Freitag, 5. August 2011

Winke, winke: Chatschapuri

Gestern morgen im Badezimmer wurde mir schlagartig bewusst, dass es mal wieder an der Zeit ist, einen ordentlichen Teig zu kneten. Ich habe nämlich den "Quarktaschentest" gemacht. Für alle, die nicht jetzt schon wissend nicken, kommt hier die Anleitung: Ich stelle mich vor den Spiegel und winke mir selbst zu. Je nach dem ob und vor allem wie lange die Quarktaschen an der Rückseite der Oberarme zurückwinken, besteht Handlungsbedarf. Ähm... also zurück zum Teig: Bei Chatschapuri wird der Teig insgesamt dreimal durchgeknetet, man ist also beschäftigt. Dazwischen muss man den Teig immer wieder gehen lassen. Nun gehöre ich ja nicht gerade zu den geduldigsten Teigherstellern, aber abgesehen von der Wartezeit ist das wirklich ein einfaches Rezept mit einem extrem leckeren Ergebnis. Chatschapuri ist eine Art Käsebrot, das es in Georgien an jeder Ecke zu kaufen gibt und das dort zu jeder Tages- und Nachtzeit verspeist wird. Dementsprechend gibt es davon auch ungefähr 12738 verschiedene Rezepte, immer ein bisschen abgewandelt, die einen mit Blätter- statt Hefeteig, die anderen nur mit Schafskäse, manche ohne Kräuter, manche mit dem halben Garten in gehackter Form intus. Auch die Formen reichen von pideartigen Schiffchen über flache Fladen bis hin zu eher kuchenförmigen Gebilden wie in meiner Version. Ich habe mir aus verschiedenen Anleitungen ein Rezept zusammengewürfelt, das hauptsächlich daran orientiert ist, was noch an Käse und Milchprodukten in meinem Kühlschrank vorhanden war. Und es war ein Treffer, juhu! Wir haben das Chatschapuri frisch aus dem Ofen noch warm mit einem kleinen Salat gegessen, ich kann es mir aber auch sehr gut ausgekühlt auf einem Buffet vorstellen. 


Hier kommt das Rezept für eine kleine Kuchenform mit 15 cm Durchmesser (diese Menge sollte locker für 3 Personen genügen, für uns zu zweit war es definitiv zu viel - dafür freue ich mich heute über den kalten Rest :-)): 

Für den Teig:
250 g Mehl
1/2 TL Salz
1/2 Würfel Hefe
1/2 TL Zucker
125 ml Milch
65 g Butter


Für die Käsefüllung:
60 g milder Ziegenhartkäse
80 g Fetakäse
125 g Quark (Magerstufe)
3 EL Creme Fraîche
1 Ei
1 kleine Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer
eine kleine Handvoll Petersilie
ein paar Stängel Oregano

Außerdem: Etwas Öl für die Form, Mehl für die Arbeitsfläche, 1 Eigelb und etwas Milch zum Bestreichen


Mehl und Salz in eine Schüssel geben und eine Mulde hineindrücken. Milch kurz erwärmen und die Hefe und den Zucker darin auflösen. Die Hefemilch in die Mulde zur Mehlmischung geben und etwas Mehl vom Rand einarbeiten. Dann mit einem Handtuch abdecken und 15 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen. Währenddessen die Butter in einem kleinen Topf schmelzen und etwas abkühlen lassen. Zum Teig geben und alles gut miteinander verkneten. Zudecken und erneut 30 Minuten gehen lassen. Und jetzt nochmal mit wenig Mehl durchkneten, zu einer Kugel formen und abgedeckt weitere 30 Minuten gehen lassen.
Inzwischen die Käsefüllung vorbereiten: Ziegenhartkäse fein reiben, Fetakäse in kleine Stücke schneiden und beides mit dem Quark, der Creme Fraîche und dem Ei verrühren. Die Knoblauchzehe fein hacken und unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Petersilie und Oregano fein hacken und ebenfalls unterrühren.
Den Backofen auf 190 Grad vorheizen und die Form mit etwas Öl einfetten. Den Teig ein letztes Mal durchkneten (wir denken an unsere Quarktaschen) und auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einem Kreis mit einem Durchmesser von 40-50 cm ausrollen und vorsichtig in die Form heben. Die Ränder sollen dabei deutlich überlappen und der Boden in der Form nicht zu dünn sein. Die Füllung auf den Teigboden geben und verteilen. Nun vom Rand aus den Teig überlappend über die Käsemasse legen, es soll danach im Idealfall fächerförmig aussehen (das war ... äh, etwas kompliziert, deswegen ist bei mir eine Hälfte etwas höher als die andere geworden und die Oberfläche sieht bei mir eher wulstartig aus, im Zweifelsfall könnt ihr den Teig also einfach ganz normal über die Masse klappen - das erspart filigranes Gefitzel). In der Mitte den Teig zu einem kleinen Knoten zusammendrücken, es soll in jedem Fall keine Füllung mehr sichtbar und alles gut abgedeckt sein. Eigelb mit etwas Milch verrühren und das Chatschapuri damit bestreichen. Im vorgeheizten Ofen bei 190 Grad ca. 60 Min. backen. Nach dem Backen evtl. kurz abkühlen lassen, dann aus der Form lösen und servieren.



Die FAZ hat geschrieben: "Wann immer man in Georgien Präsidenten stürzte, Systeme veränderte, Kriege führte oder das Auseinanderbrechen des Territoriums beklagte, es geschah mit einem Mundvoll Chatschapuri und den Resten von Käsefäden am Kinn." Ein mächtiges Brot also, das so einiges kann. Sehr fein schmecken tut es in jedem Fall und ob es auch etwas gegen Quarktaschen ausrichtet, wird sich zeigen, falls überhaupt ein Muskelkater vom Teigkneten einsetzt. ;-)

17 Kommentare:

Heike hat gesagt…

Das winkt nicht nur, das laechelt auch ganz schoen!

Melissa hat gesagt…

Boah, sieht das lecker aus! Das Rezept merke ich mir auf jeden Fall für den nächsten Tatortabend, dann werd ich wieder die Koch-Heldin für meine Freunde sein! ;-)

lamiacucina hat gesagt…

sieht gut aus. und dazu die Musik von Aram Chatschaturjan. Passt doch !

Penelope hat gesagt…

Chatschapuri - welch magischer Klang!
Da kann etwas so klein & fein -
und doch so mächtig sein!

Rosa's Yummy Yums hat gesagt…

Ich habe Chatschapuri sehr gerne! Your looks so appetizing and beautiful. Lecker!

Grüsse,

Rosa

Björn hat gesagt…

Hmm sieht wirklich lecker aus und regt zum Nachmachen an :)

Lisa ♥ hat gesagt…

Ich hab auch so ein Rezept in meiner Sammlung. Hoffe ich habe bald mal einen Anlass es zu backen, denn es ist ideal für ein Mitbringsel für eine Garten-Sommerparty.Sieht sehr gelungen aus.glg

grain de sel hat gesagt…

Na, wenn das deine Arme sind, die Chatschi halten, dann mußt du aber noch eine Weile winken, bis dir vor dem Spiegel jemand zurück winkt.
Vermutlich noch berufliche Nachwehen, aber besonders hübsch finde ich das Foto von der Faltenwurf-Teigdrapierung über den Kuchenformrand!

Isi hat gesagt…

Quarktaschentest...hihi, Du kommst auf Sachen :-) Lecker, lecker und nach gefühlten 20 tirópites eine gute Abwechslung.

Christina hat gesagt…

@Heike: :-)

@Gourmande: Oh ja, beim Tatort nebenbei futtern ist herrlich! Vor allem bei meinem Lieblings-Ermittlerduo Thiel und Boerne. ;-)

@Robert: Also, was du alles parat hast! :-D

@Penelope: Ich fand den Klang auch irgendwie... weiß gar nicht richtig, zuerst hat mich das Wort jedenfalls an Indien oder irgendeine Yoga-Position erinnert.

@Rosa: Merci.

@Björn: Ist auch wirklich schön unstressig - abgesehen von der Wartezeit. ;-)

@Lisa: Du musst eben eine Blog-Geburtstagsparty schmeißen! :-)

@grain de sel: Na na, der Durchmesser der Arme beeinflusst ja nicht zwangsweise das Winkvermögen! ;-) Aber mal im Ernst: Solche knallharten, dürren, geäderten Madonna-Arme würde ich auch nicht haben wollen. *grusel* Freut mich, dass dir das Teigfoto so gut gefällt, mir gefällt es auch von dieser Reihe am besten.

@Isi: Mhhh, aber Tiropites sind auch soooo lecker! Da bringst du mich ja glatt schon wieder auf Ideen...

Christina hat gesagt…

Yummie, das sieht super lecker aus!
Manchmal überkommt es mich und ich habe Lust darauf, richtig aufwendig-lange Brot zu machen. Da kommt das Rezept ja gerade recht!
LG
Christina

Heike hat gesagt…

Der Winkemuskel..jaja..allerdings knete ich so ungern Teig..das lasse ich liebe die Mashcine machen..aber so ein Brot könnt mir auch schmecken..lGHEike

Schnuppschnuess hat gesagt…

Ich glaube, ich muss ziemlich viel Chatschapuri kneten und auch essen.

Claus hat gesagt…

Sieht irgendwie so aus wie mein verunglückter Marmorkuchen neulich. Und weg...

Christina hat gesagt…

@Christina: Ja, man muss zwar viel warten und kneten, aber dafür ist es supereinfach und ziemlich gelingsicher. ;-)

@Heike: Ehrlich, ich lasse meine Maschine auch oft arbeite, Winkeärmchen hin oder her... ;-)

@Schnuppschnüss: Essen ist im Zweifelsfall immer besser als Kneten! ;-) Und wenn ich´s mir recht überlege, ist es doch irgendwie auch ganz nett, wenn einem morgens jemand zurückwinkt.

@Claus: Isch schicke dir den bösen Blick, merkste? ;-)

Caroline hat gesagt…

Hab's nachgebacken, superlecker, danke für das Rezept.
Wird jetzt öfter gemacht, werde dann meine Oberarme begutachten (und meinen Taillenumfang) .. :-)

Viele Grüße,
Caroline

Christina hat gesagt…

Hey Caroline, das freut mich aber, dass es dir geschmeckt hat. *wink* ;-) Schöne Grüße zurück!