"Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht." Mhm. Leider ist da oft was Wahres dran und es ist mitunter äußerst schade, was sich so mancher durch das Verschmähen exotisch anmutender Speisen durch die Lappen gehen lässt. Ich habe jedoch ein anderes Problem: Wenn ich etwas probiert habe, das mir nicht schmeckt, meide ich es wie der Teufel das Weihwasser oder wie Unterwäsche anprobieren in der H&M-Umkleidekabine (die Damen werden wissen, was ich meine). Das Stichwort lautet: Kapern! Ich habe sie gehasst. Ich habe unzählige Portionen Spaghetti alla Puttanesca und, als man Thunfisch noch mit besserem Gewissen essen konnte, Vitello Tonnato mit verschränkten Armen und vorgeschobener Unterlippe von mir gewiesen. Und wenn mir jemand erzählt hat, dass Kapern als Aphrodisiakum gehandelt werden, habe ich mir vorgestellt, wie viele liebestolle Männer dank eines Kaperngerichts von ihrer Liebsten auf den Mond geschossen wurden. Peng, und weg! Und die Kapern gleich hinterher. Aber irgendwie hat doch alles und jeder im Leben eine zweite Chance verdient. Und diese Panzanella hat mich schon seit Ewigkeiten ziemlich provozierend angelacht - gespickt mit hübschen kleinen Kapern.
Hier kommt das Rezept für 4 Personen:
2 rote Paprikaschoten
2 gelbe Paprikaschoten
600 g altbackenes Brot
5 EL Olivenöl
1 kg reife Tomaten verschiedener Sorten
12 Sardellenfilets in Öl
1 Hand voll kleine, eingelegte Kapern, abgespült
1 rote Zwiebel, geschält und halbiert
(1 Sellerieherz)
1 gr. Hand voll frisches Basilikum, die Blätter abgezupft
Für das Dressing:
Rotweinessig
Olivenöl
1 kl. Knoblauchzehe, geschält
Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Paprikaschoten 10 Min. auf höchster Stufe unter dem Grill rösten, wenn sie dunkel werden und Blasen werfen, herausnehmen und 20 Min. in einem Gefrierbeutel oder in einer Schüssel mit Folie abgedeckt ruhen lassen. Das Brot in mundgerechte Stücke zupfen und im heißen Olivenöl anrösten, dann beiseite stellen (am Besten WEIT weg, denn mir haben die frisch gerösteten Brotwürfel so gut geschmeckt, dass ich nebenher schon fast die Hälfte weggegessen habe). Die Tomaten halbieren oder vierteln (je nach Größe), etwas salzen und auf einem Sieb über einer Schüssel ca. 20 Min. abtropfen lassen. Die Sardellen und die Kapern mit in die Schüssel geben. Die Zwiebel in feine Scheiben schneiden und zusammen mit dem Brot in eine weitere große Schüssel füllen. Wenn die Paprikaschoten etwas abgekühlt sind, die Haut abziehen sowie Stielansatz und Kerne entfernen. In Streifen reißen und zum Brot und den Zwiebeln geben. Die Tomaten im Sieb leicht rütteln und vorsichtig den restlichen Saft herausdrücken. Dann die Sardellen aus der Schüssel nehmen und beiseite legen. Nun die Tomaten mit dem Großteil der Basilikumblätter in die Schüssel zum Brot geben. Für das Dressing 2 EL Rotweinessig und 10 EL Olivenöl zum Tomatensaft und den Kapern geben. Den Knoblauch zerdrücken, dazugeben und verrühren, nach Geschmack salzen und pfeffern. Über den Salat geben und mit den Händen gut vermischen. Ein paar Minuten ruhen lassen, aber nicht zu lange, sonst wird das Brot zu matschig. Zum Schluss die Sardellen auf dem Salat drapieren und servieren.
Quelle: Genial Italienisch/Jamie Oliver. Ich habe das Rezept nur ganz geringfügig geändert, indem ich die Brotwürfel angeröstet habe - ich finde sie schmecken dadurch noch feiner und außerdem bleiben sie besser in Form, wenn man sie mit dem Dressing mischt. Panzanella ist ursprünglich entstanden, um Reste von Brot zu verwerten, in der Toskana hat jeder ein bewährtes Familienrezept dafür.
17 Kommentare:
*lol* bei den H&M-Umkleidekabinen dachte ich schon, dass jetzt die Überleitung zu einem Pilzgericht käme *g*.
Kapern habe ich auch erst durch den Jamie kennen und lieben gelernt... vorher waren mir die Dinger doch etwas suspekt.
Da ich Kapern liebe, brauche ich mir überhaupt keine Gedanken darüber zu machen, ob der Salat schmeckt. Er tut es garantiert!
Ich habe mich beömmelt vor lachen bei der H&M-Nummer!
Mit Kapern bin ich aufgewachsen, gab's gleich nach der Muttermilch und ich könnte mich reinlegen. In Panzanella übrigens auch. So was Leckeres
Oh wie fein. Mit angeröstetem Brot mag ich Panzanella auch sehr gern.
Kapern gehören bei mir in dieselbe Kategorie wie Oliven und Weizenbier: man muss es nur oft genug immer wieder probieren, bis man es irgendwann richtig gern mag, hat hervorragend geklappt ;o)
Manchmal ist es nur eine Frage der guten Qualität. Bei mir waren es Kapernäpfel, die ich für Jahre nicht mochte. Seit ich einmal eine erstklassige Sorte probieren durfte, kann ich nicht mehr davon lassen.
Diesen Brotsalat will ich schon ewig einmal machen, aber irgendwie hatte ich bisher immer die Vorstellung, dass das Brot matschig wird und mir dann nicht schmeckt. Ich glaube ich werde es nun doch einmal versuchen.
Und? Hast du sie denn gegessen?
Hmmm, das sieht sehr sehr lecker aus. Ganz klar, die Brotwürfel müssen angeröstet werden. Ich kann dir aber versichern, dass ich während meines Jahres in Florenz Panzanella auch schon OHNE Kapern gesehen& gegessen habe. ;-)
Bei H&M war ich ewig nicht mehr, fällt mir grad auf. Die Umkleidekabinen hab ich nicht vermisst ;).
Und, wie ist Dein Verhältnis zu den Kapern mittlerweile?
@Milliways: Hehe, das hätte wohl auch gepasst. Und dann kommt noch das extreeeem vorteilhafte Licht und der "Zerrspiegel" dazu - und das Fiasko ist perfekt.
@Petra: Stimmt :-))
@Alex: Tja, H&M verbindet eben! ;-) In Panzanella kann ich mich in Zukunft übrigens auch reinlegen - jetzt, wo ich von meiner Kapernphobie geheilt bin.
@Suse: Da bringste mich auf eine gute Idee: Weizenbier mag ich nämlich auch nicht, dann könnte ich mich da auch stepbystep rantasten.
@Robert: Ich glaube auch, dass Qualität meist die beste Überzeugungsarbeit leistet!
@Linda: Außen matscht das Brot schon ein klitzekleines bisschen an, aber durch das vorangehende Rösten bleibt es im Kern schön knackig.
@Sandra: Ja, und es hat mir wirklich gut geschmeckt. Vor allem das Dressing war durch die Kapern ganz ganz toll.
@Sophie: Dann wäre Florenz ja in Bezug auf Panzanella meine Rettung gewesen ;-) Aber ich bin jetzt auch ganz froh, dass ich sie mit Kapern probiert habe, sonst hätte ich meine Aversion wahrscheinlich nicht so schnell abgelegt.
@Toni: Nee, vermissen braucht man die Umkleidekabinen dort wirklich nicht.
Und ja, die Kapern und ich sind gute Kumpels geworden! :-)
Jetzt aber mal raus mit der Sprache, wat läuft da in den H&M-Kabinen???
Tja Claus, dat is Frauensache ;-))
Ja, das Kapern-Problem kenne ich. Als Kind jedes kleine Kaperchen aus dem Hühnerfrikassee rausgepult. Aber mittlerweile liebe ich sie und mag sie in jedweder Kombination :-) Der Brotsalat wird definitiv ausgetestet!
Ich finde H&M-Umkleidekabinen wesentlich unangenehmer als Kapern.;-) In dem Fall hilft bei mir auch häufiges Probieren nicht.....
VG,
Claudi
@Anikó: Ich glaube auch, dass ich durchaus noch zum Kapern-Fan mutieren könnte.
@Claudi: Ich jetzt auch! :-)
Ich denke es ist wie Robert schreibt, wenn man die richtige Qulität erwischt mag man sie schon Anfang an. Wichtig auch immer die Lake etwas wegwaschen. Der Salat sieht übrigens toll aus.
Danke, Zorra. Ich glaube ich hatte früher immer nur irgenwelche Billigkapern - jetzt achte ich auf Qualität und kann´s immernoch kaum fassen, dass sie mir auf einmal so gut schmecken! :-)
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