Donnerstag, 13. Mai 2010

Spitzt die Ohren: Oreilles d'Âne

Wer mochte als Kind keinen Spinat? Ich schon. Und das nicht einmal mit dem Ziel, auszusehen wie Popeye. Denn mal ehrlich, welches Mädchen steht schon auf muskelbepackte Berserkerarme bei sich selbst? Eben. Aber irgendwie hatte ich, so schien es mir, oft eine Schwäche für Dinge, die andere nicht so gerne mochten. Vielleicht war es auch Mitleid, wie in der folgenden Geschichte: Als begeisterte Reiterin hatte ich früher diverse Reitbeteiligungen, bei denen ich gegen ein kleines Entgeld oder Mithilfe im Stall die Pferde anderer Leute ritt, denn mitten in der Stadt war der Traum vom eigenen Pferd nur schwer zu verwirklichen. In einem kleinen Reitstall im schönen badischen Weinbaugebiet gab es eine kleine Herde von 6 Pferden und einem Esel, der tatsächlich von seinen Besitzern "die verflixte Sieben" genannt wurde. Er war nicht einfach zu handhaben, biss bei jeder Gelegenheit und versetzte jedem, der vorbeilief, einen Tritt gegen´s Schienbein. Nur wenige trauten sich ihn zu reiten, denn seine Spezialität waren abrupte Stopps aus vollem Galopp, die unweigerlich zu einem Freiflug für den Reiter führten. So kam es, dass keiner den Esel mochte, niemand ihn streichelte und Leckerlies bekamen auch nur die anderen. Er tat mir wahnsinnig leid und so versuchte ich mit einer Eselsgeduld sein Vertrauen zu erlangen. Bepackt mit Leckerlies und mit gehörigem Sicherheitsabstand, jederzeit bereit zur Flucht, redete ich beruhigend auf ihn ein und tätschelte ihm den Hals. Und dann? Er nahm vorsichtig ein Leckerli aus meiner Hand, dann das nächste und dann... aua, verdammt, mein Schienbein!! 


Zwar hatte diese Geschichte kein Happy End, aber trotzdem gibt es heute in Erinnerung an "die verflixte Sieben" ein passendes Gericht, nämlich die französischen Oreilles d'Âne, Eselsohren. Das Rezept stammt ursprünglich aus der Region Hautes-Alpes, genauer aus der Gegend um Valgaudemar. Die Form der Crêpes erinnert an die großen Lauscher der Vierbeiner, deswegen der tierische Name. Mein Rezept habe ich wieder einmal aus der Zeitschrift Saveurs. 

Hier kommen die Zutaten für 4 Personen:
500 g Blattspinat
100 g Crème Fraîche
50 g geriebener Bergkäse

Für die Crêpes:
60 g Mehl
15 g geschmolzene Butter
1 Prise Salz
1 Ei
200 ml Milch

Für die Sauce:
40 g Butter
40 g Mehl
1/2 l Milch
1 Eigelb
Muskat, Salz, Pfeffer


Für die Crêpes Mehl, geschmolzene Butter, Salz und das Ei in eine Schüssel geben und mit dem Handrührer vermengen, dabei die Milch einfließen lassen. Den Teig mindestens 2 Stunden ruhen lassen.

Für die Sauce die Butter in einem Topf erhitzen, das Mehl hinzufügen und sofort mit einem Schneebesen gründlich verrühren, dann die Milch einfließen lassen, salzen, pfeffern und mit Muskat würzen. Unter rühren aufkochen und ein paar Minuten köcheln lassen. Vom Herd nehmen und das Eigelb unterheben. Die Sauce soll ziemlich dickflüssig sein. 
Den Spinat putzen, waschen, grob hacken und in einem Topf mit etwas Wasser erhitzen bis er zusammenfällt. In ein Sieb geben und abtropfen lassen, dann zurück in den Topf geben und mit der Crème Fraîche vermischen. Salzen und pfeffern. 

Nun in einer beschichteten Pfanne in etwas Öl hintereinander 4 Crêpes backen. Die Crêpes mit der Sauce bestreichen, einrollen und in ca. 5 cm breite Stücke schneiden. In eine Auflaufform geben, dabei darauf achten, dass die Ecken nach oben zeigen, das sorgt für den Öhrchen-Effekt. Die Spinatmasse gleichmäßig darüber verteilen, eventuell mit einer Gabel die Ecken wieder etwas nach oben biegen, dass sie aus dem Spinat herausschauen. Geriebenen Bergkäse darüber streuen und im vorgeheizten Ofen bei 200°C ca. 25 Minuten überbacken. 


Die Esel hier auf dem Bild stammen aus dem Freiburger Tierpark Mundenhof. Ganz offensichtlich hat dieses kleine Fohlen immernoch die hübschesten Eselsohren.

15 Kommentare:

Kochfelder hat gesagt…

Das ist das Lieblingsgericht meines Mannes, nur habe ich die Spitzen noch nie nach oben gezogen. Sieht sehr hübsch aus! Lustige Geschichte.

Katja hat gesagt…

Huhu Christina,

seltsamerweise mochte ich Spinat als Kind lieber als heute :-)
Ich esse natürlich Spinat, aber zu meinen Lieblingsgerichten gehört er sicher nicht. Die Geschichte zu Dinem Rezept ist toll...auch ohne Happy End :-).

Anne hat gesagt…

Ich liebe die alpine Berg-Küche ganz besonders. Dieses Eselsohren-Rezept kannte ich allerdings noch nicht, danke!

Anonym hat gesagt…

Hübsches Gericht ! Speziell für Esser, die keine Schienbeintritte austeilen. Das war wohl das letzte Leckerli, das der arme Esel gekriegt hat.

Alex hat gesagt…

Ich mochte auch immer schon Spinat und das mit den dicken Oberarmen hat doch geklappt :-))
Ich kannte den Namen dieses Rezepts nicht, aber oft und gerne bereite ich gefüllte Crepes vor, finde ich feiner als Cannelloni z.B.
Schönes Wochenende (das traut man sich bei dem Wetter kaum zu wünschen) von mir und ihm

Hannes hat gesagt…

Herrliche Geschichte! Das Rezept klingt SUPER!

Suse hat gesagt…

Spinat war neben Blumenkohl und Mais das einzige Gemüse, welches ich als Kind gern gegessen habe. Heute ess ich jedes Gemüse, liebe Spinat aber immer noch...und Popeye war nie mein Held, schließlich hat der den Spinat immer aus der Dose gegessen, das fand ich eklig :o)

Barbara hat gesagt…

Ich war und bin auch Spinat-Fan. Danke für das schöne Gericht, das mir gut gefällt - ich kannte es noch nicht.

Der arme Esel...

linda hat gesagt…

In der Schule im Kochunterricht habe ich dieses Rezept kennengelernt. Allerdings haben wir den Spinat in die Pfannkuchen gefüllt und dann mit der Sauce und dem Käse überbacken, allerdings ohne die Öhrli. Danke für die Erinnerung!

Petra aka Cascabel hat gesagt…

Ein ähnliches Rezept kenne ich als Spinat-Crespelle. Bei dir gefällt mir der Name und die Präsentation aber wesentlich besser!

Cherry Blossom hat gesagt…

Oh wie fein - schön schaut es aus mit den Spitzen!! Ich finde den Namen auch sehr schön... Habe lange keine Spinate gegessen - sollte ich schleunigst ändern

Christina hat gesagt…

@Täglich Freude am Kochen: Vielleicht muss man die ja gar nicht nach oben ziehen, ich hatte nur Bedenken, dass sonst alles unter der Spinatmasse versinkt.

@Katja: The other way round, das ist doch auch mal was! So geht´s mir mit Kohlrabi. ;-)

@Anne: Bei mir war es auch Premiere, von solchen Eselsohren hatte ich vorher auch noch nie gehört.

@Robert: Allerdings! Zumindest von mir.

@Alex: Aaaah, bei dem Anblick spüre ich glatt mein Schienbein ;-) Aber es gibt ja auch nette Esel. Ich mag gefüllte Crepes auch so gerne, ich finde sie sehen auch hübscher aus als Cannelloni.

@Hannes: Danke!

@Suse: Hm, da hast du eigentlich recht...wer ist schon freiwillig Spinat aus der Dose? Seltsame Vorstellung, da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht ;-)

@Barbara: Hach ja, irgendwie tut er mir jetzt im Nachhinein auch schon wieder Leid. So ganz alleine. Och Mönsch :-(

@Linda: Ich kannte Pfannkuchen mit Spinat bisher auch nur in der gefüllten Variante. Deswegen waren die Öhrchen hier auch einen Versuch wert.

@Petra: Das freut mich! Und erinnert mich spontan an mein Spargel-Crespelle-Rezept, das bald mal wieder fällig ist!

@Alissa: Ich habe quasi einen Spinatbunker im TK-Fach - bin also allzeit gewappnet für Spinat-Anfälle. ;-)

Chaosqueen hat gesagt…

Ich mochte Spinat schon immer und mag ihn auch immer noch. Im TK gibt es auch immer welchen.

Bei dem Anblick der Fotos läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Jetzt müsste ich mich nur dazu aufraffen, die Crepes zu backen.

Unknown hat gesagt…

bizarrement dachte ich immer, dass oreilles d'ânes was Süsses ist....mais non! Bloggen bildet...

Christina hat gesagt…

@Chaosqueen: Die Crêpes sind das einzig aufwändige an der Sache - ich setz mich dabei manchmal auf die Theke nebendran und trinke Kaffee ;-)

@Bolli: Die Vermutung liegt nahe, sonst sind Ohren ja irgendwie immer süß, auch in der deutschen Küche würde mir nichts gegenteiliges einfallen. Schweineohren vielleicht, aber die kenne ich nur in getrockneter Form für den Hund.