Donnerstag, 27. Mai 2010

Für angenehmen Filmgenuss: Linsenconfit mit Paratha-Brot

Manchmal ist so ein kleiner Fernsehabend doch etwas Nettes. Bezüglich des Verhaltens dabei gibt es jedoch je nach Programm beträchtliche Unterschiede. Wenn beim Mädelsabend die Akronym-Shows über den Bildschirm flimmern, ist es eher nebensächlich, was dort passiert. Würde man sowieso nicht verstehen, wir sind viel zu sehr mit quatschen beschäftigt. Wenn man jedoch mit weniger Leuten einen spannenden Film anschaut, ist man eher still und verfolgt das Geschehen aufmerksam, um nicht ein wichtiges Detail zu verpassen. So ist das bei den meisten Menschen zumindest. Nicht so bei einer alten Freundin aus Ponyhof-Zeiten. Sie fiebert nämlich immer besonders mit. Sie schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn einer das Auto gegen die Wand fährt. Sie beißt sich in die Faust und reißt die Augen auf, wenn ein Psychopath ums Haus schleicht. Sie lacht, liebt und leidet mit dem Protagonisten und unterstützt ihn mit verbaler Präzision: "Nicht diese Tür! NICHT DIESE TÜR, NEIIIIN!!! ... Verdammt, ich hab´s dir doch gesagt, du Vollpfosten!" Ansatzweise genervter Seitenblick meinerseits. "Pass auf, er hat ne Knarre! Da! Dadadaaaaaa!!!" Ich erkläre: "Du, der Film ist fertig abgedreht im Kasten, da kannste Kopfstand machen und trotzdem nichts ändern, Schätzchen." Fünf Sekunden Stille. "Oh nein, da ist er schon wieder, auf die Zwölf, Junge! Hau rein! Yeeaah!!" Dabei schwingt sie bedrohlich die Faust über dem Kopf. Ich seufze und zücke meine einzige Waffe: Essen. "Da, iss." ... und halt die Klappe! Den letzten Teil natürlich nur gedacht.


Hier kommt das Rezept für 4 Portionen:


Für die Paratha:
125 g Weizenmehl
125 g Vollkornmehl
1 TL Salz, 2 EL Öl
3 EL Ghee (ersatzweise Butterschmalz)
Mehl zum Arbeiten


Für das Püree:
3 Schalotten, geschält und fein gehackt
100 ml Rotweinessig
50 ml Wasser
1 gestr. EL Zucker
250 g schwarze Berglinsen
100 g rote Linsen
1 EL Kreuzkümmel
3 EL Sesampaste (Tahina)
4 EL Sesamöl
1 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer


Für die Paratha die beiden Mehlsorten und Salz mischen. Öl und 125 ml Wasser zufügen. Den Teig in eine geölte Schüssel legen und mit Folie bedeckt etwa 30 Minuten ruhen lassen.
Für das Linsenconfit gesalzenes Wasser separat in zwei Töpfen zum kochen bringen. Im ersten Topf die schwarzen Linsen ca. 25 Minuten kochen, im zweiten die roten Linsen für ca. 10 Minuten. Wenn die Linsen gar sind (die roten müssen noch sehr bissfest sein, damit sie später ihre Form behalten), separat abgießen und dabei das Kochwasser der schwarzen Linsen auffangen. In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen, die Schalotten dazugeben und andünsten. Drei Esslöffel vom aufbewahrten Kochwasser, den Essig und den Zucker dazugeben und einköcheln lassen, bis die Flüssigkeit aufgebraucht ist und die Schalotten zu karamellisieren beginnen. In einer Schüssel die schwarzen Linsen, 3 EL Sesamöl, den Kreuzkümmel und die konfierten Schalotten mit einem Mixstab pürieren, dabei das restliche Kochwasser nach und nach einlaufen lassen, bis ein geschmeidiger Püree entsteht. Nun die Sesampaste und die roten Linsen unterrühren, salzen und pfeffern und den verbleibenden EL Sesamöl dazugeben und gut vermischen. Es empfiehlt sich, einen EL rote Linsen erst ganz zum Schluss vor dem Servieren vorsichtig unterzuheben, denn sollten sie auch nur einen Tick zu weich gekocht sein, gehen sie bei zu starkem Rühren in der schwarz-braunen Masse unter und es sieht nicht mehr so appetitlich aus. 
Den Parathi-Teig in 8 gleich große Portionen zerteilen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu dünnen Fladen mit einem Durchmesser von ca. 15 cm ausrollen. Ghee oder Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die Fladen nacheinander von jeder Seite etwa zwei Minuten braten, vor dem Wenden jeweils die Oberfläche mit etwas Ghee oder Butterschmalz bestreichen. Die Fladen aus der Pfanne nehmen und sofort zu Dreiecken falten und mit dem Linsenconfit servieren. 


Mit den knusprigen Paratha lassen sich die Linsen wunderbar dippen. Wer den Geschmack von Sesamöl und vor allem Sesampaste nicht mag, sollte hiermit sparsamer umgehen, da man es doch gut herausschmeckt (was mir persönlich gefällt). Das Rezept für das Linsenconfit stammt aus der Zeitschrift Saveurs No°175, es ist nur geringfügig abgeändert, das Rezept für die Paratha ist aus dem Heft Kreativ Küche Indien 2/2007.

15 Kommentare:

Frau Mahlzahn hat gesagt…

"Du Vollpfosten" -- *lach*, das gefällt mir, muss ich mir merken!

Und das Rezept liest sich mal wieder richtig lecker!

Ich bewundere übrigens Deine Bilder immer sehr!

So long,
Corinna

Hesting hat gesagt…

So ein schönes Essen zum Film. *yammi*

Ellja hat gesagt…

Ich musste lachen... bin ich auch so eine, die beim Fernsehen in Gesellschaft gerne mitkommentiert... man will ja seine Eindrücke mit dem Nebenan auch teilen... nicht grade so drastisch wie deine Freundin..aber der Trick würde bei mir auch klappen ;-)

Alex hat gesagt…

Deine Freundin ist mir sofort sympathisch! Beim Vollpfosten habe ich auch lauthals gelacht. Immer wieder schön, deine Einleitungen zu lesen.
Und ich habe ALLLLLLLE Zutaten zu Hause. Der Filmabend kann beginnen

Hannes hat gesagt…

Ja, wenn die Emotionen mit einem durchgehen! :-) Schön! Dein Rezept und die Bilder natürlich auch wundervoll!

Suse hat gesagt…

Ich tipp ja drauf, dass deine Freundin extra so schimpft, damit du sie beim Filmabend gar fein mit Knabbereien versorgst

Gabriele Spangenberg hat gesagt…

Oh, wie herrlich. das klingt nach 1 A fernsehabend! Prime TV!!!

Claus hat gesagt…

Schönes TV-Futter. Meinste, das könnt ich den Jungs während der WM mal machen? Ich bräuchte nur jemand, der mich danach wieder aus der LNK befreit...

Jana hat gesagt…

Dein Blog ist ja absolut klasse!!! Davon werde ich auf jedenfall einiges nachkochen!!
Liebe Grüße, Jana

Christina hat gesagt…

@Corinna: Schön, dass sie dir gefallen. Und ja, der Vollpfosten ist in der Tat mittlerweile auch bei mir ein beliebtes Schimpfwort - dezent aber fies ;-)

@Hesting: Ein Film ohne was zu knabbern ist immer traurig, finde ich.

@Ellja: Ich muss ja zugeben, dass ich das insgeheim schon auch ein bisschen lustig finde, wenn jemand so mitfiebert - essen gibt´s trotzdem! ;-)

@Alex: Jihaaaa!!! Dann los! :-)

@Hannes: Dankeschön!

@Suse: Aha! Jetzt wo du´s sagst...am Ende muss ich mir noch eine andere Taktik überlegen.

@Gabriele: Prime TV sozusagen auf dem Bildschirm und parallel neben mir auf dem Sofa, hihi!

@Claus: Erstmal, TV und WM krieg ich ja gerade noch so hin, aber WTH ist LNK? Die Jungs mögen das bestimmt - zur WM mit einer ordentlichen Beilage in Form von Flüssignahrung ;-)

@Jana: Dankeschön und Willkommen, freu mich wenn du was findest!

Anne hat gesagt…

Oh super, ich suche schon lange eine Idee für solch einen Linsen-Dip! Direkt gebookmarkt.

Mestolo hat gesagt…

Mag ich alles, hab ich alles da. Ist gespeichert.

Christina hat gesagt…

@Anne: Als Dip haben die Linsen bei mir jetzt auch Premiere gefeiert! ;-)

@Mestolo: Ich freu mich auch immer, wenn ich merke, dass ich alle Zutaten im Haus habe und gleich loslegen kann - ein gutes Argument für eine stattliche Vorratshaltung! :-))

Unknown hat gesagt…

Ich habe grad das Linsenconfit gekocht. Schmeckt superhervorragend!! Habe noch Sesam hinzugefügt. Hab aber 2 Fragen: Hab die Linsen im Messbecher wie Reis abgemessen, weil Linsen nicht dranstand. War das richtig? Hab das Gefühl zu viele Linsen gekocht zu haben. Und beim Zwiebeleinkochen hat das Essig hat unglaublich extrem in den Augen gebrannt. Wieso?
lg, Sandra

Christina hat gesagt…

Hey Sandra, freut mich, dass es dir geschmeckt hat. Linsen wie Reis abzumessen geht in Ordnung, das mache ich auch so. Meist nehme ich für zwei Personen eine Tasse, das mal so grob als Richtmaß. Dass es so viele Linsen waren liegt bestimmt am Rezept, die Menge ist für vier Personen reichlich bemessen, ich habe mich jedoch an die Mengenvorgaben der Zeitschrift gehalten, aus der ich es nachgekocht habe. Das, was beim Essig in den Augen gebrannt hat, war wahrscheinlich die Säure, die darin enthalten ist. Vielleicht waren aber auch die frisch geschnittenen Zwiebeln der eigentliche Übeltäter?