es gibt allerdings Börek-Rezepte, die noch mit zusätzlich Ei und Joghurt als Unterlage fürs Hackfleisch sind – sicher auch lecker (bei Google wirst Du da auf jeden Fall fündig). Ansonsten sollte der Spinat zwar nicht mehr nass (d.h. TK-Spinat ausgedrückt) sein, jedoch auch nicht zu trocken, da er im Ofen ja noch Feuchtigkeit verliert. Wenn Du den Börek gerne mit Käse isst, ist das sicher auch eine gute Möglichkeit, ihn schmatziger hinzubekommen. Wichtig wäre dann, dass Du z.B. bei Fetakäse darauf achtest, dass er nicht so gummiartig ist (der verschmilzt nicht so schön mit den anderen Zutaten beim Backen), sondern sich schön cremig zerbröseln lässt – falls Du ihn an der Theke kaufst, lassen sie Dich sicher ein Stückchen probieren. Aus dem Kühlregal z.B. Salakis. Noch eine andere Alternative wäre, an das Hackfleisch ein paar stückige Tomaten zu geben – dann ist die Füllung zwar leicht abgewandelt, das schmeckt aber sicher auch sehr gut! Diese würde ich einfach mit zum Hackfleisch in die Pfanne geben und ein bisschen einkochen lassen. Guten Appetit beim nächsten Mal und viele Grüße! :-)

Anonym hat gesagt…

Liebe Christina,
lieben Dank für Deine ausführliche Antwort. Heute werde ich einen zweiten Versuch starten. Der Spinatsalat im Ürigen, ist mir sofort gelungen :-))). Habe ich bereits zweimal gemacht auf dringlichen Wunsch eines einzelnen Herrn. Der schmeckt wirklich klasse und ist kinderleicht. Durch Dich bin ich überhaupt erst auf Sumak aufmerksam geworden (und das als Berlinerin die regelmäßig im türkiscen Supermärkten einkauft)und pflichte Dir bei, schmeckt außergewöhnlich.
An dieser Stelle auch einmal ein Lob. Ich liebe Deinen Blog. Bin keine Meisterköchin, aber es macht Spass sich durch Deine Rezepte zu klicken. Das eine oder andere werde ich mit Sicherheit einmal ausprobieren. Vielen Dank und lieben Gruß...